Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfer-Blätter — 61.1905 (Nr. 745-757)

DOI Heft:
Nr. 751
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.28176#0078
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zeitschrift für L)umor und Aunst

?5



und Tatkraft'." Wieder lächelte Muhammed befriedigt und ließ den
Dritten zur wage treten; es war dies ein kleines unbedeutendes
Männchen mit nichtssagenden Gesichtszügen; mit schüchternen,
kleinen Schritten trippelte er zur wage und warf sein Paket
auf die Schale; diese aber sank, als ob ein Lisenklotz auf ihr
niedergelegt worden wäre, zur Erde nieder, machte einige
Schwankungen und hielt dann der andern Schale genau das
Gegengewicht. Der Kalif betrachtete erstaunt das unbedeutende
Männlein und warf dem alten Kadi einen fragenden Blick zu;
dieser aber zwirbelte nervös seinen Rinnbart, kratzte sich verlegen
hinter den Ghren und stotterte endlich: „Ich — ich — erhabener
Herr —tatsächlich — verzeih I —nie etwas gehört — keine Ahnung."

Da wandte sich Muhammed freundlich zu dem kleinen Männlein
und fragte: „Wie heißt Du, mein Freund?" — „A — a — ali
— ed-ksab —hab — salom," stotterte der Kleine verlegen. — „Und
was enthält Dein Paket," fuhr der Kalif fort, „das Dich neben
so tüchtigen und verdienstvollen Bewerbern zum berufensten
macht für das wichtige Amt eines Großwestrs?" — Da rich-
tete sich das kleine Männchen selbstbewußt auf — ein stolzes
Lächeln huschte über seine ausdruckslosen Züge, und wie trium-
phierend kam es von seinen Lippen: „Das Paket enthält meine
Dienstjahrei" — Und Ali ed-pabsalom wurde zum Großwesir
ernannt; denn blinde Gerechtigkeit herrscht im Reiche Abu
Muhammeds . . .
 
Annotationen