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Meinert, Friedrich
Die schöne Landbaukunst oder neue Ideen und Vorschriften zu Landgebäuden, Landhäusern und Oekonomie-Gebäuden ... in Grundrissen, Aufrissen und Durchschnitten: dargestellt durch Kupfertafeln von einigen der besten Baumeister und Conducteure in Sachsen (Band 1, Abtheilung 1) — Leipzig, 1798

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https://doi.org/10.11588/diglit.8173#0019
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- III.

Ein Bauerhaus,

Der Charakter der Gebäude eigentlicher Landbearbeiter besteht darin,
dafs sich Spuren von Nachläfsigkeit in der Bearbeitung des Baustoffes zei-
gen, der übrigens von dem der Städtebewohner nicht wesentlich verschie-
den sein darf.

Die rohe Arbeit scheint hier entweder gar nicht, oder nur dürftig be-
kleidet zu sein, oder die Bekleidung ist rauh, unvollkommen geebnet, oder
sie drükt sich durch bestimmte unebene Flächen aus, wie in dem sogenann-
ten getipfelten oder in dem gestipten Anputze.

Da der Bauer, vermöge seiner Wirthlichkeit, auch selbst bei kärg-
lich angewandten Materialien, doch gern fest bauet, so mufs diese Eigen-
schaft den Charakter verstärken helfen. Sichtbar wird diese Eigenschaft,
wenn man die Ecken des Gebäudes mit gehauenen Steinen verzahnt, sie
mögen nun wirklich in den Mauern existiren, oder nur zu existiren
scheinen.

Das Dach mufs merklich höher sein auf dem Bauerhause, als die
Dächer der Häuser nicht arbeitender Landbewohner, weil man beim Bauer
zweckmäfsig geräumige Vorrathsböden sucht, oder doch anzutreffen wünscht.
Die Fenster können schmäler sein, aber doch symmetrisch stehen.

Des wohlhabenden Bauers Wohnung sei so gezeichnet; die Häuser
der Aermern stufen sich von selbst bis zum Ausdrucke der Dürftigkeit
herab.

Den bäurischen Charakter drükt, nur im veredelten Style, das
Bauerhaus No. III. aus.

G
 
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