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Matthaei, Friedrich Anton Levin
Hellenikos mythologisch-malerische Reisen durch Griechenland, den Archipelagos, Sicilien und Unter-Italien, mit steter Rücksicht auf Wissenschaft, Kunst und Sitte der ältern und neuern Zeit: Enthaltend die Sagen der Vorzeit der Griechen und Römer, nach den Gegenden erzählt und erklärt, welche der Schauplatz derselben waren, nebst einer Nachricht von den dadurch veranlaßten Werken der Bildhauerei und Malerei ... ; Mit Kupfern und Holzschnitten der vorzüglichsten Künstler Deutschlands und Englands — Leipzig, 1835

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https://doi.org/10.11588/diglit.4567#0399
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Z43

wie fast alle in Griechenland, in einem Halbkreise in den letzten der
brustartigcn Hügel eingearbeitet ist, auf welchen die Stadt und die
Denkmäler der alten Sparta einst ruheten.
Von der Höbe dieses Hügels hatte ich eine treffliche Aussicht auf
die Ebene, die gegen Abend von der Kette des Taygetas, und gegen
Morgen von der Linie der Menelajischen Gebirge umschlossen wird, die
sich gegen Süden zu absenken, wo sie die fruchte-iche Ebene beendigen.
Mit vieler Aufmerksamkeit untersuchte ich den Grund und Boden
der alten Stadt, traf aber so wenige Ruinen daselbst an, daß der Rei-
sende, ohne den Anblick des Taygetus und des Eurotas, wohl daran
zweifeln könnte, ob er sich auf der Stelle befinde, die das berühmte
Sparta einst eingenommen hat.
Man kann versichert seyn, daß der Untergang von Sparta, gleich
dem aller übrigen Städte des Peloponnesus, das Werk der Barbaren
ist. Mistra, eine später erbauete und der neuern Zeit angehörende
Stadt, lag Sparta zu nahe, als daß nicht die Eroberer, welche sie
gründeten, sich dazu der schon völlig zubereiteten Materialien hätten
bedienen sollen, um ihre Festungswerke nebst den vorzüglichsten Gebäu-
den zu errichten. Die Brücken, welche über den Eurotas und die Thia-
sa führen, sind aus Steinen erbauet, die aus den Trümmern von
Laeedämon hergeholt wurden. Tag für Tag gräbt und zieht man der-
gleichen Ucberreste aus ihr hervor. Was die Menschen verschonten,
das vernichteten endlich Erdbeben und der Sturm der Zeit,
Die Pflugschar furcht jetzt die Hügel, auf denen einst Sparta sich
erhob» Der äußerste Hügel, an dem das Theater rückwärts angebauet
war, ist der einzige, welchen man noch nicht bearbeitet oder angebauet
hat. Ich bemerkte an den beiden Enden dieses Gebäudes große Mau-
erstücke, die mir nicht sehr alt zu seyn schienen. Allein von den Mar-
morftufen, mit denen es nach dem Pausanias geschmückt gewesen seyn
soll, konnte ich nichts entdecken.
Während ich von hier aus die Ebene um Laeedämon überblickte,
declamirte ein junger Mann von der Znsel Rhodus, der mich begleitete,
die erste Scene aus der Hekuba des Euripides. Vielleicht war dies
das erste Mal, daß in diesem Theater der Melpomene Gesänge ertön-
ten. Sparta befürchtete, es möchte nicht allein in die Darstellungen
der Komödie, sondern auch in die Worte der Tragödie sich leicht irgend
ein Angriff auf die Majestät seiner Gesetze, und auf die religiöse Ach-
tung, die man ihnen schuldig sei, einschleichen. Uebrigens gewährte
auch die rauhe sittliche Bildung dieser stolzen Krieger zu wenig Gefühl
für die Aufnahme der Eindrücke des Schreckens und des Mitleids durch
die Tragödie. Sie würden ebenfalls der Komödie, die ja doch nur die
 
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