Das Leben des Malers Gillis van Conincxloo
121
Das Leben des Malers Gillis van Conincxloo
von Antwerpen.
Bei zwei oder drei verschiedenen italienschen Schrift-
stellern habe ich sowohl in Dialogform wie in anderer die
Frage behandelt gefunden, welcher von den beiden Künsten:
Malerei und Skulptur, der Vorrang gebühre. Zu Gunsten
unserer Kunst wurde beigebracht, dass der Maler alles dar-
stellt, was die Augen des Menschen zu umfassen vermögen:
Himmel, Luft samt ihren Veränderungen, wenn die Sonne
ihre Strahlen durch die Wolken auf Städte, Berge und Täler
herabsendet, oder wenn es dunkel und wolkig ist, regnet,
hagelt oder schneit, ferner alle Abstufungen von Grün an
Bäumen und Feldern, wenn der lachende Lenz die Vögel zum
Singen bringt, — lauter Dinge, die der Bildhauer in seinem
Stein unmöglich zur Darstellung bringen kann, wozu noch
andre Gründe zum Beweise, dass die Malerei eine an-
sprechendere oder höhere Kunst sei, als die Bildhauerei,
kamen. Dies können die kunstreichen Werke des hervor-
ragenden Landschaftsmalers Gillis van Conincxloo von
Antwerpen bekräftigen, der von Vaters- und Muttersseite
Künstlerblut in den Adern hat. Er wurde am 24. Januar
des Jahres 1544 zu Antwerpen geboren. Seine Eltern
stammten aus Brüssel. 253 Er lernte zuerst bei Pieter,
dem Sohne des alten Pieter van AelstL209 und zwar
teilweise infolge verwandtschaftlicher Beziehungen; denn die
Frau des alten Pieter war die Schwester von Conincxloo's
Mutter.1-175 Von dort kam Conincxloo zu einem andern
Meister, Namens Lenaert Kroes, 254 der Figuren und Land-
schaften in Wasser- wie in Ölfarbe malte. Hierauf ging er
zu Gillis Mostaert wohnen, wo er für seine Kost be-
zahlte und für sich selbst arbeitete. Darauf reiste er nach
Frankreich, wo er Paris, Orleans und noch andere Orte
besuchte, und die Absicht hatte nach Italien zu gehen.
Da ihm aber ein Heiratsvorschlag gemacht wurde, ging er
nach Antwerpen und trat dort in die Ehe.2 5 5 In Ant-
121
Das Leben des Malers Gillis van Conincxloo
von Antwerpen.
Bei zwei oder drei verschiedenen italienschen Schrift-
stellern habe ich sowohl in Dialogform wie in anderer die
Frage behandelt gefunden, welcher von den beiden Künsten:
Malerei und Skulptur, der Vorrang gebühre. Zu Gunsten
unserer Kunst wurde beigebracht, dass der Maler alles dar-
stellt, was die Augen des Menschen zu umfassen vermögen:
Himmel, Luft samt ihren Veränderungen, wenn die Sonne
ihre Strahlen durch die Wolken auf Städte, Berge und Täler
herabsendet, oder wenn es dunkel und wolkig ist, regnet,
hagelt oder schneit, ferner alle Abstufungen von Grün an
Bäumen und Feldern, wenn der lachende Lenz die Vögel zum
Singen bringt, — lauter Dinge, die der Bildhauer in seinem
Stein unmöglich zur Darstellung bringen kann, wozu noch
andre Gründe zum Beweise, dass die Malerei eine an-
sprechendere oder höhere Kunst sei, als die Bildhauerei,
kamen. Dies können die kunstreichen Werke des hervor-
ragenden Landschaftsmalers Gillis van Conincxloo von
Antwerpen bekräftigen, der von Vaters- und Muttersseite
Künstlerblut in den Adern hat. Er wurde am 24. Januar
des Jahres 1544 zu Antwerpen geboren. Seine Eltern
stammten aus Brüssel. 253 Er lernte zuerst bei Pieter,
dem Sohne des alten Pieter van AelstL209 und zwar
teilweise infolge verwandtschaftlicher Beziehungen; denn die
Frau des alten Pieter war die Schwester von Conincxloo's
Mutter.1-175 Von dort kam Conincxloo zu einem andern
Meister, Namens Lenaert Kroes, 254 der Figuren und Land-
schaften in Wasser- wie in Ölfarbe malte. Hierauf ging er
zu Gillis Mostaert wohnen, wo er für seine Kost be-
zahlte und für sich selbst arbeitete. Darauf reiste er nach
Frankreich, wo er Paris, Orleans und noch andere Orte
besuchte, und die Absicht hatte nach Italien zu gehen.
Da ihm aber ein Heiratsvorschlag gemacht wurde, ging er
nach Antwerpen und trat dort in die Ehe.2 5 5 In Ant-