Salzgitter-Lomachtersen, Ldkr. Salzgitter (Stelzer
1960), Warburg-Daseburg, Ldkr. Höxter (Günther
1990) und Wolfenbüttel-Fümmelse, Ldkr. Wolfen-
büttel (Weski 1988) erwähnt. Auf allen drei Fund-
plätzen finden sich zugleich Nachweise für Bunt-
metallverarbeitung. Im Arbeitsgebiet ist bei annä-
hernd 60 Fundstellen (Fundliste 28)103 die Fundan-
gabe „Schlacke“ oder „Eisenschlacke“ verzeichnet.
Eine Unterscheidung in „Verhüttungsschlacke“
oder „Schmiedeschlacke“ ist aber in keinem Fall
angegeben worden. Verhüttungsfunde, wie Eisen-
schmelzgruben, Ofensauen oder Reste von Renn-
feueröfen fanden sich nur in fünf Siedlungen. Die-
se liegen alle im Norden des Arbeitsgebietes (Kat.
Nr. 88, 91,212,221,250). Vom Fundplatz Geismar,
Kat. Nr. 98, stammt das Fragment eines Eisenbar-
rens, während Eisenschlacken fast vollständig feh-
len (Rosenstock 1979, 195, Abb. 18,18). Bemer-
kenswert ist, dass in „nahezu allen“ eisenzeitlichen
Siedlungen des Göttinger Raumes Eisenschlacke
auftritt (Schröder 1992, 301); allerdings fehlen
auch hier weitere Untersuchungen zur Herkunft der
verhütteten Erze und Angaben zur Menge. Befun-
de von Rennfeueröfen etc. fehlen ebenfalls. Insge-
samt ist also festzustellen, dass Schlackefunde im
Arbeitsgebiet durchaus Hinweise auf Erzverhüt-
tung und Metallverarbeitung zur Römischen Kai-
serzeit geben, wenn auch wohl nur im örtlichen
Rahmen. Es ist sicher kein Zufall, dass diese Stel-
len alle im Norden des Arbeitsgebiets zu finden sind,
denn hier war Raseneisenerz leicht verfügbar.
Nachweise zur Verarbeitung von Bunt- und Edel-
metallen finden sich nach Voß (1998,130; Abb. 3a,
Fundliste 2) nur auf 34 Siedlungsplätzen in ganz
Deutschland. Jedoch beziehen sich diese Nach-
weise auch auf frühvölkerwanderungszeitliche
Befunde. Im Arbeitsgebiet selbst ist Buntmetall-
verarbeitung für sieben Fundplätze (Kat. Nr. 10,
57,98,198,305,326 und 343) mittelbar über Schla-
ckefunde nachweisbar.
Untersuchungen im nordwestlich angrenzenden
Gebiet zeigen, dass die Fundstellen der Römi-
schen Kaiserzeit 30 % aller Fundstellen mit „Ver-
hüttungs- oder Schmiedeaktivitäten“ ausmachen.
Eisenzeitliche Fundstellen weisen dagegen nur zu
15 % derlei Aktivitätshinweise (Nikulla 2000,
79). Diese Ergebnisse belegen noch einmal deut-
lich die Sonderstellung des Arbeitsgebietes in der
Römischen Kaiserzeit. Allerdings finden sich auch
in Nordwestdeutschland die Funde von Verhüt-
tungsöfen in unmittelbarer Nähe zu den Rasenei-
senerzvorkommen. Dies lässt darauf schließen,
dass Transport von Raseneisenerz unterblieb und -
wenn überhaupt - erst das Roheisen weiterver-
handelt wurde.
6.3.5.3 Metallbedarf- und verbrauch
Berechnungen zur Menge des verhütteten Eisens
der ländlichen, kaiserzeitlichen Siedlung Jolde-
lund, Ldkr. Nordfriesland, haben gezeigt, dass
selbst in Gebieten mit genügend Raseneisenerz die
erzielte Gesamtmenge an Eisen nur bei ungefähr
20 kg pro Jahr lag (Jöns 2000, 270). Diese Menge
würde etwa ausreichen, die Grundversorgung von
zwei bis fünf Hofstellen mit eisernen Geräten,
Werkzeugen und einfachen Waffen zu gewährleis-
ten. Überregionale Produktion oder Handel sind
für die ländlichen Siedlungen Norddeutschlands
dagegen auszuschließen (ebd.). Aufgrund des
Mangels an gefundenen Eisenverhüttungsplätzen
in der älteren Römischen Kaiserzeit vermutet Jöns
(2000, 274) einen organisierten überregionalen
Eisenhandel und somit die Existenz von nur auf
Export ausgerichtete Eisenproduktionsstätten, die
sich möglicherweise im Mittelrheingebiet, Süd-
skandinavien oder auch in Polen (besonders Schle-
sien) befunden haben. Es spricht nichts dagegen,
dieses Modell auch für das Arbeitsgebiet in Erwä-
gung zu ziehen. Zu einem Mangel könnte es dann
durch innergermanische104 Handelsbeschränkun-
gen von Roheisen gekommen sein. Kämpfe um
103 Es war im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich, alle Fundstellen erneut auf das Vorhandensein von Eisenschlacke zu über-
prüfen und zu klassifizieren, sodass die Fundangaben in der Kartei des NLDs Hannover übernommen wurden. Eisenschla-
cke ist auf mehrperiodigen vorgeschichtlichen Fundplätzen zeitlich nur schwer oder gar nicht zu datieren. So sind 21 Fund-
stellen oder 26 % des Arbeitsgebiets bereits seit der Eisenzeit besiedelt. Die übrigen 37 Fundstellen, bzw. 74 % sind aller-
dings wohl „nur“ kaiserzeitlich. Bei dieser Aufzählung sind wiederum die Überlieferungsbedingungen der Schlackefunde
zu bedenken, sodass dieses Bild auch nur den Forschungsstand spiegeln könnte.
104 Die Ausfuhr von Waffen und Roheisen aus dem römischen Gebiet an Feinde des Römischen Reiches lässt sich schriftlich seit
der zweiten Hälfte des 2. Jhs. belegen; dieses Exportverbot geht aber wahrscheinlich auf ältere Bestimmungen zurück (Kunow
1986, 740). Der Umkehrschluss jedoch, dass die Germanen, die „offiziell“ Zugang zu römischen Waffen hatten, Freunde des
Römischen Reiches waren, lässt sich aber nicht führen. So erklärt Schlegel (2000, 169) den hohen Anteil an römischen Waf-
fen in den Gräbern der Oberrheingermanen mit gewollter, politisch motivierter Ausstattung durch die Römer, und sieht dies
nicht als ein Indiz für reguläre Handelsbeziehungen. Andere Mechanismen gelten dagegen für das Vorkommen von römischen
Militaria in Skandinavien, wo direkte politische Überlegungen durch die Römer zur Grenzsicherung keine Rolle gespielt haben
dürften (von Carnap-Bornheim, Ilkj/er 2000,40 f.). Aufgrund der Menge und Homogenität des Fundmaterials in Skandinavien
wird aber dann doch ein gesteuerter, gewollter Zustrom römischer Militaria angenommen (im Sinne eines gezielten Handels).
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1960), Warburg-Daseburg, Ldkr. Höxter (Günther
1990) und Wolfenbüttel-Fümmelse, Ldkr. Wolfen-
büttel (Weski 1988) erwähnt. Auf allen drei Fund-
plätzen finden sich zugleich Nachweise für Bunt-
metallverarbeitung. Im Arbeitsgebiet ist bei annä-
hernd 60 Fundstellen (Fundliste 28)103 die Fundan-
gabe „Schlacke“ oder „Eisenschlacke“ verzeichnet.
Eine Unterscheidung in „Verhüttungsschlacke“
oder „Schmiedeschlacke“ ist aber in keinem Fall
angegeben worden. Verhüttungsfunde, wie Eisen-
schmelzgruben, Ofensauen oder Reste von Renn-
feueröfen fanden sich nur in fünf Siedlungen. Die-
se liegen alle im Norden des Arbeitsgebietes (Kat.
Nr. 88, 91,212,221,250). Vom Fundplatz Geismar,
Kat. Nr. 98, stammt das Fragment eines Eisenbar-
rens, während Eisenschlacken fast vollständig feh-
len (Rosenstock 1979, 195, Abb. 18,18). Bemer-
kenswert ist, dass in „nahezu allen“ eisenzeitlichen
Siedlungen des Göttinger Raumes Eisenschlacke
auftritt (Schröder 1992, 301); allerdings fehlen
auch hier weitere Untersuchungen zur Herkunft der
verhütteten Erze und Angaben zur Menge. Befun-
de von Rennfeueröfen etc. fehlen ebenfalls. Insge-
samt ist also festzustellen, dass Schlackefunde im
Arbeitsgebiet durchaus Hinweise auf Erzverhüt-
tung und Metallverarbeitung zur Römischen Kai-
serzeit geben, wenn auch wohl nur im örtlichen
Rahmen. Es ist sicher kein Zufall, dass diese Stel-
len alle im Norden des Arbeitsgebiets zu finden sind,
denn hier war Raseneisenerz leicht verfügbar.
Nachweise zur Verarbeitung von Bunt- und Edel-
metallen finden sich nach Voß (1998,130; Abb. 3a,
Fundliste 2) nur auf 34 Siedlungsplätzen in ganz
Deutschland. Jedoch beziehen sich diese Nach-
weise auch auf frühvölkerwanderungszeitliche
Befunde. Im Arbeitsgebiet selbst ist Buntmetall-
verarbeitung für sieben Fundplätze (Kat. Nr. 10,
57,98,198,305,326 und 343) mittelbar über Schla-
ckefunde nachweisbar.
Untersuchungen im nordwestlich angrenzenden
Gebiet zeigen, dass die Fundstellen der Römi-
schen Kaiserzeit 30 % aller Fundstellen mit „Ver-
hüttungs- oder Schmiedeaktivitäten“ ausmachen.
Eisenzeitliche Fundstellen weisen dagegen nur zu
15 % derlei Aktivitätshinweise (Nikulla 2000,
79). Diese Ergebnisse belegen noch einmal deut-
lich die Sonderstellung des Arbeitsgebietes in der
Römischen Kaiserzeit. Allerdings finden sich auch
in Nordwestdeutschland die Funde von Verhüt-
tungsöfen in unmittelbarer Nähe zu den Rasenei-
senerzvorkommen. Dies lässt darauf schließen,
dass Transport von Raseneisenerz unterblieb und -
wenn überhaupt - erst das Roheisen weiterver-
handelt wurde.
6.3.5.3 Metallbedarf- und verbrauch
Berechnungen zur Menge des verhütteten Eisens
der ländlichen, kaiserzeitlichen Siedlung Jolde-
lund, Ldkr. Nordfriesland, haben gezeigt, dass
selbst in Gebieten mit genügend Raseneisenerz die
erzielte Gesamtmenge an Eisen nur bei ungefähr
20 kg pro Jahr lag (Jöns 2000, 270). Diese Menge
würde etwa ausreichen, die Grundversorgung von
zwei bis fünf Hofstellen mit eisernen Geräten,
Werkzeugen und einfachen Waffen zu gewährleis-
ten. Überregionale Produktion oder Handel sind
für die ländlichen Siedlungen Norddeutschlands
dagegen auszuschließen (ebd.). Aufgrund des
Mangels an gefundenen Eisenverhüttungsplätzen
in der älteren Römischen Kaiserzeit vermutet Jöns
(2000, 274) einen organisierten überregionalen
Eisenhandel und somit die Existenz von nur auf
Export ausgerichtete Eisenproduktionsstätten, die
sich möglicherweise im Mittelrheingebiet, Süd-
skandinavien oder auch in Polen (besonders Schle-
sien) befunden haben. Es spricht nichts dagegen,
dieses Modell auch für das Arbeitsgebiet in Erwä-
gung zu ziehen. Zu einem Mangel könnte es dann
durch innergermanische104 Handelsbeschränkun-
gen von Roheisen gekommen sein. Kämpfe um
103 Es war im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich, alle Fundstellen erneut auf das Vorhandensein von Eisenschlacke zu über-
prüfen und zu klassifizieren, sodass die Fundangaben in der Kartei des NLDs Hannover übernommen wurden. Eisenschla-
cke ist auf mehrperiodigen vorgeschichtlichen Fundplätzen zeitlich nur schwer oder gar nicht zu datieren. So sind 21 Fund-
stellen oder 26 % des Arbeitsgebiets bereits seit der Eisenzeit besiedelt. Die übrigen 37 Fundstellen, bzw. 74 % sind aller-
dings wohl „nur“ kaiserzeitlich. Bei dieser Aufzählung sind wiederum die Überlieferungsbedingungen der Schlackefunde
zu bedenken, sodass dieses Bild auch nur den Forschungsstand spiegeln könnte.
104 Die Ausfuhr von Waffen und Roheisen aus dem römischen Gebiet an Feinde des Römischen Reiches lässt sich schriftlich seit
der zweiten Hälfte des 2. Jhs. belegen; dieses Exportverbot geht aber wahrscheinlich auf ältere Bestimmungen zurück (Kunow
1986, 740). Der Umkehrschluss jedoch, dass die Germanen, die „offiziell“ Zugang zu römischen Waffen hatten, Freunde des
Römischen Reiches waren, lässt sich aber nicht führen. So erklärt Schlegel (2000, 169) den hohen Anteil an römischen Waf-
fen in den Gräbern der Oberrheingermanen mit gewollter, politisch motivierter Ausstattung durch die Römer, und sieht dies
nicht als ein Indiz für reguläre Handelsbeziehungen. Andere Mechanismen gelten dagegen für das Vorkommen von römischen
Militaria in Skandinavien, wo direkte politische Überlegungen durch die Römer zur Grenzsicherung keine Rolle gespielt haben
dürften (von Carnap-Bornheim, Ilkj/er 2000,40 f.). Aufgrund der Menge und Homogenität des Fundmaterials in Skandinavien
wird aber dann doch ein gesteuerter, gewollter Zustrom römischer Militaria angenommen (im Sinne eines gezielten Handels).
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