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Lönne, Petra
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Band 31): Das Mittelneolithikum im südlichen Niedersachsen :: Untersuchungen zum Kulturenkomplex Großgartach - Planig-Friedberg - Rössen und zur Stichbandkeramik — 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.68368#0078
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fen für die Befunde von Großenrode-14 nicht zu346.
Auch die Interpretation D. Gronenborns (1989)
als Webgrube ist durchaus nachvollziehbar, kann
aber anhand der Großenroder Befunde ebenfalls
nicht bestätigt werden347. Die mit 72 Anlagen bis-
her größte Ansammlung derartiger Schlitzgruben
auf dem Siedlungsplatz von Bleichheim, Ldkr.
Emmendingen, spricht jedoch eher gegen letztere
Hypothese348.
Bedauerlicherweise fanden sich auch in den
Schlitzgruben von Großenrode-14 keine An-
haltspunkte für deren Funktion, so daß der Ver-
wendungszweck dieser Anlagen auch weiterhin
unklar bleiben muß. Die Besonderheiten dieses
Grubentyps scheinen aber auf eine spezielle
(technische?) Funktion hinzudeuten349.
4.5.4 „Freistehende Wände“
Im Rahmen der Bearbeitung des linienbandkera-
mischen und mittelneolithischen Siedlungsplat-
zes Hienheim, Edkr. Kelheim, hat P. J. R. Modder-
man (1977) die Bezeichnung „Freistehende Wände“
für einen mit separaten Pfosteneinbauten („Pali-
sadenkonstruktion“) versehenen, gräbchenarti-
gen Befundtyp eingeführt350. In Großenrode-14
(Kat.-Nr. 132) konnten mindestens vier, mögli-
cherweise sogar sechs solcher Grabenstrukturen
erfaßt werden351. Die Gräbchen sind 2-3,4 m lang,

0,4-0,6 m breit und erreichen mit maximal 0,45 m
eine nur relativ geringe Tiefe. Sofern hier Pfosten-
standspuren beobachtet werden konnten, waren
diese dicht nebeneinander angeordnet. Bei Stelle
204 befanden sich vermutlich zumindest an den
Schmalenden Pfosten (Taf. 189:204)352.
Wie bereits erwähnt (vgl. Kap. 4.3.2), können zwei
dieser Gräbchen (Stelle 282 und 385) möglicher-
weise als konstruktive Bestandteile der Banghäuser
I und II (Windfang?, Schaufassade?) gedeutet wer-
den (Taf. 194, Taf. 217-218). Hinsichtlich der Page
von Stelle 204 im Bereich der Erdwerkspalisade
könnte möglicherweise auch ein diesbezüglicher
funktionaler Zusammenhang bestanden haben.
Auch bei der Dokumentation von Stelle 312, die in
der Bängsachse sieben Pfostenstandspuren aufweist,
konnten keine weiteren Hinweise für eine mögliche
Interpretation dieser Anlagen festgestellt werden
(Taf. 190). Die Großenroder Gräbchen sind mit
ihrer Bängsachse überwiegend annähernd NNO-
SSW orientiert. Wahrscheinlich lassen sich auch
noch zwei weitere Befunde (Stelle 196 u. 235) die-
sem Grubentyp zuordnen. Obwohl beide mit 0,73-
1,0 m eine etwas größere Breite aufweisen, einer
eine abweichende NNW-SSO-Ausrichtung zeigt
und jeweils keine Pfostenstandspuren erfaßt wer-
den konnten, stimmen doch einige Kriterien über-
ein. Auch diese beiden Befunde haben keinerlei
Hinweise für eine funktionale Deutung geliefert.

346 Vgl. dazu Bernhardt 1990, 354-355. Die Schlitzgruben von Großenrode-14 befinden sich hingegen im zentralen Bereich
der Siedlung, ebenfalls liegt ein direkter Gewässerbezug mit 300 bis 400 m Entfernung nicht vor.
347 Vgl. Gronenborn 1989.
348 Siehe dazu Struck 1984, 14-15.
349 Vgl. auch Struck 1984, 16.
350 Modderman 1977, 45-47. Entsprechende Befunde konnten im neolithischen Kontext bereits mehrfach beobachtet werden,
vgl. ebenda bzw. Kuper 1979, 148-150.
351 Stelle 196?, 204, 235?, 282, 312, 385.
352 Vgl. dazu Kuper 1979, 149-150.

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