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Mau, August
Pompeji in Leben und Kunst ([Hauptbd.]): mit einem Kapitel über Herculaneum, mit 304 Abbildungen im Text, 14 Tafeln und 6 Plänen — Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.61619#0258
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XXIX. Die Centralthermen.

213

Lage am Kreuzpunkt der beiden Hauptstraßen, der Stabianer
und Nolaner Straße.
Drei Eingänge (zz, T, ä") führen von drei Straßen in die
weite Palästra, in der mancherlei Reste demolierter Häuser kennt-
lich sind. Um beim Bau Wasser zur Hand zu haben, hatte man
ein altes Impluvium (auf dem Plan angegeben) mit einer niedrigen
Mauer umgeben und ein Leitungsrohr hineingeführt. Nur auf
einem Teil der Nordseite war die Stufe für die Säulen des
Portikus gelegt, etwas weiter die Rinne zur Aufnahme des Regen-
wassers, im übrigen nur die Fundamente. An der Ostseite das
große Schwimmbad (7z), nur erst gegraben, noch ganz ohne Ver-
kleidung ; so auch der Kanal, der von dort aus zur Spülung des
Abtritts (e) dienen sollte. In g und _/) letzteres mit zwei Fenstern,
mögen wir Auskleideräume erkennen.
Von den zwei kleinen Räumen neben dem Nordeingang ($, c]
war vielleicht einer die Kasse, an der Einlaßmarken zu den
Baderäumen ausgegeben wurden; in dem andern nahm vielleicht
der Capsarius die Wertsachen der Badenden in Verwahrung.
Die Anstalt ist kein Doppelbad: alle Räume sind nur einmal
vorhanden. An die, wie es scheint, seit Nero verbreitete, von
Hadrian, Marc Aurel und später von Severus Alexander verbotene
Unsitte des gemeinsamen Badens beider Geschlechter ist hier
nicht zu denken; denn wenn auch sittenlose Frauen die Männer-
bäder besuchten, so gab es doch sicher keine hierauf berechneten
städtischen Anstalten. Sondern entweder waren hier den Frauen
besondere Stunden vorbehalten, oder es war, wahrscheinlicher, auf
sie überhaupt nicht gerechnet, da ihnen die anderen Anstalten
genügten.
Aus der Palästra treten wir durch zwei Türen zunächst in
einen bedeckten, durch mindestens vier Fenster erleuchteten
Vorraum (z), auf den sich vier Räume teils (zz <?) mit weiten Ein-
gängen, teils [k in) mit breiten Fenstern öffnen: wohl sicher
Läden, in denen Badegeräte, auch wohl Speisen und Getränke
zu haben waren.
Die Baderäume waren noch in Arbeit. Die Hohlräume der
Fußböden und Wände im Tepidarium, Caldarium nnd Laconicum
[q r s) waren fertig: es fehlten aber die Heizöfen (bei x y).
Wölbungen und Lünetten hatten ihr weißes Stuckrelief, von dem
 
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