9. Zusammenfassung und abschließende Bemerkungen
Nach Aussage des vorliegenden Fundmaterials
wurde das südliche Niedersachsen spätestens in
der Phase mittleres Großgartach B (nach Spatz
1996), möglicherweise aber auch schon im frühen
bzw. mittleren Großgartach A, von der aus Süd-
westdeutschland expandierenden Großgartacher
Kultur erreicht und zunehmend besiedelt. Bisher
weisen nur wenige Indizien darauf hin, daß mög-
licherweise etwa gleichzeitig auch Einflüsse aus
dem Milieu der mitteldeutschen (mittleren) Stich-
bandkeramik (Stufe Ib nach Kaufmann 1976) be-
standen haben. Hinweise auf die Anwesenheit der
früh-mittelneolithischen Hinkelstein-Kultur lie-
gen aus dem Arbeitsgebiet bisher nicht vor.
Deutlicher wird der mittelneolithische Fundnie-
derschlag erst mit der Phase spätes Großgartach.
Die andernorts erkannte, enge Verknüpfung des
späten Großgartach mit der Phase Planig-Fried-
berg zeigt sich auch im südlichen Niedersachsen,
u.a. darin, daß die Keramik dieser Phase teilweise
noch traditionelle Gefäßformen bzw. Verzierungs-
merkmale des späten Großgartach aufweist. Wie
bereits Spatz (1996; 2000) herausgestellt hat, dürf-
te diese zweite „Expansionsphase Planig-Fried-
berg“ wohl aus dem südwestdeutschen Raum
herzuleiten sein.
Der Großteil der im Rahmen dieser Studie behan-
delten Fundstellen ist dem Planig-Friedberger und
Rössener Milieu zuzuweisen. Die späte Stich-
bandkeramik (Stufe II nach Kaufmann 1976) hat
im Arbeitsgebiet offenbar gleichzeitig mit der
Großgartacher Kultur und wohl mindestens bis in
die Phase Planig-Friedberg, möglicherweise auch
noch bis in das frühe Rössen - vermutlich in einem
symbiotischen Verhältnis - bestanden. Keramik
mit eindeutigen Merkmalen der spät-mittelneoli-
thischen Bischheimer oder Gaterslebener Kultur
konnte im Arbeitsgebiet bisher nicht festgestellt
werden.
Hinsichtlich des Siedlungswesens wird anhand
des Fundniederschlags zunächst nur eine dünne
Besiedlungsdichte erkennbar, die erst zur Zeit der
Rössener Kultur zunehmend auch auf weniger
geeignete, marginale Flächen (Oldenroder Be-
cken, Seeburger Becken) ausgreift. Die mittelneo-
lithischen Siedlungsstandorte liegen häufig (48 %)
im Bereich früherer linienbandkeramischer Sied-
lungen. Neben diesen weiterhin bzw. erneut ge-
nutzten siedlungsgünstigen Plätzen werden nun
vermehrt auch tiefere Auenlagen aufgesucht.
Bevorzugt wurden in der Regel jedoch die flach-
welligen, fruchtbaren Lößbecken und Hangfußla-
gen beiderseits der Leine- und Ilmeaue (Einbeck-
Markoldendorfer Becken, Northeimer Keuperhü-
gelland und Leinegraben, Moringer Becken, Göt-
tinger Leinegraben) bzw. westlich der Hahleaue
(Seeburger und Duderstädter Becken), ausgespro-
chen niedrige bzw. feuchte Standorte wurden nur
gelegentlich, markante Höhenlagen nur in Aus-
nahmefällen beansprucht. Die Entfernung zwi-
schen den 79 lokalisierten Siedlungen des Arbeits-
gebietes beträgt zu über 60 % unter 1,5 km und
nur ausnahmsweise über 3 km. Ob die Inan-
spruchnahme der frühneolithischen Siedlungs-
plätze durch einen (vollständigen) Wüstungspro-
zeß zwischen später Linienbandkeramik und (frü-
hem?) Großgartach unterbrochen wurde oder
eine kontinuierliche Nutzung erfolgte, konnte
anhand der zur Verfügung stehenden Material-
grundlage nicht geklärt werden. In dieser Hinsicht
könnten auch zukünftige palynologische Unter-
suchungen neue Erkenntnisse erbringen. Unklar
bleibt vorerst auch, ob bereits vor Ankunft der
Großgartacher Kultur eine stichbandkeramische
(Stufe la-Ib nach Kaufmann 1976) Besiedlung
erfolgte bzw. Einflüsse der südwestdeutschen Hin-
kelstein-Kultur bestanden.
Befunde zum mittelneolithischen Hausbau liegen
vor allem von dem Fundplatz Großenrode-14,
Ldkr. Northeim, vor. Hier konnten neben verschie-
denen hausbegleitenden Befunden und zwei bis
drei Nebengebäuden vor allem acht bis neun, in
mindestens zwei Phasen angelegte, leicht gebauch-
te bzw. trapezoide Langhäuser dokumentiert
werden, die dem von Hampel (1989) herausgestell-
ten Großgartacher bis Planig-Friedberger Bautyp
entsprechen. In Obernjesa-14, Ldkr. Göttingen,
konnten darüber hinaus Teilbereiche eines Lang-
hauses vom Rössener Bautyp untersucht werden.
Weitere Erkenntnisse läßt die Auswertung der
jüngst untersuchten, wohl früh-rössenzeitlichen
Siedlung von Elliehausen-(III), Ldkr. Göttingen,
erwarten. Auf mehreren Siedlungsplätzen des
Arbeitsgebietes sind darüber hinaus verschiedene
Grubenformen dokumentiert worden, die als Silo-
bzw. Vorratsgruben, Materialentnahmegruben und
als sog. „Schlitzgruben“ (mit noch unklarer Funk-
tion) anzusprechen sind. Als Getreideformen sind
vor allem Emmer und Einkorn, seltener auch Ger-
ste und Saat-Weizen belegt.
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Nach Aussage des vorliegenden Fundmaterials
wurde das südliche Niedersachsen spätestens in
der Phase mittleres Großgartach B (nach Spatz
1996), möglicherweise aber auch schon im frühen
bzw. mittleren Großgartach A, von der aus Süd-
westdeutschland expandierenden Großgartacher
Kultur erreicht und zunehmend besiedelt. Bisher
weisen nur wenige Indizien darauf hin, daß mög-
licherweise etwa gleichzeitig auch Einflüsse aus
dem Milieu der mitteldeutschen (mittleren) Stich-
bandkeramik (Stufe Ib nach Kaufmann 1976) be-
standen haben. Hinweise auf die Anwesenheit der
früh-mittelneolithischen Hinkelstein-Kultur lie-
gen aus dem Arbeitsgebiet bisher nicht vor.
Deutlicher wird der mittelneolithische Fundnie-
derschlag erst mit der Phase spätes Großgartach.
Die andernorts erkannte, enge Verknüpfung des
späten Großgartach mit der Phase Planig-Fried-
berg zeigt sich auch im südlichen Niedersachsen,
u.a. darin, daß die Keramik dieser Phase teilweise
noch traditionelle Gefäßformen bzw. Verzierungs-
merkmale des späten Großgartach aufweist. Wie
bereits Spatz (1996; 2000) herausgestellt hat, dürf-
te diese zweite „Expansionsphase Planig-Fried-
berg“ wohl aus dem südwestdeutschen Raum
herzuleiten sein.
Der Großteil der im Rahmen dieser Studie behan-
delten Fundstellen ist dem Planig-Friedberger und
Rössener Milieu zuzuweisen. Die späte Stich-
bandkeramik (Stufe II nach Kaufmann 1976) hat
im Arbeitsgebiet offenbar gleichzeitig mit der
Großgartacher Kultur und wohl mindestens bis in
die Phase Planig-Friedberg, möglicherweise auch
noch bis in das frühe Rössen - vermutlich in einem
symbiotischen Verhältnis - bestanden. Keramik
mit eindeutigen Merkmalen der spät-mittelneoli-
thischen Bischheimer oder Gaterslebener Kultur
konnte im Arbeitsgebiet bisher nicht festgestellt
werden.
Hinsichtlich des Siedlungswesens wird anhand
des Fundniederschlags zunächst nur eine dünne
Besiedlungsdichte erkennbar, die erst zur Zeit der
Rössener Kultur zunehmend auch auf weniger
geeignete, marginale Flächen (Oldenroder Be-
cken, Seeburger Becken) ausgreift. Die mittelneo-
lithischen Siedlungsstandorte liegen häufig (48 %)
im Bereich früherer linienbandkeramischer Sied-
lungen. Neben diesen weiterhin bzw. erneut ge-
nutzten siedlungsgünstigen Plätzen werden nun
vermehrt auch tiefere Auenlagen aufgesucht.
Bevorzugt wurden in der Regel jedoch die flach-
welligen, fruchtbaren Lößbecken und Hangfußla-
gen beiderseits der Leine- und Ilmeaue (Einbeck-
Markoldendorfer Becken, Northeimer Keuperhü-
gelland und Leinegraben, Moringer Becken, Göt-
tinger Leinegraben) bzw. westlich der Hahleaue
(Seeburger und Duderstädter Becken), ausgespro-
chen niedrige bzw. feuchte Standorte wurden nur
gelegentlich, markante Höhenlagen nur in Aus-
nahmefällen beansprucht. Die Entfernung zwi-
schen den 79 lokalisierten Siedlungen des Arbeits-
gebietes beträgt zu über 60 % unter 1,5 km und
nur ausnahmsweise über 3 km. Ob die Inan-
spruchnahme der frühneolithischen Siedlungs-
plätze durch einen (vollständigen) Wüstungspro-
zeß zwischen später Linienbandkeramik und (frü-
hem?) Großgartach unterbrochen wurde oder
eine kontinuierliche Nutzung erfolgte, konnte
anhand der zur Verfügung stehenden Material-
grundlage nicht geklärt werden. In dieser Hinsicht
könnten auch zukünftige palynologische Unter-
suchungen neue Erkenntnisse erbringen. Unklar
bleibt vorerst auch, ob bereits vor Ankunft der
Großgartacher Kultur eine stichbandkeramische
(Stufe la-Ib nach Kaufmann 1976) Besiedlung
erfolgte bzw. Einflüsse der südwestdeutschen Hin-
kelstein-Kultur bestanden.
Befunde zum mittelneolithischen Hausbau liegen
vor allem von dem Fundplatz Großenrode-14,
Ldkr. Northeim, vor. Hier konnten neben verschie-
denen hausbegleitenden Befunden und zwei bis
drei Nebengebäuden vor allem acht bis neun, in
mindestens zwei Phasen angelegte, leicht gebauch-
te bzw. trapezoide Langhäuser dokumentiert
werden, die dem von Hampel (1989) herausgestell-
ten Großgartacher bis Planig-Friedberger Bautyp
entsprechen. In Obernjesa-14, Ldkr. Göttingen,
konnten darüber hinaus Teilbereiche eines Lang-
hauses vom Rössener Bautyp untersucht werden.
Weitere Erkenntnisse läßt die Auswertung der
jüngst untersuchten, wohl früh-rössenzeitlichen
Siedlung von Elliehausen-(III), Ldkr. Göttingen,
erwarten. Auf mehreren Siedlungsplätzen des
Arbeitsgebietes sind darüber hinaus verschiedene
Grubenformen dokumentiert worden, die als Silo-
bzw. Vorratsgruben, Materialentnahmegruben und
als sog. „Schlitzgruben“ (mit noch unklarer Funk-
tion) anzusprechen sind. Als Getreideformen sind
vor allem Emmer und Einkorn, seltener auch Ger-
ste und Saat-Weizen belegt.
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