tieren, was auch für den massiven Standfuß (Taf.
5.6) gilt. Der relativ hohe Anteil an verzierter Kera-
mik deutet auf eine Zeitstellung in der schon fort-
geschrittenen älteren Kaiserzeit bzw. der jüngeren
Römischen Kaiserzeit hin (Halpaap 1994, 96).
Dem würde auch die möglicherweise als Gefäß der
Form Uslar II anzusprechende Randscherbe nicht
widersprechen.
Die Datierung des Hausgrundrisses erfolgt über
typologische Vergleiche mit anderen Grundrissen.
Ein in der Form vergleichbarer Hausgrundriss aus
Flögeln kann in das 2./3. Jh. datiert werden. Auf-
grund der großen Breite des Hauses ist der frühe-
re Zeitansatz zu favorisieren.
5.3.2 Meensen (Kat. Nr. 246)
5.3.2.1 Topographie
Der Fundort Meensen befindet sich in einer Tal-
senke am Südrand der Dransfelder Hochfläche
(ca. 330-360 m ü. NN) und stellt den südwest-
lichst gelegenen Siedlungsplatz der Römischen
Kaiserzeit im Arbeitsgebiet dar. Der Siedlungs-
platz zeichnet sich durch seine isolierte Lage aus:
im Umkreis von 8 km finden sich keine weiteren
Funde aus der Römischen Kaiserzeit. Dies über-
rascht, denn die Siedlung liegt an der kürzesten
Verbindung zwischen der Weserpforte bei Hann.
Münden und dem Leinetal und somit an einer
wichtigen Verkehrslinie.
5.3.2.2 Forschungsgeschichte
Die Forschungsgeschichte des kaiserzeitlichen
Fundplatzes hängt mit der mittelalterlichen Wüs-
tung Vriemeensen zusammen. Der Ort manisi
wird 990 in einer Schenkungsurkunde erstmalig
erwähnt, das Wüstfallen der Ortschaft wird zum
Ende des 14. Jhs. anzusetzen sein (Hesse 1996,7 ff.).
Seit dem 19. Jh. wurden bei Feldarbeiten am Ort
der alten Siedlung immer wieder große Steinqua-
der und andere Schuttreste gefunden. Seit 1950
wurden regelmäßig Begehungen durch Heimat-
forscher, seit Ende der siebziger Jahre auch durch
Wissenschaftler der Universität Göttingen und
der Kreisdenkmalpflege vorgenommen. 1994 ent-
schloss sich die Kreisdenkmalpflege Göttingen zu
einer Rettungsgrabung, da die Befunde durch
landwirtschaftliches Arbeiten erheblich gefährdet
waren. Bei den Untersuchungen der mittelalter-
lichen Befunde42 wurden auch Befunde der älte-
ren Römischen Kaiserzeit aufgedeckt. Es wurden
nicht die Funde und Befunde der Grabungskam-
pagne 1999 aufgenommen.
5.3.2.3 Befunde
An der Süd-Ost Ecke des mittelalterlichen Steinge-
bäudes wurde ein kaiserzeitliches Grubenhaus auf-
gedeckt (Abb. 7). An der Basis des Grubenbefun-
des befanden sich vier Pfostenlöcher. Der Grund-
riss ist NO-SW orientiert. Ein weiteres Grubenhaus
wurde lediglich im Profil angeschnitten. Die stärk-
ste Konzentration an kaiserzeitlicher Keramik lag
im Bereich des mittelalterlichen Gebäudes, aber
auch in der Talsenke fand sich rhein-wesergerma-
nische Keramik. In der Mitte des Grubenhauses lag
eine große Schale (Taf. 11.13) mit der Öffnung nach
unten, in ihrem Boden befand sich ein Loch.43
5.3.2.4 Keramik
Den größten Anteil am Fundmaterial hat die Kera-
mik mit ca. zweihundert Einzelscherben.
5.3.2.4.1 Form Uslar I bis VI
Die Form Uslar I und ihre Unterarten ist mit 16
Scherben im Fundmaterial von Meensen recht
häufig. Vier Randscherben entsprechen der Form
Uslar I (Taf. 6.11,14,16,17). Das Gefäß Taf. 6.14
ist trichterförmig, die größte Weite liegt an der
Mündung. Das Unterteil zieht straff ein, die Schul-
ter ist kurz und kantig abgesetzt44. Darüber hin-
aus weist die Wandung eine Strichverzierung auf,
bei der ausgehend von einer horizontal um das
Gefäß umlaufenden Linie weitere parallele Linien
in vertikaler Richtung verlaufen. Das ungewöhn-
liche große Gefäß Taf. 6.16, das hier der Form
Uslar I zugeordnet wird, steht in der Gestaltung
allerdings auch Form III nahe (vgl. von Uslar
1938, Taf. 15, Nr. 29). Zwei Randscherben (Taf.
6.12 und 13) sind der Form I/II a zuzurechnen. In
zehn Fällen liegen Wandscherben mit deutlichem
Wandungsknick vor, die wohl der Form Uslar I
bzw. I/IIa zuzuordnen sind (Taf. 6.1-10). Vier
davon weisen Verzierungen auf 45
42 Die Bearbeitung der mittelalterlichen Funde und Befunde der Wüstung von Vriemeensen erfolgte durch St. Hesse, Göt-
tingen.
43 Die botanische Untersuchung des Inhaltes der Schale ergab aber keinerlei Auffälligkeiten (mündl. Mitt. K. Grote). Die
Schale konnte nur stark zerscherbt geborgen werden, wurde aber im LMH restauriert. Die Aufnahme erfolgte vor der Res-
taurierung, sodass der untere Teil der Schale aufgrund der starken Fragmentierung nicht gezeichnet werden konnte.
44 Diese Art der Randbildung kommt nach von Uslar besonders häufig im Westen der Germania magna vor (1938, 57).
45 Linienzier: Taf. 6.1,2,4; kombinierte Verzierung Punkteindrücke/Linien: Taf. 6.3.
50
5.6) gilt. Der relativ hohe Anteil an verzierter Kera-
mik deutet auf eine Zeitstellung in der schon fort-
geschrittenen älteren Kaiserzeit bzw. der jüngeren
Römischen Kaiserzeit hin (Halpaap 1994, 96).
Dem würde auch die möglicherweise als Gefäß der
Form Uslar II anzusprechende Randscherbe nicht
widersprechen.
Die Datierung des Hausgrundrisses erfolgt über
typologische Vergleiche mit anderen Grundrissen.
Ein in der Form vergleichbarer Hausgrundriss aus
Flögeln kann in das 2./3. Jh. datiert werden. Auf-
grund der großen Breite des Hauses ist der frühe-
re Zeitansatz zu favorisieren.
5.3.2 Meensen (Kat. Nr. 246)
5.3.2.1 Topographie
Der Fundort Meensen befindet sich in einer Tal-
senke am Südrand der Dransfelder Hochfläche
(ca. 330-360 m ü. NN) und stellt den südwest-
lichst gelegenen Siedlungsplatz der Römischen
Kaiserzeit im Arbeitsgebiet dar. Der Siedlungs-
platz zeichnet sich durch seine isolierte Lage aus:
im Umkreis von 8 km finden sich keine weiteren
Funde aus der Römischen Kaiserzeit. Dies über-
rascht, denn die Siedlung liegt an der kürzesten
Verbindung zwischen der Weserpforte bei Hann.
Münden und dem Leinetal und somit an einer
wichtigen Verkehrslinie.
5.3.2.2 Forschungsgeschichte
Die Forschungsgeschichte des kaiserzeitlichen
Fundplatzes hängt mit der mittelalterlichen Wüs-
tung Vriemeensen zusammen. Der Ort manisi
wird 990 in einer Schenkungsurkunde erstmalig
erwähnt, das Wüstfallen der Ortschaft wird zum
Ende des 14. Jhs. anzusetzen sein (Hesse 1996,7 ff.).
Seit dem 19. Jh. wurden bei Feldarbeiten am Ort
der alten Siedlung immer wieder große Steinqua-
der und andere Schuttreste gefunden. Seit 1950
wurden regelmäßig Begehungen durch Heimat-
forscher, seit Ende der siebziger Jahre auch durch
Wissenschaftler der Universität Göttingen und
der Kreisdenkmalpflege vorgenommen. 1994 ent-
schloss sich die Kreisdenkmalpflege Göttingen zu
einer Rettungsgrabung, da die Befunde durch
landwirtschaftliches Arbeiten erheblich gefährdet
waren. Bei den Untersuchungen der mittelalter-
lichen Befunde42 wurden auch Befunde der älte-
ren Römischen Kaiserzeit aufgedeckt. Es wurden
nicht die Funde und Befunde der Grabungskam-
pagne 1999 aufgenommen.
5.3.2.3 Befunde
An der Süd-Ost Ecke des mittelalterlichen Steinge-
bäudes wurde ein kaiserzeitliches Grubenhaus auf-
gedeckt (Abb. 7). An der Basis des Grubenbefun-
des befanden sich vier Pfostenlöcher. Der Grund-
riss ist NO-SW orientiert. Ein weiteres Grubenhaus
wurde lediglich im Profil angeschnitten. Die stärk-
ste Konzentration an kaiserzeitlicher Keramik lag
im Bereich des mittelalterlichen Gebäudes, aber
auch in der Talsenke fand sich rhein-wesergerma-
nische Keramik. In der Mitte des Grubenhauses lag
eine große Schale (Taf. 11.13) mit der Öffnung nach
unten, in ihrem Boden befand sich ein Loch.43
5.3.2.4 Keramik
Den größten Anteil am Fundmaterial hat die Kera-
mik mit ca. zweihundert Einzelscherben.
5.3.2.4.1 Form Uslar I bis VI
Die Form Uslar I und ihre Unterarten ist mit 16
Scherben im Fundmaterial von Meensen recht
häufig. Vier Randscherben entsprechen der Form
Uslar I (Taf. 6.11,14,16,17). Das Gefäß Taf. 6.14
ist trichterförmig, die größte Weite liegt an der
Mündung. Das Unterteil zieht straff ein, die Schul-
ter ist kurz und kantig abgesetzt44. Darüber hin-
aus weist die Wandung eine Strichverzierung auf,
bei der ausgehend von einer horizontal um das
Gefäß umlaufenden Linie weitere parallele Linien
in vertikaler Richtung verlaufen. Das ungewöhn-
liche große Gefäß Taf. 6.16, das hier der Form
Uslar I zugeordnet wird, steht in der Gestaltung
allerdings auch Form III nahe (vgl. von Uslar
1938, Taf. 15, Nr. 29). Zwei Randscherben (Taf.
6.12 und 13) sind der Form I/II a zuzurechnen. In
zehn Fällen liegen Wandscherben mit deutlichem
Wandungsknick vor, die wohl der Form Uslar I
bzw. I/IIa zuzuordnen sind (Taf. 6.1-10). Vier
davon weisen Verzierungen auf 45
42 Die Bearbeitung der mittelalterlichen Funde und Befunde der Wüstung von Vriemeensen erfolgte durch St. Hesse, Göt-
tingen.
43 Die botanische Untersuchung des Inhaltes der Schale ergab aber keinerlei Auffälligkeiten (mündl. Mitt. K. Grote). Die
Schale konnte nur stark zerscherbt geborgen werden, wurde aber im LMH restauriert. Die Aufnahme erfolgte vor der Res-
taurierung, sodass der untere Teil der Schale aufgrund der starken Fragmentierung nicht gezeichnet werden konnte.
44 Diese Art der Randbildung kommt nach von Uslar besonders häufig im Westen der Germania magna vor (1938, 57).
45 Linienzier: Taf. 6.1,2,4; kombinierte Verzierung Punkteindrücke/Linien: Taf. 6.3.
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