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Lönne, Petra
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Band 31): Das Mittelneolithikum im südlichen Niedersachsen :: Untersuchungen zum Kulturenkomplex Großgartach - Planig-Friedberg - Rössen und zur Stichbandkeramik — 2003

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.68368#0076
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Nr.
Fundort
Kat.-Nr.
Orientierung
PLANUM
Länge (m) Breite (m)
Breite der
Sohle (m)
Tiefe
(m)
Schichten
(Anzahl)
Funde
Datierung/
Kontext
1
Kohnsen-9
107-290
NW-SO
2,3
0,4
k. A.
1,1
-
-
MN
2
Großenrode-14
132-40
WNW-OSO
2,72
0,71
0,08
0,92
7
Keramik
PF-fRÖ
3
Großenrode-14
132-365
W-0
2,56
0,48
0,09
0,94
10
-
PF-fRÖ
4
Großenrode-14
132-368
W-0
1,95
0,3
0,05
0,72
8
Rotlehm
PF-fRÖ
5
Großenrode-14
132-391
W-0
2,7
0,42
0,14
0,75
6
-
PF-fRÖ
6
Großenrode-14
132-420
W-0
2,7
0,6
0,16
0,75
8
-
PF-fRÖ
7
Erfurt 1(146 II)
-
NNO-SSW
R2,l
0,3
k. A.
1,55
-
Keramik

8
Erfurt III (19 A)
-
N-S
R2,0
0,5
k. A.
1,95
-
Keramik

9
Erfurt III (19 B)
-
NW-SO
R3.1
0,35
k. A.
1,4
-
Keramik

10
Hienheim (412)
-
NNO-SSW
1,95
0,5
k. A.
1,04
ja
1 Bohrer,
3 Klingen
MN/RÖ

Abb. 23 Merkmale ausgewählter mittelneolithischer Schlitzgruben.

besonders charakteristische Beispiele für derartige
Grubenkomplexe liegen aus Obernjesa-14, Ldkr.
Göttingen (Kat.-Nr. 71-26, Taf. 156), Einbeck-92
(Kat.-Nr. 103-97, Taf. 162:97, Taf. 164:97), Ein-
beck-103 (Kat.-Nr. 104-303) und aus Salzderhel-
den-26 (Kat.-Nr. 114-363), alle Ldkr. Northeim,
vor326.
Vergleichbare Grubenkomplexe sind bereits im li-
nienbandkeramischen Kontext zu beobachten327,
besonders häufig aber erst auf mittelneolithischen
Siedlungsplätzen vertreten328. Im Vergleich zur
Linienbandkeramik möchte Lüning (1982) diese
offenbar „kommunal“ genutzten Gruben als einen
Beleg für die „enger verknüpfte dörfliche Struk-
tur11 der mittelneolithischen Siedlungsgemein-
schaften werten329.
4.5.3 Schlitzgruben
Auf neolithischen Siedlungsplätzen treten gele-
gentlich langschmale, grabenartige Befunde in
Erscheinung, die im Verhältnis zu ihrer geringen
Breite eine auffallend große Tiefe erreichen. In
der Literatur hat sich für diesen, im Querprofil

häufig schlitzförmigen Grubentyp die Bezeich-
nung „Schlitzgrube“ oder „Schlitzgräbchen“ durch-
gesetzt330.
Im Arbeitsgebiet konnten Beispiele für diesen
Grubentyp in Kohnsen-9, Ldkr. Northeim (Kat.-
Nr. 107-290, Abb. 23:1), und in Großenrode-14
(Kat.-Nr. 132) dokumentiert werden (Abb. 23: 2-
6)331. In Großenrode-14 wurden im Innenbereich
des Erdwerks fünf Schlitzgruben in leicht bogen-
förmiger Anordnung im Abstand von ca. 3 bis 7 m
hintereinanderliegend angetroffen (vgl. Taf. 226,
Taf. 174). Möglicherweise setzt sich diese Reihung
außerhalb der Grabungsfläche fort (vgl. Taf. 174:
Stelle 40).
Im Planum weisen die langschmalen Befunde ein
abgerundetes Schmalende auf. Der Querschnitt
zeigt ein annähernd keilförmiges Profil mit einer
mehr oder weniger spitzen Sohle, die eine durch-
schnittliche Breite von nur 0,1 m erreicht. Erst in
der oberen Hälfte wird eine deutliche, anschei-
nend regelmäßige Verbreiterung der Befunde
erkennbar. In Hinsicht auf die Gleichmäßigkeit
dieser Verbreiterung scheint es sich eher um ein

326 Ob es sich bei der Fundstelle Rosdorf-6a, Stelle 1 (Kat.-Nr. 72), ebenfalls um einen Grubenkomplex handelt, ist anhand
der vorliegenden Beschreibung im nachhinein nicht mehr mit Sicherheit zu entscheiden, wird jedoch angenommen.
327 Frühneolithische Grubenkomplexe liegen z.B. aus Köln-Lindenthal (Buttler, Haberey 1936; Bernhardt 1986, 97-104),
aus Hienheim-„Am Weinberg“ (Modderman 1986, 20-21) und aus Bylany, Bez. Kolin, Tschechische Republik (Zäpotockä
1989, 187 u. 191), vor.
328 Vgl. die großen Gruben bzw. Grubenkomplexe in Heidelberg-Neuenheim (Maße: 14 m x 12 m, bis zu 4 m tief); Aldenho-
ven-1, Inden-1 und Inden-3, alle Kr. Düren; Alföldy-Thomas, Spatz 1988, bes. 93; Eckert u.a. 1971, 566-567, 604; Kuper
1979, 150-151. Siehe auch die 7,6 x 5,6 m große Grube 4 von Godramstein, Ldkr. Landau-Bad Bergzabern; dazu Kilian
1974, Abb. 2.
329 Lüning 1982, 33.
330 Vgl. Lippmann 1985 („Schlitzgruben“); Bernhardt 1990, 354 („Schlitzgruben“); Struck 1984 („Schlitzgräbchen“); Gall
1975 („Spitzgräbchen“).
331 Stelle 40, 365, 368, 391, 420, 422?. Dieser langschmale Grubentyp ist von zahlreichen neolithischen Siedlungsplätzen
Mitteleuropas bekannt. Besonders häufig kommen diese Schlitzgruben im Kontext der Bandkeramik vor, sind aber auch
noch im Jungneolithikum und vermutlich auch in der Bronzezeit vertreten; vgl. Van De Velde 1973, 56-57; Gall 1975;
Struck 1984 bzw. Busch 1996, 65-67.

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