6.3 Werkzeuge und Waffen
6.3.1 Geräte zur Textilherstellung
Wie für die meisten funktionalen Geräte gilt auch
für Spinnwirtel, dass sie in der Regel wenig dazu
geeignet sind, räumliche oder zeitliche Zuweisun-
gen vorzunehmen (von Uslar 1938, 138; Dusek
1987,220). Nach Becker (1996,35) deuten jedoch
unverzierte Spinnwirtel auf eine Datierung in die
ältere Römische Kaiserzeit, während die Spinn-
wirtel der späten Römischen Kaiserzeit dagegen
oft Verzierungen aufweisen. Allerdings sind reich
verzierte Spinnwirtel durchaus auch in frühkai-
serzeitlichen Gräbern zu finden (Keiling 1986,
129). Entscheidend für die Funktion eines Spinn-
wirtels ist aber nicht die Form oder Verzierung,
sondern der größte Durchmesser und das Gewicht
(Bohnsack 1989, 57 f.; Löbert 1982, 65; West-
phalen 1999, 24). Je kleiner der Spinnwirtel, um
so höher die Rotationsgeschwindigkeit und desto
feiner der gesponnene Faden. In Südniedersach-
sen finden sich auf fast jeder Siedlung ein oder
mehrere Spinnwirtel, die belegen, dass Spinnen
keine Tätigkeit spezialisierter Handwerker war,
sondern zum Eigenbedarf betrieben wurde.
Webgewichte belegen wie Spinnwirtel die Pro-
duktion von Stoffen. Im Gegensatz zu den Spinn-
wirteln sind sie jedoch erheblich seltener im
Arbeitsgebiet vertreten, was wohl auf die gröbere
Machart und damit die schlechteren Erhaltungs-
bedingungen zurückführen ist. Kegelstumpfför-
mige Webgewichte sind im Arbeitsgebiet bereits
auf eisenzeitlichen Siedlungen nachgewiesen
(Althoff 1992, 139). Genauer datieren lässt sich
diese Zweckform nicht. Bruchstücke von Webge-
wichten fanden sich unter anderem in Meensen
(Taf. 16.12) und Banteln, Kat. Nr. 19. Gleich zwei
Bruchstücke von Webgewichten liegen aus Pöhl-
de, Kat. Nr. 282, vor (Claus u. Fansa 1983, 11,
Taf. E, 6).
6.3.2 Steingeräte
Als Wetzsteine werden Steine bezeichnet, die zum
Schärfen von Geräten und bzw. oder Waffen be-
nutzt wurden. Die Steine sind im Schnitt immer
annähernd viereckig und weisen zumeist deutli-
che Abnutzungsspuren auf. Halpaap (1994,199 f.)
unterscheidet bei den in der Siedlung Soest-Ardey
sehr häufig vorkommenden Wetzstein(-fragmen-
ten) drei Typen: Typ 1 umfasst kleine, handliche
langrechteckige, z. T. auch ovale Platten mit oft
spitz auslaufenden Enden. Typ 2 wird durch stab-
förmige, im Querschnitt rechteckig bis quadra-
tische Exemplare mit parallelen Seitenkanten
repräsentiert. Typ 3 sind schwere, stationäre Wetz-
steinplatten (auch als Schleifsteine bezeichnet;
z. B. Jöns 1993, 156). Wetzsteine finden sich in
Gräbern der älteren Römischen Kaiserzeit in
Norddeutschland, so z. B. in Grab 178 und 204
von Südensee (Lagler 1989, 54). Nach Raddatz
beschränkt sich das Vorkommen von Wetzsteinen
als Grabinventar auf den Gräberfeldern von Sörup
I und Husby auf die Stufen B2 und CI (1981c, 59).
Auch im Arbeitsgebiet sind Wetzsteine auf kaiser-
zeitlichen Siedlungen öfter anzutreffen. Dabei ist
der Typ 2 zahlreicher, was wohl auch auf die auf-
fällige Form und damit gute Erkennbarkeit
zurückzuführen ist.91
Aus Vogelbeck, Kat. Nr. 350, stammt ein kleiner,
eiförmiger Sandstein mit einer Schleiffläche (Taf.
25.3). Derartige Steine werden von verschiedenen
Autoren als Glättsteine angesprochen (Dreyer
1993, 20; Jöns 1993,157). Wie ethnologische Ver-
gleiche nahe legen, werden sie zum Glätten der
noch ungebrannten Keramikgefäße benutzt.
Nach Dreyer stellen Glättsteine eine typische Bei-
gabe in den Frauengräbern der vorrömischen
Eisenzeit und der älteren Römischen Kaiserzeit
dar. Von Siedlungen aus dieser Zeit liegen nur
wenige Fundnachweise vor. Im Laufe der jünge-
ren Römischen Kaiserzeit verschwinden sie
sowohl aus den Grabinventaren als auch aus den
Siedlungen (Dreyer 1993, 20 ff.). Im Arbeitsge-
biet sind Glättsteine nur noch vereinzelt nachge-
wiesen (z. B. Gleidingen Kat. Nr. 107: Schroller
1934a, 73 f., oder Geismar, Kat. Nr. 98: Rosen-
stock 1972, 14, Abb. 6.5).
Runde, etwa faustgroße Steine mit einer oder meh-
reren Facetten oder Arbeitskanten sind häufig auf
eisenzeitlichen und kaiserzeitlichen Siedlungen
anzutreffen (Jöns 1993, 153; Harck u. Kossack
1987, 124). Sie werden als „Hammer-“ „Schleif-“
oder „Klopfsteine“ bezeichnet, was auch die ver-
mutete Funktion umschreibt. Von kaiserzeit-
lichen Fundstellen des Arbeitsgebiets sind hinge-
91 Typ 1: z.B. Schwiegershausen Kat. Nr. 326 (Taf. 5.9); Typ 2 z. B. in Meensen (Taf. 16.15); länglich abgerundet (Taf. 16.14);
länglich-rechteckig (Taf. 16.16); flach-rechteckig, Einbeck, Kat. Nr. 67 (Taf. 42.18,19); Klein-Escherde, Kat. Nr. 198 (Taf.
30.24).
94
6.3.1 Geräte zur Textilherstellung
Wie für die meisten funktionalen Geräte gilt auch
für Spinnwirtel, dass sie in der Regel wenig dazu
geeignet sind, räumliche oder zeitliche Zuweisun-
gen vorzunehmen (von Uslar 1938, 138; Dusek
1987,220). Nach Becker (1996,35) deuten jedoch
unverzierte Spinnwirtel auf eine Datierung in die
ältere Römische Kaiserzeit, während die Spinn-
wirtel der späten Römischen Kaiserzeit dagegen
oft Verzierungen aufweisen. Allerdings sind reich
verzierte Spinnwirtel durchaus auch in frühkai-
serzeitlichen Gräbern zu finden (Keiling 1986,
129). Entscheidend für die Funktion eines Spinn-
wirtels ist aber nicht die Form oder Verzierung,
sondern der größte Durchmesser und das Gewicht
(Bohnsack 1989, 57 f.; Löbert 1982, 65; West-
phalen 1999, 24). Je kleiner der Spinnwirtel, um
so höher die Rotationsgeschwindigkeit und desto
feiner der gesponnene Faden. In Südniedersach-
sen finden sich auf fast jeder Siedlung ein oder
mehrere Spinnwirtel, die belegen, dass Spinnen
keine Tätigkeit spezialisierter Handwerker war,
sondern zum Eigenbedarf betrieben wurde.
Webgewichte belegen wie Spinnwirtel die Pro-
duktion von Stoffen. Im Gegensatz zu den Spinn-
wirteln sind sie jedoch erheblich seltener im
Arbeitsgebiet vertreten, was wohl auf die gröbere
Machart und damit die schlechteren Erhaltungs-
bedingungen zurückführen ist. Kegelstumpfför-
mige Webgewichte sind im Arbeitsgebiet bereits
auf eisenzeitlichen Siedlungen nachgewiesen
(Althoff 1992, 139). Genauer datieren lässt sich
diese Zweckform nicht. Bruchstücke von Webge-
wichten fanden sich unter anderem in Meensen
(Taf. 16.12) und Banteln, Kat. Nr. 19. Gleich zwei
Bruchstücke von Webgewichten liegen aus Pöhl-
de, Kat. Nr. 282, vor (Claus u. Fansa 1983, 11,
Taf. E, 6).
6.3.2 Steingeräte
Als Wetzsteine werden Steine bezeichnet, die zum
Schärfen von Geräten und bzw. oder Waffen be-
nutzt wurden. Die Steine sind im Schnitt immer
annähernd viereckig und weisen zumeist deutli-
che Abnutzungsspuren auf. Halpaap (1994,199 f.)
unterscheidet bei den in der Siedlung Soest-Ardey
sehr häufig vorkommenden Wetzstein(-fragmen-
ten) drei Typen: Typ 1 umfasst kleine, handliche
langrechteckige, z. T. auch ovale Platten mit oft
spitz auslaufenden Enden. Typ 2 wird durch stab-
förmige, im Querschnitt rechteckig bis quadra-
tische Exemplare mit parallelen Seitenkanten
repräsentiert. Typ 3 sind schwere, stationäre Wetz-
steinplatten (auch als Schleifsteine bezeichnet;
z. B. Jöns 1993, 156). Wetzsteine finden sich in
Gräbern der älteren Römischen Kaiserzeit in
Norddeutschland, so z. B. in Grab 178 und 204
von Südensee (Lagler 1989, 54). Nach Raddatz
beschränkt sich das Vorkommen von Wetzsteinen
als Grabinventar auf den Gräberfeldern von Sörup
I und Husby auf die Stufen B2 und CI (1981c, 59).
Auch im Arbeitsgebiet sind Wetzsteine auf kaiser-
zeitlichen Siedlungen öfter anzutreffen. Dabei ist
der Typ 2 zahlreicher, was wohl auch auf die auf-
fällige Form und damit gute Erkennbarkeit
zurückzuführen ist.91
Aus Vogelbeck, Kat. Nr. 350, stammt ein kleiner,
eiförmiger Sandstein mit einer Schleiffläche (Taf.
25.3). Derartige Steine werden von verschiedenen
Autoren als Glättsteine angesprochen (Dreyer
1993, 20; Jöns 1993,157). Wie ethnologische Ver-
gleiche nahe legen, werden sie zum Glätten der
noch ungebrannten Keramikgefäße benutzt.
Nach Dreyer stellen Glättsteine eine typische Bei-
gabe in den Frauengräbern der vorrömischen
Eisenzeit und der älteren Römischen Kaiserzeit
dar. Von Siedlungen aus dieser Zeit liegen nur
wenige Fundnachweise vor. Im Laufe der jünge-
ren Römischen Kaiserzeit verschwinden sie
sowohl aus den Grabinventaren als auch aus den
Siedlungen (Dreyer 1993, 20 ff.). Im Arbeitsge-
biet sind Glättsteine nur noch vereinzelt nachge-
wiesen (z. B. Gleidingen Kat. Nr. 107: Schroller
1934a, 73 f., oder Geismar, Kat. Nr. 98: Rosen-
stock 1972, 14, Abb. 6.5).
Runde, etwa faustgroße Steine mit einer oder meh-
reren Facetten oder Arbeitskanten sind häufig auf
eisenzeitlichen und kaiserzeitlichen Siedlungen
anzutreffen (Jöns 1993, 153; Harck u. Kossack
1987, 124). Sie werden als „Hammer-“ „Schleif-“
oder „Klopfsteine“ bezeichnet, was auch die ver-
mutete Funktion umschreibt. Von kaiserzeit-
lichen Fundstellen des Arbeitsgebiets sind hinge-
91 Typ 1: z.B. Schwiegershausen Kat. Nr. 326 (Taf. 5.9); Typ 2 z. B. in Meensen (Taf. 16.15); länglich abgerundet (Taf. 16.14);
länglich-rechteckig (Taf. 16.16); flach-rechteckig, Einbeck, Kat. Nr. 67 (Taf. 42.18,19); Klein-Escherde, Kat. Nr. 198 (Taf.
30.24).
94