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Mau, August
Pompeji in Leben und Kunst ([Hauptbd.]): mit einem Kapitel über Herculaneum, mit 304 Abbildungen im Text, 14 Tafeln und 6 Plänen — Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.61619#0053
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Kapitel IV.
Die Ausgrabung.

Die ersten Ausgrabungen wurden gleich nach der Verschüt-
tung von den Überlebenden unternommen. Die höheren Teile
der Häuser ragten, soweit sie nicht eingestürzt waren, aus der
Asche hervor und erleichterten das Auffinden der Punkte, an
denen Wertgegenstände vermutet werden konnten. Man stieg
an irgend einem von oben kenntlichen Punkte hinab und ge-
langte dann, die Wände durchbrechend, aus einem Raume in
den anderen, unterstützt hierbei durch die Beschaffenheit der
Verschüttungsmassen, indem unten die locker liegenden Birn-
steine leicht entfernt werden konnten, über ihnen aber die Asche
ein ziemlich haltbares Dach bildete. Nur selten findet man ein
unberührtes Haus. So erklärt sich die verhältnismäßig geringe
Menge des in den Wohnungen gefundenen Hausgerätes. Aber
nicht nur nach diesem grub man. Auch irgend wertvolle Bau-
materialien wurden so vollständig fortgeholt, daß von großen
Marmorbauten, deren es am Forum mehrere gab, nur geringe
Reste übrig blieben.
Im Mittelalter blieb Pompeji verschollen. Wohl waren die
Trümmer zum Teil noch sichtbar; man wußte, daß hier eine
Stadt verschüttet war, und nannte deshalb die Örtlichkeit La
Civita; aber an Pompeji dachte niemand. Auch als Domenico
Fontana in den Jahren 1594—1600 das Wasser einer der Quellen
des Sarno nach Torre Annunziata leitete und zu diesem Zwecke
einen Kanal durch Pompeji hindurchführte, wurden zwar zwei
Inschriften gefunden, aber keine weiteren Nachforschungen an-
gestellt. Es wird dies begreiflicher durch die Beobachtung, daß
der Kanal nicht von oben herab gegraben, sondern als Stollen
durch den Stadthügel getrieben wurde und nur an sehr wenigen
Punkten — in den bis jetzt ausgegrabenen Teilen nur beim
 
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