Siedlungsabfall, darunter Keramik, Flint und sons-
tige Steinartefakte.
Die unterste Verfüllschicht der Gruben wird häu-
fig durch ein dünnes Schwarzerdeband markiert,
das vereinzelt mit Holzkohle und oxidierend ge-
branntem Lehm durchsetzt ist (z.B. Taf. 191, Taf.
206:1040, Taf. 209, Taf. 211:1143). Über diesem
Band folgen in der Regel mächtige Lößverstürze,
die von den Seiten zur Grubenmitte hin auslaufen.
Darüber liegen unterschiedlich stark durchmisch-
te Schichten des Ah- und Bt-Horizontes, die im obe-
ren Bereich der Gruben zumeist eine relativ homo-
gene, hellere Struktur aufweisen (z.B. Taf. 191). In
keinem Fall konnten dünne Schluffschichten be-
obachtet werden, die als Hinweis für ein längeres
Offenhegen der Gruben gedeutet werden könnten.
Dennoch kann aufgrund der Lößverstürze und der
starken Schichtung mit einem wiederholten Auf-
suchen dieser Gruben zur Abfallbeseitigung und
somit mit einem sukzessiven Verfüllungsprozeß
gerechnet werden.
Die Gruben 493 und 1143 der Siedlung Großen-
rode-14 liegen, ohne den jeweiligen Grundriß des
Baukörpers zu stören, im Innenbereich der Lang-
häuser V und VIII. Eine intentionelle Anlage der
Gruben im Innenbereich der Häuser, womit ein
besserer Schutz des Lagergutes vor klimatischen
Einflüssen (Feuchtigkeit) und Tieraktivitäten ver-
bunden wäre, ist demzufolge nicht grundsätzlich
auszuschließen320 - die Mehrzahl der Vorratsgru-
ben ist jedoch eindeutig im Umfeld der Häuser pla-
ziert. Auffällig ist, daß jeweils mindestens eine Vor-
ratsgrube im näheren Umfeld eines Langhauses
hegt und das im südlichen Bereich des Fundplat-
zes - innerhalb und außerhalb des Erdwerks - eine
besondere Konzentration von Vorratsgruben er-
kennbar wird.
4.5.2 Materialentnahmegruben
Die als Materialentnahmegruben interpretierten
Befunde weisen häufig im Planum und mehrheit-
lich auch im Profil eine eher unregelmäßige Form-
gebung auf321. Kennzeichnend für diesen Gruben-
typ ist die relativ geringe Eintiefung, die in der Regel
deutlich kleiner ist als der größte Durchmesser. Die
Durchmesser dieser Gruben variieren erheblich
und bewegen sich in Großenrode-14 (Kat.-Nr. 132)
zwischen 0,65 und 3,7 m. Anscheinend deuten sich
drei Gruppen, mit den Mittelwerten um 1 m, 1,75 m
und 3 m an. Es lassen sich vier Formvarianten dif-
ferenzieren: Befunde mit unregelmäßigem Umriß
und Profil (z.B. Taf. 197:662, Taf. 198, Taf. 214:1190),
rundliche bis langovale Befunde mit einer mulden-
förmigen bis steilen Wandung (z.B. Taf. 199:726,
Taf. 203:867, Taf. 204:896, Taf. 205:924, Taf. 211:
1148, Taf. 215:1234), Gruben mit getrepptem Pro-
fil (z.B. Taf. 189:161, Taf. 200, Taf. 204:894, Taf. 210:
1094) und schließlich größere Grubenkomplexe
(z.B. Taf. 202, Taf. 212). Die Übergänge zu den oben
beschriebenen Vorratsgruben (Kap. 4.5.1) sind flie-
ßend, so daß es sich vereinzelt auch um die Reste
solcher handeln könnte. Die ursprüngliche Funk-
tion dieser Gruben ist in der Regel nicht mehr näher
bestimmbar. Denkbar wäre, daß sie zur Entnahme
von Baumaterial (Lehm) für die Häuser und Öfen
(Feuerstellen) bzw. für den Abbau oder die Aufbe-
reitung („Sumpfen“) von Lehm für die Keramikher-
stellung gedient haben322 323 324.
Unter dem Begriff „Grubenkomplexe“ sollen auf-
fallend großflächige, überwiegend wohl infolge von
Lehmentnahme entstandene Befunde zusammen-
gefaßt werden, die sich häufig aus mehreren, nicht
mehr differenzierbaren Einzelgruben zusammen-
setzen (vgl. z.B. Taf. 212)525. Die Füllung der Gru-
benkomplexe erscheint in der Regel relativ homo-
gen und besteht neben wenigen Lößverstürzen
vornehmlich aus schwarzbraunem Ah-Bodenmate-
rial. In Kalefeld-72, Ldkr. Northeim (Kat.-Nr. 128),
konnten auf der Sohle eines etwa 200 m2 großen
Grubenkomplexes an mehreren Stellen dünne fet-
tig-schwarze Bänder und im Grubenzentrum eine
fettige Tonschicht nachgewiesen werden, die mögli-
cherweise als Indiz für die Entsorgung von „Pott-
asche“ aus Feuerstellen zu werten ist (Taf. 169-
170)52A. Ferner zeigten sich mehrfach massive
Schichtenpakete aus umgelagertem, kaum vermeng-
tem Löß, die möglicherweise als direkter Aushub
benachbarter Gruben anzusehen sind325. Weitere,
320 Rosenstock 1979, 189.
321 In Großenrode-14 konnten 46 Gruben dieser Art erfaßt werden; vgl. Stelle 52, 54, 63a, 84, 161, 224, 247, 249, 358, 422,
427, 554, 610, 639, 662, 669, 679, 726, 764, 794, 818, 820, 837, 867, 890, 894, 896, 924, 1063, 1068, 1076?, 1081, 1086,
1091,1093,1094, 1108, 1148, 1154, 1167, 1180, 1190, 1223, 1224, 1234,1241.
322 Zum Baustoff Lehm und seiner Verwendung siehe die Ausführungen bei Luley 1992, 40-41.
323 Vgl. dazu auch Schwellnus 1984; Alföldy-Thomas, Spatz 1988, 93; Lüning 1982, 33.
324 Vgl. Löbert 1976, 166.
325 Vgl. dazu Löbert 1976, 165-166.
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tige Steinartefakte.
Die unterste Verfüllschicht der Gruben wird häu-
fig durch ein dünnes Schwarzerdeband markiert,
das vereinzelt mit Holzkohle und oxidierend ge-
branntem Lehm durchsetzt ist (z.B. Taf. 191, Taf.
206:1040, Taf. 209, Taf. 211:1143). Über diesem
Band folgen in der Regel mächtige Lößverstürze,
die von den Seiten zur Grubenmitte hin auslaufen.
Darüber liegen unterschiedlich stark durchmisch-
te Schichten des Ah- und Bt-Horizontes, die im obe-
ren Bereich der Gruben zumeist eine relativ homo-
gene, hellere Struktur aufweisen (z.B. Taf. 191). In
keinem Fall konnten dünne Schluffschichten be-
obachtet werden, die als Hinweis für ein längeres
Offenhegen der Gruben gedeutet werden könnten.
Dennoch kann aufgrund der Lößverstürze und der
starken Schichtung mit einem wiederholten Auf-
suchen dieser Gruben zur Abfallbeseitigung und
somit mit einem sukzessiven Verfüllungsprozeß
gerechnet werden.
Die Gruben 493 und 1143 der Siedlung Großen-
rode-14 liegen, ohne den jeweiligen Grundriß des
Baukörpers zu stören, im Innenbereich der Lang-
häuser V und VIII. Eine intentionelle Anlage der
Gruben im Innenbereich der Häuser, womit ein
besserer Schutz des Lagergutes vor klimatischen
Einflüssen (Feuchtigkeit) und Tieraktivitäten ver-
bunden wäre, ist demzufolge nicht grundsätzlich
auszuschließen320 - die Mehrzahl der Vorratsgru-
ben ist jedoch eindeutig im Umfeld der Häuser pla-
ziert. Auffällig ist, daß jeweils mindestens eine Vor-
ratsgrube im näheren Umfeld eines Langhauses
hegt und das im südlichen Bereich des Fundplat-
zes - innerhalb und außerhalb des Erdwerks - eine
besondere Konzentration von Vorratsgruben er-
kennbar wird.
4.5.2 Materialentnahmegruben
Die als Materialentnahmegruben interpretierten
Befunde weisen häufig im Planum und mehrheit-
lich auch im Profil eine eher unregelmäßige Form-
gebung auf321. Kennzeichnend für diesen Gruben-
typ ist die relativ geringe Eintiefung, die in der Regel
deutlich kleiner ist als der größte Durchmesser. Die
Durchmesser dieser Gruben variieren erheblich
und bewegen sich in Großenrode-14 (Kat.-Nr. 132)
zwischen 0,65 und 3,7 m. Anscheinend deuten sich
drei Gruppen, mit den Mittelwerten um 1 m, 1,75 m
und 3 m an. Es lassen sich vier Formvarianten dif-
ferenzieren: Befunde mit unregelmäßigem Umriß
und Profil (z.B. Taf. 197:662, Taf. 198, Taf. 214:1190),
rundliche bis langovale Befunde mit einer mulden-
förmigen bis steilen Wandung (z.B. Taf. 199:726,
Taf. 203:867, Taf. 204:896, Taf. 205:924, Taf. 211:
1148, Taf. 215:1234), Gruben mit getrepptem Pro-
fil (z.B. Taf. 189:161, Taf. 200, Taf. 204:894, Taf. 210:
1094) und schließlich größere Grubenkomplexe
(z.B. Taf. 202, Taf. 212). Die Übergänge zu den oben
beschriebenen Vorratsgruben (Kap. 4.5.1) sind flie-
ßend, so daß es sich vereinzelt auch um die Reste
solcher handeln könnte. Die ursprüngliche Funk-
tion dieser Gruben ist in der Regel nicht mehr näher
bestimmbar. Denkbar wäre, daß sie zur Entnahme
von Baumaterial (Lehm) für die Häuser und Öfen
(Feuerstellen) bzw. für den Abbau oder die Aufbe-
reitung („Sumpfen“) von Lehm für die Keramikher-
stellung gedient haben322 323 324.
Unter dem Begriff „Grubenkomplexe“ sollen auf-
fallend großflächige, überwiegend wohl infolge von
Lehmentnahme entstandene Befunde zusammen-
gefaßt werden, die sich häufig aus mehreren, nicht
mehr differenzierbaren Einzelgruben zusammen-
setzen (vgl. z.B. Taf. 212)525. Die Füllung der Gru-
benkomplexe erscheint in der Regel relativ homo-
gen und besteht neben wenigen Lößverstürzen
vornehmlich aus schwarzbraunem Ah-Bodenmate-
rial. In Kalefeld-72, Ldkr. Northeim (Kat.-Nr. 128),
konnten auf der Sohle eines etwa 200 m2 großen
Grubenkomplexes an mehreren Stellen dünne fet-
tig-schwarze Bänder und im Grubenzentrum eine
fettige Tonschicht nachgewiesen werden, die mögli-
cherweise als Indiz für die Entsorgung von „Pott-
asche“ aus Feuerstellen zu werten ist (Taf. 169-
170)52A. Ferner zeigten sich mehrfach massive
Schichtenpakete aus umgelagertem, kaum vermeng-
tem Löß, die möglicherweise als direkter Aushub
benachbarter Gruben anzusehen sind325. Weitere,
320 Rosenstock 1979, 189.
321 In Großenrode-14 konnten 46 Gruben dieser Art erfaßt werden; vgl. Stelle 52, 54, 63a, 84, 161, 224, 247, 249, 358, 422,
427, 554, 610, 639, 662, 669, 679, 726, 764, 794, 818, 820, 837, 867, 890, 894, 896, 924, 1063, 1068, 1076?, 1081, 1086,
1091,1093,1094, 1108, 1148, 1154, 1167, 1180, 1190, 1223, 1224, 1234,1241.
322 Zum Baustoff Lehm und seiner Verwendung siehe die Ausführungen bei Luley 1992, 40-41.
323 Vgl. dazu auch Schwellnus 1984; Alföldy-Thomas, Spatz 1988, 93; Lüning 1982, 33.
324 Vgl. Löbert 1976, 166.
325 Vgl. dazu Löbert 1976, 165-166.
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