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in Rom wurde bloß dadurch zurückgehalten, daß der deutsche
König Sigismund vor Roms Toren stand: er war nach Italien
gekommen, um sich vom Papst zum Kaiser krönen zu lassen.
Nur machte diese Römerfahrt ob ihrer Glanzlosigkeit, ja Faden-
scheinigkeit in den italienischen Städten einen sehr schlechten
Eindruck, unter denen z. B. Siena eine neunmonatliche Gast-
freundschaft zugemutet wurde, bis die Verhandlungen mit dem
Papst wegen der Krönung beendet waren. Freilich war dies
noch das rühmlichste an der ganzen Römerfahrt, denn die Ver-
handlungen zogen sich deshalb in die Länge, weil der Papst
an die Krönung die Bedingung knüpfte, daß Sigismund für die
Auflösung des Konzils einträte und dieser seine Sympathien
für das Konzil nicht preisgeben wollte. Die Unterhandlungen,
die der Kanzler Kaspar Schlick leitete, führten auch nicht
weiter, als daß der Kaiser auf ganz nichtssagende Verspre-
31. Mai 1433 chungen hin dennoch die Kaiserkrone empfing.
Daß das Konzil, welches den Papst und seine Kurie zur Ver-
antwortung vorgeladen hatte, mit solcher Energie und un-
zweifelhaftem Erfolg auf seinem Standpunkt beharrte, bedeutete
sofort einen Zuwachs an seinem Ansehen und seiner Macht.
Die Teilnahme wurde eine lebhaftere, schon zählte es sieben-
unddreißig Bischöfe und Äbte, wenngleich in Cesarini noch
immer den einzigen Kardinal. Aber da traf mit einer bitteren
Beschwerde gegen den Papst ein zweiter Kardinal ein: Do-
menico Capranica, der Bischof von Fermo. Ihn hatte Papst
Martin der Fünfte schon im Jahre 1426, gleichzeitig mit Ce-
sarini, den Bischöfen Louis d’Alemand, Albergata und anderen
zum Kardinal designiert, aber nicht publiziert; gleichwohl die
Weisung gegeben, falls er stürbe, diese neuen Kardinäle zum
Konklave zuzulassen. Dies geschah denn auch, nur bei Capra-
nica zögerte das Kollegium wegen seiner nahen Verbindung
mit den Colonnas; und der neugewählte Papst Eugen versagte
ihm nicht nur den Purpur, sondern er ließ ihm nachstellen,
so daß Capranica die Flucht ergriff und sein Recht in Basel
suchte. Mit Freuden wurde er aufgenommen und in seiner
Würde bestätigt. Er wäre eigentlich Konklavist gewesen und
gerade diese eine Stimme hätte bei der Wahl Eugens, die mit

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