gewesen zu sein, erreicht aber bei weitem nicht die
niedrigen Werte des Rheinlandes. Dort haben
Untersuchungen in der Niederrheinischen Bucht
ergeben, daß im Verhältnis zur Bandkeramik im
Mittelneolithikum offenbar ein erheblicher Rück-
gang der Besiedlungsdichte stattgefunden haben
muß, wobei die mittelneolithische (Planig-Fried-
berg bis Rössen) Siedlungsdichte auf 35 % bzw. in
Teilregionen sogar auf 27 % bzw. 19 % der LBK-
Fundstellen absinkt161. Im Landkreis Göttingen
beträgt das Verhältnis von linienbandkeramischen
zu mittelneolithischen (Großgartach bis Rössen)
Fundplätzen hingegen 57 %. Nach den Erkennt-
nissen aus dem Rheinland ist dort tatsächlich von
einer „Umstrukturierung im Sinne einer Sied-
lungskonzentration'1 auszugehen162. Ob sich die-
ser Prozeß der Siedlungsausdünnung in vergleich-
barer Deutlichkeit auch im südniedersächsischen
Raum vollzog, muß vorerst ungeklärt bleiben.
Der Rückgang mittelneolithischer Fundplätze kor-
respondiert auch mit Beobachtungen in anderen
süd- und südwestdeutschen Landschaftsteilen163.
Eine weniger deutlich erkennbare Abnahme der
mittelneolithischen gegenüber den frühneolithi-
schen Fundstellen ist auch in Thüringen zu beob-
achten164. Die Gründe für diese rückläufige Ten-
denz dürften im wesentlichen in einem veränderten
Siedlungsverhalten - von Einzelgehöften hin zu
größeren dorfartigen Siedlungseinheiten - zu su-
chen sein, aber auch eine veränderte Sozialstruktur
(größere Wohneinheiten, Großfamilien) oder eine
geringere Bevölkerungsdichte könnte für diese Ent-
wicklung von Bedeutung gewesen sein. Nicht zu-
letzt ist aber die bereits erwähnte (aufgrund des
geringeren Fundniederschlags) ungünstigere Auffin-
dungswahrscheinlichkeit mittelneolithischer Fund-
plätze in dieser Hinsicht zu bedenken165.
Bemerkenswert ist zudem die Feststellung, daß
während im Arbeitsgebiet die bereits im Frühneo-
lithikum durch die LBK genutzten Siedlungsplät-
ze im Mittelneolithikum erneut aufgesucht wur-
den, diese dagegen auf der Aldenhovener Platte
anscheinend regelrecht gemieden wurden166. Die
Ursache für dieses Phänomen glaubt Lüning (1982)
darin sehen zu können, daß an den altgenutzten
Plätzen nicht mehr ausreichend ungestörter Bau-
grund zur Anlage von Vorratsgruben und Häusern
zur Verfügung stand167. Die Situation im Arbeits-
gebiet könnte hingegen auf ein beschränktes, klein-
räumigeres Angebot landwirtschaftlich nutzbarer,
guter Lößböden zurückzuführen sein, die eine
erneute Nutzung älterer Siedlungsplätze unum-
gänglich machte. Eine vergleichbare Siedlungs-
kontinuität zwischen der Bandkeramik und dem
Mittelneolithikum konnte auch in der nördlichen
Wetterau und in Thüringen festgestellt werden168.
In der Wetterau zeichnete sich die Mehrzahl der
mittelneolithischen Siedlungsplätze jedoch „durch
eine leichte Diskordanz gegenüber ihren band-
keramischen Vorgänger-Siedlungen aus“, wobei
es sich aber oftmals nur um „geringfügige Verlage-
rungen um wenige hundert Meter“ handelte169.
Die mittelneolithischen Fundplätze (Großgartach
bis Rössen) des Arbeitsgebietes befinden sich in
allen Abdachungsbereichen eines Hanges, ein
auffallend hoher Anteil (71 %) wurde anschei-
nend im Bereich des Unterhanges und Hangfußes
angelegt (vgl. Abb. 5). Daneben sind interessan-
terweise rund 17 % der Fundstellen im nahezu
ebenen Tiefenbereich der Hangverebnungen und
Talauen belegt. Denkbar ist, daß es sich in diesem
hochwassergefährdeten Bereich um nur saisonal
genutzte Ansiedlungen handelte.
Dagegen spielten höhere Lagen bei der Standort-
wahl offenbar nur eine untergeordnete Rolle. Im
Mittelhangbereich konnten rund 6 %, im Ober-
hangbereich, in deutlicher Kuppenlage und in Pla-
teaulage (Höhensiedlungen) jeweils nur rund 2 %
161 Vgl. dazu Lüning 1982, bes. 15-23 u. 32-33. Entsprechend konnte auch im donau-bayerischen Gebiet im Vergleich zum
Frühneolithikum eine Abnahme der mittelneolithischen Siedlungsplätze beobachtet werden; dazu Bakels, Moddermann
1986, 116.
162 Lüning 1982, 23.
163 Vgl. Linke 1976, 53: Tabelle 2 (westfälische u. nordhessische Bördenlandschaften); Engelhardt 1981, 69 (Mittelfran-
ken); EIock 1989, 119 (mittelrheinisches Becken).
164 Müller 1980, 37. Walter u.a. 1987, 115:Tab. 12, 121-122.
165 Vgl. beispielsweise die Ausführungen zu der Bewohnerstruktur von Inden-1 bei Lüning 1982, 32.
166 Lüning (1982) nimmt an, daß es dort zwischen den Perioden Bandkeramik und Rössen zu einem fast vollständigen Wüs-
tungsvorgang kam; Lüning 1982, 22-23.
167 Lüning 1982, 22-23.
168 Walter u.a. 1987, 121-122.
169 Eisenhauer 1996, 117-119, bes. 118.
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niedrigen Werte des Rheinlandes. Dort haben
Untersuchungen in der Niederrheinischen Bucht
ergeben, daß im Verhältnis zur Bandkeramik im
Mittelneolithikum offenbar ein erheblicher Rück-
gang der Besiedlungsdichte stattgefunden haben
muß, wobei die mittelneolithische (Planig-Fried-
berg bis Rössen) Siedlungsdichte auf 35 % bzw. in
Teilregionen sogar auf 27 % bzw. 19 % der LBK-
Fundstellen absinkt161. Im Landkreis Göttingen
beträgt das Verhältnis von linienbandkeramischen
zu mittelneolithischen (Großgartach bis Rössen)
Fundplätzen hingegen 57 %. Nach den Erkennt-
nissen aus dem Rheinland ist dort tatsächlich von
einer „Umstrukturierung im Sinne einer Sied-
lungskonzentration'1 auszugehen162. Ob sich die-
ser Prozeß der Siedlungsausdünnung in vergleich-
barer Deutlichkeit auch im südniedersächsischen
Raum vollzog, muß vorerst ungeklärt bleiben.
Der Rückgang mittelneolithischer Fundplätze kor-
respondiert auch mit Beobachtungen in anderen
süd- und südwestdeutschen Landschaftsteilen163.
Eine weniger deutlich erkennbare Abnahme der
mittelneolithischen gegenüber den frühneolithi-
schen Fundstellen ist auch in Thüringen zu beob-
achten164. Die Gründe für diese rückläufige Ten-
denz dürften im wesentlichen in einem veränderten
Siedlungsverhalten - von Einzelgehöften hin zu
größeren dorfartigen Siedlungseinheiten - zu su-
chen sein, aber auch eine veränderte Sozialstruktur
(größere Wohneinheiten, Großfamilien) oder eine
geringere Bevölkerungsdichte könnte für diese Ent-
wicklung von Bedeutung gewesen sein. Nicht zu-
letzt ist aber die bereits erwähnte (aufgrund des
geringeren Fundniederschlags) ungünstigere Auffin-
dungswahrscheinlichkeit mittelneolithischer Fund-
plätze in dieser Hinsicht zu bedenken165.
Bemerkenswert ist zudem die Feststellung, daß
während im Arbeitsgebiet die bereits im Frühneo-
lithikum durch die LBK genutzten Siedlungsplät-
ze im Mittelneolithikum erneut aufgesucht wur-
den, diese dagegen auf der Aldenhovener Platte
anscheinend regelrecht gemieden wurden166. Die
Ursache für dieses Phänomen glaubt Lüning (1982)
darin sehen zu können, daß an den altgenutzten
Plätzen nicht mehr ausreichend ungestörter Bau-
grund zur Anlage von Vorratsgruben und Häusern
zur Verfügung stand167. Die Situation im Arbeits-
gebiet könnte hingegen auf ein beschränktes, klein-
räumigeres Angebot landwirtschaftlich nutzbarer,
guter Lößböden zurückzuführen sein, die eine
erneute Nutzung älterer Siedlungsplätze unum-
gänglich machte. Eine vergleichbare Siedlungs-
kontinuität zwischen der Bandkeramik und dem
Mittelneolithikum konnte auch in der nördlichen
Wetterau und in Thüringen festgestellt werden168.
In der Wetterau zeichnete sich die Mehrzahl der
mittelneolithischen Siedlungsplätze jedoch „durch
eine leichte Diskordanz gegenüber ihren band-
keramischen Vorgänger-Siedlungen aus“, wobei
es sich aber oftmals nur um „geringfügige Verlage-
rungen um wenige hundert Meter“ handelte169.
Die mittelneolithischen Fundplätze (Großgartach
bis Rössen) des Arbeitsgebietes befinden sich in
allen Abdachungsbereichen eines Hanges, ein
auffallend hoher Anteil (71 %) wurde anschei-
nend im Bereich des Unterhanges und Hangfußes
angelegt (vgl. Abb. 5). Daneben sind interessan-
terweise rund 17 % der Fundstellen im nahezu
ebenen Tiefenbereich der Hangverebnungen und
Talauen belegt. Denkbar ist, daß es sich in diesem
hochwassergefährdeten Bereich um nur saisonal
genutzte Ansiedlungen handelte.
Dagegen spielten höhere Lagen bei der Standort-
wahl offenbar nur eine untergeordnete Rolle. Im
Mittelhangbereich konnten rund 6 %, im Ober-
hangbereich, in deutlicher Kuppenlage und in Pla-
teaulage (Höhensiedlungen) jeweils nur rund 2 %
161 Vgl. dazu Lüning 1982, bes. 15-23 u. 32-33. Entsprechend konnte auch im donau-bayerischen Gebiet im Vergleich zum
Frühneolithikum eine Abnahme der mittelneolithischen Siedlungsplätze beobachtet werden; dazu Bakels, Moddermann
1986, 116.
162 Lüning 1982, 23.
163 Vgl. Linke 1976, 53: Tabelle 2 (westfälische u. nordhessische Bördenlandschaften); Engelhardt 1981, 69 (Mittelfran-
ken); EIock 1989, 119 (mittelrheinisches Becken).
164 Müller 1980, 37. Walter u.a. 1987, 115:Tab. 12, 121-122.
165 Vgl. beispielsweise die Ausführungen zu der Bewohnerstruktur von Inden-1 bei Lüning 1982, 32.
166 Lüning (1982) nimmt an, daß es dort zwischen den Perioden Bandkeramik und Rössen zu einem fast vollständigen Wüs-
tungsvorgang kam; Lüning 1982, 22-23.
167 Lüning 1982, 22-23.
168 Walter u.a. 1987, 121-122.
169 Eisenhauer 1996, 117-119, bes. 118.
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