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Mander, Carel van; Floerke, Hanns [Übers.]
Das Leben der niederländischen und deutschen Maler (Band 2) — München, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.7516#0072

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Das Leben des Malers Gillis Coignet von Antwerpen 71

Terni, zwischen Rom und Loreto, ein Zimmer mit
Grottesken auf die französische Art und ferner ein Altarbild
al fresco. Stello fand den Tod auf der Engelsbrücke (in
Rom) durch einen Feuerpfeil, der ihn bei der Feier eines
päpstlichen Festtages in die Brust traf. Coignet hat auch
Neapel, Sizilien und andere Gegenden Italiens besucht
und dort in Ölfarbe und al fresco verschiedene Sachen ge-
malt. Er trat im Jahre 1561 in die Gilde oder Malerkammer
zur Levkoje zu Antwerpen ein, in welcher Stadt er sich
seither aufgehalten und viele Werke, namentlich Leinwand-
und Tafelbilder, geschaffen hat, wobei er manchmal Cornelis
Mo lenaer, oder wie man ihn gewöhnlich nannte: den
schielenden Neel, zum Malen seiner landschaftlichen
Hintergründe gebrauchte. Er arbeitete viel für Kaufleute und
wurde sehr berühmt unter dem Spitznamen „Gillis mit
dem Fleck", den er von einem Mal auf der Wange, haarig
wie eine Maus, hatte. Seine Mutter war nämlich vor seiner
Geburt heftig über eine Maus erschrocken. Um dem Kriege
— zur Zeit des Prinzen von Parma — aus dem Wege zu
gehen, verliess er Antwerpen 142 und Hess sich in Amster-
dam nieder, wo er mit seiner Kunst nicht schlecht fuhr.143
Doch zog er wegen seiner kirchlichen Richtung oder aus
anderen Gründen144 wieder fort und begab sich nach Ham-
burg, wo er um das Jahr 1600 gestorben ist.145 Er war
ein kurzweiliger und fröhlicher Mann, dem seine unter-
haltenden Bilder leicht von der Hand gingen, und der in
Allem — Figuren, Landschaft, Hintergründen und anderen
Dingen — hinlänglich bewandert war. Er hatte auch eine
hübsche Art sehr gut erfundene Nachtszenen zu malen, wo-
bei er vielfach das Licht von Kerzen, Fackeln oder Lampen
durch dick aufgetragenes Gold wiedergab, was sehr naturwahr
aussah, doch von Einigen, die der Meinung waren, der Maler
müsse Alles mit seinen Farben ausdrücken, getadelt wurde.
Andere halten jedoch Alles für gut, was die Wirkung ver-
bessert und das Auge des Beschauers am besten zu täuschen
vermag. Mit mehr Grund wird ihm zum Vorwurf gemacht,
dass er die Kopieen seiner Schüler als seine eigenen Ar-
 
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