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förmige Gefäße mit großem Mündungsdurchmes-
ser (z. B. Taf. 34.5-7). Gefäße der Form Uslar IV
lassen sich ebenfalls mehrfach im Fundmaterial
nachweisen (z. B Taf. 34.8,9). Die Formen Uslar
V und VI sind mit ca. 30 Randscherben vertreten
(z. B. Taf. 35.1-8). Neben den zumeist großen, weit-
mündigen Gefäßen finden sich auch zierliche
Exemplare (Taf. 35.4). Vier Gefäße der Forme VI
sind verziert: zwei besitzen einen getupften Rand
(Taf. 35.7,8), eines Warzenzier (Taf. 35.5) und ein
weiteres ist mit Linien verziert (Taf. 35.4). Ein Ge-
fäß mit stark einbiegendem Rand trägt ein Muster
aus verschiedenartigen Eindrücken (Taf. 35.2).
5.3.8.4.2 Gefäflböden
Das Fundmaterial enthielt mehrere flache Gefäß-
böden. Darüber hinaus liegen ein massiver Stand-
fuß (Taf. 36.3) und ein Boden mit flacher Stand-
platte (Taf. 36.4) vor. Auf einer Bodenscherbe be-
findet sich Linienzier (Taf. 36.1).
5.3.8.4.3 Verzierungsarten
Im Fundmaterial befinden sich viele verzierte Scher-
ben; das Spektrum der Verzierungsarten ist jedoch
vergleichsweise eingeschränkt. Neben schlickge-
rauten Scherben finden sich auch diverse Wand-
scherben mit Kammstrichverzierung (ohne Abb.).
Häufigste Verzierungsform sind Einstich- und
Linienverzierungen (Taf. 36.5-8,10-12). In zwei
Fällen konnte Wulstgrubenzier (Taf. 36.9) festge-
stelltwerden, die bei dem Gefäß der Form VI (Taf.
35.5) sehr unbeholfen wirkt. Die Eindruckverzie-
rungen variieren von wenigen, locker verstreuten
(Taf. 36.5) oder fast flächendeckend angebrachten
Einstichen (Taf. 36.6) bis zu geordnet wirkenden
Eindrücken in Reihen (Taf. 36.7) oder Zonen (Taf.
36.8). Ein Gefäß der Form V (Taf. 34.2) besitzt
zwei verschiedene Einstichmotive: ein „Füllhorn“-
förmiges Ornament verläuft horizontal um das
Gefäß, darunter befindet sich eine Linie mit spit-
zovalen Einstichen (ähnlich: von Uslar 1938, Taf.
46.72). Die Linienverzierungen sind alle zu Mus-
tern geordnet (Taf. 36.10-12). Vermutlich handelt
es sich um die Scherben eines Gefäßes. Eine zier-
lich erscheinende Scherbe zeigt eine Zier aus hän-
genden, punktgefüllten Dreiecken (Taf. 36.13).
Ein Wandbruchstück eines Gefäßes weist am Um-
bruch vom Gefäßkörper zum Fuß eine plastische
gekerbte Leiste auf (Taf. 36.14). Ein Vergleichs-

stück dazu liegt aus der Siedlung Berge, Kr. Fritz-
lar-Homburg, vor. Über die Fundzusammenhän-
ge ist bei diesem Stück eine Datierung in die
frühe Phase der jüngeren Römischen Kaiserzeit
anzunehmen (Mildenberger 1974, Taf. 2,57).
Auch eine Urne aus Grone, Kat. Nr. 127 (Arndt
1998,197 Abb. 4) zeigt dieses Verzierungselement.
Ungewöhnlich ist eine große Wandscherbe mit auf-
gemalter Streifenverzierung (Taf. 36.15). Von dem
braunrötlichen Gefäßkörper heben sich deutlich
parallel angebrachte, ockerfarbene Streifen ab. Be-
malte Keramik aus anderen kaiserzeitlichen Fund-
zusammenhängen ist m. W. nicht bekannt, von
Uslar (1938, 10) schreibt, dass „mit einiger Sicher-
heit“ Bemalung mit „irgendeiner Farbe“ im Fundgut
des Kastells auf dem Zugmantel zu beobachten sei.
Weitere Details nennt er allerdings nicht.59
5.3.8.5 Übriges Fundgut
Von der Fundstelle stammen zwei Glasperlen. Es
handelt sich um eine kleine, gewickelte, zylindri-
sche Perle aus monochrom opak-hellblauem Glas
(Taf. 36.7) und um eine Ringperle aus transluzi-
dem-grünlichen Glas und D-förmigen Profil (Taf.
36.18; vgl. Kap. 6.2.5).
Ein kleines, sehr dünnes Bronzeblech mit grüner
Edelpatina und dem Ansatz von Zinken (?) lässt
an einen kleinen Kamm denken (Taf. 36.19).
Bronzekämme sind insbesondere in der frühen
Spätlatenezeit in der Untermainebene und in der
Wetterau als Beigaben in die Gräber gelangt (Sei-
del 2000, 89). Diese Exemplare aus halbkreisför-
migen Bronzeblech mit Ringöse und weit ausein-
ander stehenden Zinken unterscheiden sich aber
deutlich in der Ausführung von dem vorliegenden
Fragment (Lorenz 1984, 170, Abb. 1-4). Mögli-
cherweise handelt es sich um einen Fabrikations-
rest oder um einen Beschlag. Eine genaue Funk-
tionsansprache unterbleibt auch für den kleinen,
stark korrodierten Eisengegenstand Taf. 36.17.
5.3.8.6 Datierung des Fundkomplexes
Aufgrund der Scherben der Form Uslar I kann eine
Anfangsdatierung des Platzes in die ältere Römi-
sche Kaiserzeit angenommen werden. Die Scher-
be der Form II deutet an, dass mit einer Besied-
lung bis an den Beginn der jüngeren Römische
Kaiserzeit zu rechnen ist.

59 Nachtrag: Nach meiner Fundaufnahme wurden noch weitere bemalte Scherben gefunden (Werben 2000,127 Abb. 5). Die
Bemalung geht möglicherweise auf keltische Einflüsse zurück und stellt eine Imitation keltischer Drehscheibengefäße dar.
Datiert wird diese Verzierungsart in die Spätlatenezeit, was Funde von ebensolcher Keramik von einer eisenzeitlichen
Siedlung bei Hohnstedt, Ldkr. Northeim, bestätigen (ebd. 127 f.).

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