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Mander, Carel van; Floerke, Hanns [Transl.]
Das Leben der niederländischen und deutschen Maler (Band 2) — München, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.7516#0136

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Das Leben des hervorragenden Malers Bartholomäus Sprangers 135

Höhe, nebst Farben, Pinseln und was sonst noch erforderlich
war und sagte ihm, er solle einen religiösen Vorwurf darauf
malen. Sprangers, der noch nie dergleichen gemalt oder
kopiert hatte, geriet in grosse Verlegenheit und tat, als ver-
stehe er nicht, wie er denn auch die französische Sprache
schlecht verstand. Darauf schloss der Meister eine Truhe
auf, entnahm ihr drei Stiche und sagte: „Mach eines von
diesen Themen, aber aus deinem Kopf!" worauf er die Werk-
statt verliess und ihn dort allein Hess. Sprangers, dem
durchaus nicht zuversichtlich zu Mut war, blickte rundum,
und als er einige von dem Meister auf Holz gemalte Bilder,
die sehr schlecht waren, entdeckte, begann er Mut zu
schöpfen und entwarf, wie er es gewohnt war, auf blaues
Papier mit Kohle und Kreide eine Auferstehung Christi mit
den Grabwächtern, fing darauf an sie zu untermalen, und da
die Tage lang waren, war er auch bald fertig damit, zur
grossen Überraschung des Meisters, der — wie gesagt —
schwach in seiner Kunst war. Und als einige nieder-
ländische Maler das Bild ansehen kamen und es über den
grünen Klee lobten, begann Sprangers sich etwas ein-
zubilden, und nachdem er noch drei oder vier Bilder gemalt
hatte, kitzelte ihn der Hochmut, und er wollte nicht länger bei
diesem Meister bleiben, sondern mit dem Genossen, mit dem
er nach Paris gekommen war, nach Lyon reisen. Denn
da er sich höher geachtet und geschätzt fand als Maler, die
älter waren als er, und der Meister ihm dauernd Arbeit geben
wollte, glaubte er, dass es ihm überall so gehen werde, und
so verabschiedete er sich von seinem Meister und bereitete
sich für die Reise nach Lyon vor. Da er sich aber etwas
unwohl fühlte, Hess er sich, ohne irgend Jemands Rat
einzuholen am linken Arm zur Ader lassen, worauf er mit
seinem Genossen Ball spielen ging und beim Schlagen, wenn
es sich so traf, auch den linken zur Ader gelassenen Arm ge-
brauchte, der infolge dieser Anstrengung stark anschwoll und
sich entzündete, so dass Sprangers infolge der Schmerzen
in ein schweres Fieber verfiel und es den Anschein gewann,
als würde die Sache mit dem Arm übel ablaufen. Er musste
 
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