4. Zum mittelneolithischen Siedlungswesen im südlichen Niedersachsen
4.1 Vorbemerkungen
Für eine Betrachtung des mittelneolithischen Sied-
lungswesens stehen im Arbeitsgebiet überwiegend
durch Oberflächenfunde lokalisierte Fundstellen
zur Verfügung. Als Siedlung werden nur solche
Fundstellen gewertet, von denen entweder Hin-
weise auf Befunde oder mehrere Siedlungsindika-
toren (z.B. Keramik, Flint, Mahl- und Schleifsteine,
gebrannter Lehm und Holzkohle) vorliegen158. Es
konnte dennoch nicht immer eindeutig geklärt
werden, ob es sich bei den keramikführenden
Fundstellen tatsächlich um reine Siedlungsplätze
handelt oder ob diese vereinzelt auch als Bestat-
tungsplätze zu deuten sind. Im folgenden soll
untersucht werden, ob bei der Siedlungsplatz-
wahl eine Bevorzugung bestimmter Standortfak-
toren (Lage, Höhe, Exposition, Hangneigung,
Boden, Gewässerbezug) erkennbar wird159.
4.2 Topographie der Siedlungsplätze
Im Arbeitsgebiet konnten insgesamt 79 Fundstel-
len mit mittelneolithischer Keramik (Großgartach
bis Rössen) lokalisiert werden (vgl. Abb. 4 u.
Liste 2-7). Auffälligerweise erbrachten davon 38
Fundstellen (48 %) auch Fundmaterial der Linien-
bandkeramik (LBK) und 14 Fundstellen (18 %)
Scherben der Stichbandkeramik (SBK). Auf acht
dieser Fundplätze ist sowohl Keramik der LBK als
auch der SBKbelegt (vgl. Abb. 4, Listen 2-3 u. Kar-
te 5). Im Vergleich zur LBK (mit 63 Fundstellen),
konnten im Landkreis Göttingen bisher nur 36
mittelneolithische (Großgartach bis Rössen) Fund-
stellen erfaßt werden. Auf 16 dieser Fundstellen
wurde auch Keramik der LBK festgestellt160.
Die mittelneolithische Besiedlungsdichte scheint
im Vergleich zur LBK deutlich geringer ausgeprägt
Kat.-Nr.
Lage
Höhe
(m ü. NN)
Exposition
Hang-
neigung
Boden
(BK)
Gewässer-
bezug (m)
Datierung
9. Harste-2
Hangfuß
168
SO
N2-3
521/544
200
LBK/SBK/fRÖ-sRÖ
10. Lenglem-42
Unterhang
163
NO
Nl-2
521
230 Q
LBK/fRÖ-sRÖ
13. Duderstadt-2
Hangfuß
180
NO
NI
511
200
LBK/fRÖ-sRÖ
15. Werxhausen-7
Unterhang
215
SO
N2
521
180
LBK/fRÖ-sRÖ
16. Westerode-6
Hangfuß
175
S
NI
511
120
fRÖ-sRÖ
17. Westerode-7
Hangfuß
178
SO
NI
511
160
LBK/SBK/mGGA-sRÖ
19. Ebergötzen-1
Hangfuß
175
so
NI
511
300
LBK/fRÖ-mRÖ
24. Groß Schneen-17
Unterhang
203
w
NI
511
300
LBK/RÖ
26. Klein Schneen-3
Unterhang
190
so
N2-3
511
< 50
fRÖ-sRÖ
28. Niedernjesa-15
gestreckter Oberhang
165
so
NI
511
600
SBK/fGG-mRÖ
31. Reinshof-11
Hangverebnung
158
9
NO
511/012
200
LBK/RÖ
33. Diemarden
Hangfuß
190
so
N2
521
<50
LBK/fRÖ-mRÖ
37. Elliehausen-(II)
Mittelhang
200
0
N2
521
120
SBK?
38. Elliehausen-(III)
Mittelhang
180
so
N2
521
100
fRÖ
39. Geismar-(I)
Unterhang
175
w
NI
511
< 50
LBK/PF-mRÖ
40. Geismar-(II)
Unterhang
186
w
NI
511
300
RÖ
41. Geismar-(III)
Hangfuß
163
w
NI
511
100
RÖ
43. Göttingen-24
Unterhang
185
w
NI
511
350
LBK/SBK II
44. Göttingen-(I)
Talaue
148
9
NO
012
300
PF-fRÖ
48. Grone-(I)
Hangfuß
162
so
NI
511
< 50/20 Q
LBK/SBK
49. Grone-1
Unterhang
167
so
NI
511
150/140 Q
LBK/SBK 11/sGG-sRÖ
51. Grone-14
Unterhang
159
so
NI
511
50/180 Q
LBK/RÖ
52. Grone-(II)
Unterhang
179
0
Nl-2
521
180
LBK/SBK/fGG-PF
Abb. 4 (Teil 1) Topographische Eigenschaften der erfaßten Siedlungsplätze des Arbeitsgebietes
(Erläuterung der Hangneigungsstufen und Bodentypenkennziffern in Tabelle 1-2; Q= Quelle).
158 Vgl. dazu E. Heege 1989, 63-67 (mit weiterführender Literatur).
159 Zu Untersuchungen zur mittelneolithischen Besiedlungsweise im südlichen Niedersachsen vgl. Müller 1982 (südnieder-
sächsisches Bergland); Knackstedt 1982 (westliches Nordharzvorland); Schweitzer 1988 (Leinebergland); E. Heege
1989 (Hildesheimer Börde); Rost 1992 (westlicher Landkreis Northeim). Weiterführende Arbeiten mit siedlungsarchäo-
logischen Fragestellungen bzw. Aspekten (Auswahl): Kuper u.a. 1974; Kuper u.a. 1975; Linke 1976; Hautmann 1976
(SBK); Sielmann 1971; 1971a; 1972; 1976; Müller 1980; 1980a; Schlette 1980; Wegner 1980; Lüning 1982; Dohrn-
Ihmig 1983a; Willerding 1983; Bakels, Modderman 1986; Walter u.a. 1987; Kalis, Meurers-Balke 1988; Lüning,
Kalis 1988: Hock 1989; MATTHEUßER 1991; Rulf 1991; Bakels u.a. 1993; Eisenhauer 1994; 1996; Stöckl 1994; Küster
1996, 57-60 (jeweils mit ausführlichen Literaturverweisen).
160 Freundliche Mitteilung U. Moos, Göttingen.
25
4.1 Vorbemerkungen
Für eine Betrachtung des mittelneolithischen Sied-
lungswesens stehen im Arbeitsgebiet überwiegend
durch Oberflächenfunde lokalisierte Fundstellen
zur Verfügung. Als Siedlung werden nur solche
Fundstellen gewertet, von denen entweder Hin-
weise auf Befunde oder mehrere Siedlungsindika-
toren (z.B. Keramik, Flint, Mahl- und Schleifsteine,
gebrannter Lehm und Holzkohle) vorliegen158. Es
konnte dennoch nicht immer eindeutig geklärt
werden, ob es sich bei den keramikführenden
Fundstellen tatsächlich um reine Siedlungsplätze
handelt oder ob diese vereinzelt auch als Bestat-
tungsplätze zu deuten sind. Im folgenden soll
untersucht werden, ob bei der Siedlungsplatz-
wahl eine Bevorzugung bestimmter Standortfak-
toren (Lage, Höhe, Exposition, Hangneigung,
Boden, Gewässerbezug) erkennbar wird159.
4.2 Topographie der Siedlungsplätze
Im Arbeitsgebiet konnten insgesamt 79 Fundstel-
len mit mittelneolithischer Keramik (Großgartach
bis Rössen) lokalisiert werden (vgl. Abb. 4 u.
Liste 2-7). Auffälligerweise erbrachten davon 38
Fundstellen (48 %) auch Fundmaterial der Linien-
bandkeramik (LBK) und 14 Fundstellen (18 %)
Scherben der Stichbandkeramik (SBK). Auf acht
dieser Fundplätze ist sowohl Keramik der LBK als
auch der SBKbelegt (vgl. Abb. 4, Listen 2-3 u. Kar-
te 5). Im Vergleich zur LBK (mit 63 Fundstellen),
konnten im Landkreis Göttingen bisher nur 36
mittelneolithische (Großgartach bis Rössen) Fund-
stellen erfaßt werden. Auf 16 dieser Fundstellen
wurde auch Keramik der LBK festgestellt160.
Die mittelneolithische Besiedlungsdichte scheint
im Vergleich zur LBK deutlich geringer ausgeprägt
Kat.-Nr.
Lage
Höhe
(m ü. NN)
Exposition
Hang-
neigung
Boden
(BK)
Gewässer-
bezug (m)
Datierung
9. Harste-2
Hangfuß
168
SO
N2-3
521/544
200
LBK/SBK/fRÖ-sRÖ
10. Lenglem-42
Unterhang
163
NO
Nl-2
521
230 Q
LBK/fRÖ-sRÖ
13. Duderstadt-2
Hangfuß
180
NO
NI
511
200
LBK/fRÖ-sRÖ
15. Werxhausen-7
Unterhang
215
SO
N2
521
180
LBK/fRÖ-sRÖ
16. Westerode-6
Hangfuß
175
S
NI
511
120
fRÖ-sRÖ
17. Westerode-7
Hangfuß
178
SO
NI
511
160
LBK/SBK/mGGA-sRÖ
19. Ebergötzen-1
Hangfuß
175
so
NI
511
300
LBK/fRÖ-mRÖ
24. Groß Schneen-17
Unterhang
203
w
NI
511
300
LBK/RÖ
26. Klein Schneen-3
Unterhang
190
so
N2-3
511
< 50
fRÖ-sRÖ
28. Niedernjesa-15
gestreckter Oberhang
165
so
NI
511
600
SBK/fGG-mRÖ
31. Reinshof-11
Hangverebnung
158
9
NO
511/012
200
LBK/RÖ
33. Diemarden
Hangfuß
190
so
N2
521
<50
LBK/fRÖ-mRÖ
37. Elliehausen-(II)
Mittelhang
200
0
N2
521
120
SBK?
38. Elliehausen-(III)
Mittelhang
180
so
N2
521
100
fRÖ
39. Geismar-(I)
Unterhang
175
w
NI
511
< 50
LBK/PF-mRÖ
40. Geismar-(II)
Unterhang
186
w
NI
511
300
RÖ
41. Geismar-(III)
Hangfuß
163
w
NI
511
100
RÖ
43. Göttingen-24
Unterhang
185
w
NI
511
350
LBK/SBK II
44. Göttingen-(I)
Talaue
148
9
NO
012
300
PF-fRÖ
48. Grone-(I)
Hangfuß
162
so
NI
511
< 50/20 Q
LBK/SBK
49. Grone-1
Unterhang
167
so
NI
511
150/140 Q
LBK/SBK 11/sGG-sRÖ
51. Grone-14
Unterhang
159
so
NI
511
50/180 Q
LBK/RÖ
52. Grone-(II)
Unterhang
179
0
Nl-2
521
180
LBK/SBK/fGG-PF
Abb. 4 (Teil 1) Topographische Eigenschaften der erfaßten Siedlungsplätze des Arbeitsgebietes
(Erläuterung der Hangneigungsstufen und Bodentypenkennziffern in Tabelle 1-2; Q= Quelle).
158 Vgl. dazu E. Heege 1989, 63-67 (mit weiterführender Literatur).
159 Zu Untersuchungen zur mittelneolithischen Besiedlungsweise im südlichen Niedersachsen vgl. Müller 1982 (südnieder-
sächsisches Bergland); Knackstedt 1982 (westliches Nordharzvorland); Schweitzer 1988 (Leinebergland); E. Heege
1989 (Hildesheimer Börde); Rost 1992 (westlicher Landkreis Northeim). Weiterführende Arbeiten mit siedlungsarchäo-
logischen Fragestellungen bzw. Aspekten (Auswahl): Kuper u.a. 1974; Kuper u.a. 1975; Linke 1976; Hautmann 1976
(SBK); Sielmann 1971; 1971a; 1972; 1976; Müller 1980; 1980a; Schlette 1980; Wegner 1980; Lüning 1982; Dohrn-
Ihmig 1983a; Willerding 1983; Bakels, Modderman 1986; Walter u.a. 1987; Kalis, Meurers-Balke 1988; Lüning,
Kalis 1988: Hock 1989; MATTHEUßER 1991; Rulf 1991; Bakels u.a. 1993; Eisenhauer 1994; 1996; Stöckl 1994; Küster
1996, 57-60 (jeweils mit ausführlichen Literaturverweisen).
160 Freundliche Mitteilung U. Moos, Göttingen.
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