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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 25.1896 (Nr. 275-287)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16563#0033
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29

Meggendorfers yumoristrsche B^atter.

„Ich habe mich vcrlabt!"
— „Dcr wievieltc?"

— „Sol wic hciszt er dcnn?" — „Augustl"

lierlockende Arlsslckt.

Fcldwebcl: „Aindcr, wenn Ihr hente bci der Inspcktivn brav seid,
diirst ^shr an dein Bach vorbei marschieren, wo die gutcn Forellen drinucn
sind I"

Nrchen der Stcrrograplne.

„Ba, Schwips ausgcschlafcn?"

„Bitte schrl lsabe vor dein Schlascngehen noch ganzes Fcuilleton fertig-
geschriebcn."

„Ach, iiber was denn?"

„lsabe die Gardiiienprcdigt niciner Frau nachstenograpbiert uud glcich
abgeschiekt nnter dem Titel: „I>er Lheinann, wie er ist und wie er sein
sollte."

Atlssade.

?>er Freiherr lllso von lsopperfield
^ Lebt lustig und ohnc Sorgcn;
llnd was cr fieute verzecht und vcrspielt,

Das pumpt cr sich wicder morgcn. —

Auf seinem Schlosze ruhten nur Fluch
Und riesige lsypotheken,

Lr fiihrte nicht Aassen- nicht wirthschaftsbuch,
was sollten ihm solche Schartekcn? —
lscnt ist cr schon zcitig vom lsofe gesprengt,

Ls mocht' ihm das Frnhstnek nicht schmceken;
Denn Ingrimm im kicrzen, die Zügel verheingt,
Setzt er iiber Gräben und ksecken.

Doch plötzlich erblcicht er, das lserz ihm erbcbt,
lsat alles denn heutc den Rappel? —

Sein grimmigster Feind, wie er lcibt und lebt,
Lehnt dort an der einsamen Pappel. —

„So hat niich wicder dcr Satan gehetzt

Anf dieso vcrwünschteste Gassc

Und hohnvoll präsentiert er mir jeht

Dcn biederen Löbel lllanasscl"-

Bei dicsem weilt aber noch einc Gestalt,
Geschmückt mit der diciistlichcn llliitze:

Lin lllann dcs Gcsetzcs und anch dcr Gewalt,
Der nötigt dcn Frciherrn vom Sitzc. —
llnd ob es lserrn lllfo auch weidlich verdroß
(G schnödcr Gcrichtsvollzichcrl),

Bald bört cr uur noch ans der Fcrnc sein Ros;
Fhn grüßcn mit Abschicdsgewicher. F. M.

Der Dietrich.

"?>cr Fran Gutsbesitzer größter Stolz war ihre
wurslkammer. Still, abseits »nd kiihl war
dieses Gcmach gelegen, einsach dessen Linrichtnng,
welche nur darin bestand, daß in dic Dcckc eine
Anzahl lsacken cingcschraubt waren — was aber an
diesen lfing, das war großartig. lllan konnte der
gutcn Frau auch keine größcrc Freude bereiten als
sich, wenn man zu Besnche kam, hieher fiihren zu
lassen in diesen Ranm, der in der That cine lllerk-
würdigkeit war. Ia, cine lllerkwürdigkeit; denn
sie begniigte sich nicht damit, nur hcimische Spezia-
litäten hier anfznstapeln, sondern ihre mit den
Iahrcn ganz außergewöhnlich cntmickeltc Aunst-
ferligkeit in der Bcreitung nnd die erlangte Birtno-
sität iu dcr Räucherung, bcfälsigten sie auch, die
Spezialitätcn andcrcr Bölkerschaftcn iiachznahmcn und
zwar mit dem vollsten, niibestrittcnstcii Lrfolg. Ls
gab nicht leicht ctwas — dcn gcränchcrten lllissionär
Acquatorialasrikas natürlich ansgcnommcii — sowcit
man auf dem Lrdenrunde wnrstetc und räuchcrte,
das nicht lsier von der Decke gchangcn lsiittc. Lin
Anlturlsistoriker, welchcr sich diesen meiischlichen
Tlsiitigkeitszweig als Forschungsgebict ausersehen
lsiitte, lsiitte hicr ein sertiges llluscn»! gcsunden, das
ihn zu dcn gründlichsten „Gcschmacksstndlcn" dcr
verschiedenen völkerrassen hätte begeistern müssen.

lllan sieht, daß man es eigentlich mit einem
Sportc der Frau Gutsbcsitzer zu thun hattc. Aber
ein Sport hat allcmal seine Schattenseiten —
sie bcreitete und sammclte wohl, herausgcben
wollte sie jedoch nichts. Dicscr unschäne Zug in
ihrem sonst so harmonischen Lharakter bcreitete
lhrcm lllanne und ihren vicr erwachscnen Söhncn
 
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