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Schmidt, Susanne
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Band 30): Die ältere römische Kaiserzeit in Südniedersachsen — Rahden/​Westf.: Verlag Marie Leidorf, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.68052#0072
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bzw. der Fußteil der Fibel ist sehr kurz. Genau
dieses Detail zeigen auch eine Fibel aus Göttin-
gen (Cosack 1979, Taf. 49,4) und eine weitere aus
Unterweissenborn, Ldkr. Kassel (ebd., Taf. 49,2).
Auch der schmale Bügel und die Grazilität stim-
men bei allen drei Fibeln überein, sodass hier
möglicherweise Werkstattgleichheit vorliegt. Die
Fibel wird in die Stufe B2 nach Eggers datiert.
Als weiteres nicht-keramisches Fundgut müssen
drei Wetzsteine unterschiedlicher Form genannt
werden52 (s. auch. Kap. 6.3.2).
5.3.2.7 Datierung des Siedlungskomplexes
Die einheimische Keramik der Siedlung Meen-
sen zeigt ein vielfältiges Spektrum von Formen
und Verzierungen. Datierende Anhaltspunkte
sind zum einen die zahlreichen Gefäße der Form
I und das Fehlen der Form II nach v. Uslar. Dies
deutet auf eine Zeitstellung der Siedlung in der
älteren Römischen Kaiserzeit (B2). Das Gefäß
der Form V mit einem hoch eingebogenen und
kantig abgesetzten Randteil (Taf. 10.2) ist typisch
für die ältere Römische Kaiserzeit (von Uslar
1938, 76). Nach von Uslar tritt Warzenverzie-
rung erst im Laufe des 2. Jhs. auf (1938, 42); nach
dem hiervorliegenden Befund muss man mit dem
Aufkommen von Warzenverzierung schon im
fortgeschrittenen 1. Jh. rechnen. Die Fibel und
die Importkeramik unterstützen diesen Zeitan-
satz, ebenso die Wetzsteine, deren Vorkommen
auf die Stufen B2 und CI beschränkt ist (Rad-
datz 1981c, 59). Unklar bleibt die Zeitstellung
des Sigillata-Fragments Taf. 16.9.
5.3.3 Rosdorf (Kat. Nr. 305)
5.3.3.1 Topographie
Die Fundstelle liegt südlich von Rosdorf, am west-
lichen Rande der Leinetalaue des linksseitigen
Leineufers. Der Fundplatz reiht sich somit in eine
Reihe weiterer kaiserzeitlicher Siedlungen links
und rechts der Leine ein. Nur wenige hundert
Meter weiter südlich befindet sich der Fundplatz
Kat. Nr. 275.
5.3.3.2 Forschungsgeschichte
Der Fundplatz wurde 1984 im Rahmen von Flur-
bereinigungsarbeiten beim Anlegen eines Wasser-
grabens entdeckt. Neben frühneolithischen Fun-
den und Befunden konnte auch umfangreiches

kaiserzeitliches Material durch die Kreisdenkmal-
pflege Göttingen geborgen werden (Grote 1985,
225 f.).
5.3.3.3 Befunde
Unter dem Kolluvium fand sich ein Schwarzerde-
horizont, in dem sich mehrere meist kleine Gru-
ben und Steinsetzungsstrukturen befanden.53 Bei
der größten Grube Befund Nr. 8 handelte es sich
wohl um ein nur flach eingetieftes Grubenhaus.
In dieser Grube fand sich sehr viel Keramik, Tier-
knochen und Buntmetallschlacken. Herausragen-
de Funde sind eine 14,5 cm lange Bronzenadel
und eine Scherbe Relief-Terra-Sigillata.
5.3.3.4 Keramik
Es liegen über 100 Keramikscherben Grob- und
Feinkeramik vor. Fast die Hälfte davon sind Rand-
scherben, und konnten somit dem Uslarschen For-
menschema zugeordnet werden.
5.3.3.4.1 Form Uslar I bis VI
Die Form Uslar I ist mindestens viermal im Fund-
material vorhanden (Taf. 17.1-4). Bis auf das Gefäß
Taf. 17.3, welches eine eher gerundete Schulter auf-
weist, haben alle Scherben eine sehr kurze Schul-
ter mit scharfem Umbruch. Die Ränder sind kurz,
nach außen gelegt und z. T. leicht verdickt. Zwei
Scherben mit geradem unverdicktem, bzw. nur
leicht verdicktem Rand sind möglicherweise der
Form I/II b zuzuordnen (Taf. 17.5,6), für eine genau-
ere Beurteilung fehlt jedoch der Schulterumbruch.
Die Form Uslar II ist nicht sicher nachweisbar. Bei
den Randscherben Taf. 17.5 und 17.6 (s.o.) fehlt
die charakteristische Randlippe der typischen Aus-
prägung der Form II.
Gefäße der Form Uslar III sind viermal im Fund-
gut vorhanden (Taf. 17.7-10). Dabei handelt es
sich um deutlich verschiedene Ausprägungen die-
ser Form. Neben zwei eher kleinen, schalenarti-
gen Gefäßen (Taf. 17.8-9) findet sich auch ein gro-
ßes, aufwendig verziertes Gefäß, dass in der Pro-
filierung die Tendenz zur Form I erkennen lässt
(Taf. 17.10). Nur schwach ausgebaucht ist das
Gefäß Taf. 17.7.
Die Form Uslar IV ist nur einmal mit Sicherheit
nachweisbar (Untergruppe IVc). Es handelt sich
dabei um ein großes, wahrscheinlich tonnenför-

52 Länglich abgerundet: Taf. 16.15; länglich-rechteckig: Taf. 16.14; flach-rechteckig: Taf. 16.16.
53 Da es sich um eine Notbergung handelte, konnten die Befunde nicht en detail dokumentiert werden.

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