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Lönne, Petra
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Band 31): Das Mittelneolithikum im südlichen Niedersachsen :: Untersuchungen zum Kulturenkomplex Großgartach - Planig-Friedberg - Rössen und zur Stichbandkeramik — 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.68368#0213
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inventar der späten SBK aus Erfurt-Gispersle-
ben757. Kaufmann (1996) sieht bei diesem Gefäß
vor allem Übereinstimmungen mit den steilwandi-
gen Bechern der SBK vom Munzinger Typ, die häu-
fig ebenfalls eine flächendeckende, z.T. durch
schräg angeordnete Stichgruppenreihen unterbro-
chene Stichverzierung erkennen lassen758.
Die Interpretation derartiger Einzelfunde muß
voerst unklar bleiben. Möglicherweise deuten sich
hier Kontakte zwischen der thüringischen SBK,
die nach Auffassung Kaufmanns ihrerseits wohl
durch das „Südostbayerische Mittelneolithikum“
beeinflußt wurde, und dem südniedersächsischen
Mittelneolithikum an. Für eine eingehendere Be-
trachtung dieser möglichen Wechselbeziehungen
ist die Quellengrundlage m. E. derzeit noch nicht
ausreichend - hier sind weitere aussagefähige
Neufunde abzuwarten.
Ein ähnliches Obermotiv (NO) weist im Arbeitsge-
biet das bereits vorgestellte Becherfragment (Stufe II)
von Kohnsen-9 (Stelle 264) (Taf. 91:39) und darü-
ber hinaus auch eine spät-stichbandkeramische
kalottenförmige Schale aus Erfurt (Grube II) auf759.
Die beste Parallele stellt allerdings ein stichbandke-
ramisches Gefäß aus Endersbach, Rems-Murr-Kreis,
dar, das eine weitgehende Übereinstimmung der Or-
namentik zeigt760. Schließlich besitzt auch eine spät-
stichbandkeramische (Stufe II) Flasche aus Eitzum,
Ldkr. Wolfenbüttel, ein schräg durchbrochenes
Randband mit Nebenornament, das deutliche Ähn-
lichkeiten mit dem vorliegenden Stück aufweist761.
Einige Altfunde aus der Umgebung von Rosdorf-
(16), Ldkr. Göttingen (Taf. 46.78:1-2, 47:3), und
aus der Kiesgrube Francke westlich von Edesheim

(Edesheim-3), Ldkr. Northeim (Abb. 87), runden
das insgesamt recht einheitlich erscheinende Bild
der späten SBK (Stufe II) im Arbeitsgebiet ab762.
Darüber hinaus liegen auch in den Landkreisen
Peine und Wolfenbüttel vereinzelt Fundplätze mit
stichbandkeramischer und mittelneolithischer
Tonware vor. In Bründeln-Klappfeld, Ldkr. Peine,
treten spät-stichbandkeramische (Stufe II) Scher-
ben gemeinsam mit Keramik der Phasen spätes
Großgartach und Planig-Friedberg/frühes Rössen
auf763. In Gielde, Ldkr. Wolfenbüttel, wurden
wenige stichbandkeramische Scherben zusam-
men mit Gefäßfragmenten des späten Großgar-
tach, Planig-Friedberg und der frühen Rössener
Kultur geborgen764. In einer Grube (Stelle 1) bei
Eitzum, Ldkr. Wolfenbüttel, fanden sich Keramik-
fragmente der späten Stichbandkeramik (Stufe II)
zusammen mit vereinzelten Scherben der Phase
mittleres Rössen765. Niquet (1963) zufolge, sollen
auch in der Siedlung am Sauerbach bei Klein Vahl-
berg, Ldkr. Wolfenbüttel, Scherben der späten
SBK und der Rössener Kultur in einer „Kultur-
schicht11 vergesellschaftet gewesen sein, die an-
geblich LBK-Befunde überlagerte766. Diese Aus-
sage ist jedoch anhand der vorhandenen Gra-
bungsdokumentation und offenbar widersprüch-
licher Angaben nicht mehr verifizierbar767.
Niquet hatte die beiden zuletzt genannten Fundver-
gesellschaftungen bereits als Beleg für ein „zeitliches
Nebeneinander11 von Stichbandkeramik und Rös-
sener Kultur gewertet768. Der enge Kontakt von
Stichbandkeramik und Rössener Kultur offenbart
sich auch auf dem früh- und mittelneolithischen
Gräberfeld von Wittmar, Ldkr. Wolfenbüttel769. Dort
wurden insgesamt 51 Bestattungen erfaßt, von de-

757 Kaufmann 1996, bes. 42 (Erfurt-Gispersleben, Stadtkreis Erfurt, Fst. 11, Grube 128) u. Abb. 2.
758 Zu den möglichen Beziehungen zwischen thüringischer SBK und dem bayerischen Mittelneolithikum ausführlich Kauf-
mann 1996. Vgl. auch Spatz 2000a, bes. 89-90.
759 Lippmann 1983, Abb. 5:3.
760 Vgl. Spatz 1996, Taf. 205:6b.
761 Schwarz-Mackensen 1985, Taf. 29:6. Dieses Stück befand sich zusammen mit weiteren stichbandkeramischen und Rös-
sener Scherben in einer Grube.
762 Zu dem Fund von Edesheim vgl. Fahlbusch 1940c bzw. Maier 1964, Abb. 5.
763 E. Heege 1989, 113, 118-119, Taf. 41:1, Taf. 43:1-2, Taf. 47:26-27, Taf. 49:9-15.
764 Busch 1983, bes. Abb. 3a:2-15, Abb. 3b:3-13.
765 Niquet 1963, 55, 57, Taf. 4:2-26. Schwarz-Mackensen 1983, Abb. 5:5-10; 1985, 28, Taf. 29: 1, 2, 4-8, Taf. 30:1, 3, 4, Taf.
31:3,4,6,9.
766 Niquet 1963, 45-46. Kaufmann 1976, 100. Busch 1983a, 104, bes. Abb. 1.
767 Vgl. E. Heege 1989, 113.
768 Niquet 1963, 57. Dieser Auffassung schlossen sich auch Kaufmann 1976, 100, und Schwarz-Mackensen 1983, 30, an.
769 Eine angemessene Publikation des bedeutenden Gräberfeldes liegt bisher nicht vor, so daß hier lediglich auf Vorberich-
te verwiesen werden kann; vgl. Rötung 1977, 1983, 1985.

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