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Lönne, Petra
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Band 31): Das Mittelneolithikum im südlichen Niedersachsen :: Untersuchungen zum Kulturenkomplex Großgartach - Planig-Friedberg - Rössen und zur Stichbandkeramik — 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.68368#0080
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tungsgrabungen beim Bau der Bundesstraße B3
dokumentiert werden konnten (Taf. 166, Taf.
168:288).
5.2 Mittelneolithische Erdwerke
im Arbeitsgebiet
Großenrode-14
Begrenzt durch den vorgegebenen Trassenverlauf
der Kreisstraße 425 konnten zwei größere Aus-
schnitte (etwa 20-25 %) des Großenroder Graben-
zuges mit begleitender Palisade und Teilbereiche
der Innenfläche der Anlage dokumentiert werden.
Im Nordwesten wurde der Graben auf einer Län-
ge von ca. 50 bzw. 26 m und im Südosten auf einer
Länge von 28 m aufgedeckt (vgl. Taf. 226). Den
freigelegten Teilstücken nach zu urteilen, handelt
es sich um eine mehr oder weniger unregelmäßig
polygonale bis ovale Anlage, die aus einem mit
Durchlässen versehenen Sohlgraben und einer
zur Innenfläche hin anschließenden Pfostenreihe
(Palisade) gebildet wird. In den Jahren 1988 und
1995 wurde mittels geophysikalischer Methoden
(Gleichstromgeoelektrische Gradientenmessun-
gen) versucht, den weiteren Grabenverlauf zu er-
mitteln; die Untersuchungen erbrachten jedoch
keine signifikanten Ergebnisse359.
Die Großenroder Anlage weist einen minimalen
(dokumentierten) Durchmesser von 170 m bzw.
einen maximalen Durchmesser von ca. 190 m auf
und umschließt eine Innenfläche von etwa 2-3 ha.
Damit handelt es sich um die bisher größte be-
kannte Anlage des Planig-Friedberger Horizontes
(vgl. Abb. 25). Im Bereich der Untersuchungsflä-
che konnten drei Grabenunterbrechungen (im
Nordwesten, Westen und Südosten) mit sorgfältig
angelegten Grabenköpfen festgestellt werden. Die
Breite des nordwestlichen Durchgangs beträgt
4,8 m, des westlichen 2,2 m und des südöstlichen
mindestens 3,8 m (Taf. 226). In Anlehnung an Be-
funde aus anderen Erdwerken liegt es nahe, dort
„Torsituationen“ anzunehmen. Bemerkenswert ist
in diesem Zusammenhang, daß sich die begleiten-
de Pfostenreihe bzw. Palisade im Bereich der nord-
westlichen Grabenunterbrechung im rechten Win-

kel fortsetzt (Taf. 226). Weitere eindeutige Einbau-
ten bzw. Sperrkonstruktionen im Bereich der
Durchlässe konnten nicht festgestellt werden. Im
Gegensatz zu den beiden Grabenunterbrechun-
gen im Nordwesten und Südosten weist die west-
liche Unterbrechung mit 2,2 m eine wesentlich
geringere Breite auf. Möglicherweise wird dieser
Bereich aber auch durch die große, unregelmäßi-
ge Grube (Stelle 638) gestört (vgl. Taf. 175 bzw.
181: Profil 35 u. 36)360.
Im folgenden sollen die drei untersuchten Graben-
abschnitte kurz vorgestellt werden (vgl. Taf. 226).
Während die dokumentierte Breite des nördlichen
Grabenabschnittes (nördlich der K425) im Pla-
num mit 0,9-1,1 m vergleichsweise einheitlich ist,
schwankt die erhaltene Tiefe mit 0,2-0,7 m relativ
stark. Der Graben weist im Querschnitt überwie-
gend eine flache, seltener eine unregelmäßig mul-
denförmige Sohle mit steilen Wänden auf (Taf. 179:
Profil 2, 11 u. 13). Der nördlichste Grabenkopf
zeigt im Längsprofil eine gleichmäßig flache Soh-
le mit zunächst steil, dann im mittleren Bereich
flacher ausstreichenden Seitenwänden (Taf. 179:
Profil 16). Auf der Basis fällt eine massive Bände-
rung aus feinen Schlufflagen auf, die zu dem
Durchlaß hin leicht ansteigt. Auf diese folgt eine
stark mit Löß durchsetzte Schicht, die ihrerseits
von einer massiven Schwarzerdelage bedeckt
wird. Auf der Oberfläche dieser Schwarzerde-
schicht konnten die Reste eines 2 cm dicken, ver-
kohlten „Holzbrettes“ freigelegt werden. Das
Objekt wies noch eine Länge von 34 cm und eine
Breite von 11 cm auf, die Faserrichtung verlief
W-O. Möglicherweise handelt es sich um die Res-
te einer in den Grabenkopf gestürzten Palisaden-
bohle oder einer Brustwehr.
Die obere Verfüllung ist im Bereich des nördlichen
Grabenabschnitts dagegen in der Regel relativ
homogen. Das Querprofil zeigt im Querschnitt
eine deutliche Treppung, die jedoch dokumenta-
tionsbedingt sein kann (Taf. 179: Profil 17).
Nach einer 4,8 m breiten Unterbrechung setzt sich
der Graben in südwestlicher Richtung fort (vgl.
Taf. 226). Während die Sohle im Querschnitt
wiederum vergleichsweise eben erscheint, steigen

359 Vgl. dazu A. Heege 1989, 81: Anm. 9. Bei der Magnetometerprospektion 1995 wurde als Meßgerät ein Fluxgate Gradio-
meter Modell FM36 des Herstellers Geoscan Research (Bradford, GB) verwendet. Für die freundliche Unterstützung bei
den Messungen und der Auswertung danke ich Dr. R.-F. Lottermoser (Institut für Geophysik, Technische Universität
Braunschweig), Stefan Hainski M.A., Dr. Rainer Kossian, Anette Pauleweit M.A., Thorsten Schwarz, Dipl.-Ing. Thomas
Seggermann, Prof. Dr. Frank Siegmund und Sandra Viehmeier M.A.
360 Stelle 638 wird in der Grabungsdokumentation zu Stelle 2 (Erdwerksgraben) gerechnet; vgl. Katalog.

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