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Meier-Graefe, Julius [Editor]; Renoir, Auguste [Ill.]
Auguste Renoir — München, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.27183#0070
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Panneau. Gegen 1878. (1,51:0,59)

Sammlung Vollard, Paris.

gedeutet zu finden*). Unter der Hülle eines gewissen Konventionalis-
mus, der die Pikanterie vergrößert, verbirgt sich mancher Hinweis
auf die Zukunft. Die Früchte und Blumen auf dem Tischchen des
Hintergrundes deuten auf die prickelnde Süßigkeit der späteren
Stilleben Renoirs. Das 1879 in helleren Tönen gemalte „Dejeuner“,
das seit kurzem im Städelschen Institut in Frankfurt hängt, bringt
eine Fortsetzung dieser Stillebenkunst, und dazu drei prachtvolle
Porträts. Der Herr in der Ecke ist wohl wieder der Bruder des
Künstlers. Von seinen beiden Partnerinnen gibt unsere Abbildung
nur einen dürftigen Begriff. Sie sind in Wirklichkeit die Früchte
dieses reichen Tisches. Die eine der Grisetten hat ein Likör-
gläschen in der Hand. Der Herr steckt sich eine Zigarette an.
Welcher Dichter vermöchte das Behagen jener Apres - Dejeuner-
Stimmung zu schildern! Die gleichzeitige „Femme a la grenouillere“
der Sammlung Sulzbach in Paris ist eine Ergänzung des „Dejeuner.“
Von dem Tisch ist nur eine Ecke sichtbar mit einem blonden rosigen
Mädchen in blauem Kleid und gelbem Strohhut. Jenseits gleitet
der Blick auf die Windungen der Seine. Es ist, als entstände die
Landschaft aus dem blaugrünen Duft, der das Mädchen umgibt.
Sie bestätigt, was wir von Renoirs Landschaftertum sagten. Es

*) Es ist hier nicht der Ort, des näheren auf die zahlreichen Beziehungen
zwischen Renoir und dem bedeutendsten Künstler des jüngeren Frankreichs ein-
zugehen. Nur auf ein wenig bekanntes Interieur Renoirs sei hingewiesen, das
diese Beziehungen sehr deutlich macht: der Tisch mit der Melone und den Blumen
der Sammlung Donop de Monchy in Paris. Auch manche figürlichen Bilder
Renoirs wirken wie freie Vorbilder Bonnards, z. B. die hier abgebildete „Place
Pigalle“ mit der davoneilenden Grisette im Vordergrund.

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