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und wo die Ufer teilwcise aus beweglichen Sandmasscn bestehen, eintreten,
ist ganz natürlich; daß es wirklich geschehen ist, geht aus dem Vergleich
wissenschaftüch gehaltener Berichte aus dem Altertum mit den jetzigen
Wasserliiufen hervor.
Heute fließt der Hauptstrom der ganzen Ebene im äußersten Westen
des Schlachtfeldes. Er ist auf unsrer Karte bezeichnet als Neuer Ska-
mander oder türkisch Mendere. Er drängt sich in seinem Unterlaufe
an den Höhenzug heran, welcher die Troas vom ägäischen Meere scheidet,
teilt sich in mehrere Arme, von denen einige im Sommer teils ganz,
teils stückweise trocken stehen (die Karte hat sie schwach bezeichnet), und
fällt unterhalb des Vorgebirges Sigeion und des Grabmals des Achilleus
beim tnrkischen Dorfe Kun: Kaleh ins Meer.
Die Küste zwischen Sigeion und Rhoiteion hat sich seit den troja-
nischen Zeiten nicht wesentlich verändert: insbesondere giebt es für die
Annahme, daß früher hier sich ein tiefer eindringender Hafen befunden
hat, der im Laufe der Jahrhunderte ansgefüllt worden sei, durchaus keinen
wissenschaftlichen Anhalt. Noch wie im Altertum beträgt die Entfernung
des Hellespontes von Jlion 25 Stadien, d. i. cine gnte Stunde.
Diese durchmaß ich an jenem Nachmittag zu Fuß, allein, un-
bewasfnet. Nach 12 Minuten erreichte ich die erste Steinbrücke des
Skamander, die drei Bogen hat. Jch ließ sie zur Linken liegen und
schritt auf einem Fußpfad weiter zwischen niedrigem Gras und Binscn;
denn hier ist die Ebene wenig sruchtbar, da der Sumpf nahe herantritl,
den auch Homer kennt, vgl. Od. XIV, 474. Plötzlich zischte von
rechls eine fahle Schlange mit schwarzen Flecken mir in Brusthöhe ent-
gegen, hoch anf ihrem Schwanze aufgerichtet. Da ich nur einen Sonnen-
schirm bei mir trug, ergriff ich die Flucht; die Schlange verschwand im
Grase. Nach 20 Minuten traf ich auf eme Furt im Skamander,
dessen Wasserlanf durch Sandbänke mit üppigem Gestrüpp mehrfach
geteilt war. Sie führt nach Kum Kioi am linken Ufer und verbindet
Chiblak mit Kum Kaleh. Ob es noch die homerische Furt ist? Jch
blieb rechts vom Fluß, überschritt den Simoeis, bog dann dem Fluß-
lauf entsprechend links um, und kam zu einer andern Skamanderbrücke
nördlich von Kum Kioi. Westlich von dieser ist unser Bild Nr. 1
aufgenommen, das außer dem Blick auf Ilion uns auch die Beschaffen-
hcit des Fluffes und die einfache Bauweise der dort üblichen steinernen
Brücken zeigt. Es sind Steindämme mit gewölbten Öffnuugen für
den Durchfluß des Wassers. Jn dieser Gegend hat vielleicht einst der
Grabhügel des Jlos gestanden, den eine Säule krönte. Von
und wo die Ufer teilwcise aus beweglichen Sandmasscn bestehen, eintreten,
ist ganz natürlich; daß es wirklich geschehen ist, geht aus dem Vergleich
wissenschaftüch gehaltener Berichte aus dem Altertum mit den jetzigen
Wasserliiufen hervor.
Heute fließt der Hauptstrom der ganzen Ebene im äußersten Westen
des Schlachtfeldes. Er ist auf unsrer Karte bezeichnet als Neuer Ska-
mander oder türkisch Mendere. Er drängt sich in seinem Unterlaufe
an den Höhenzug heran, welcher die Troas vom ägäischen Meere scheidet,
teilt sich in mehrere Arme, von denen einige im Sommer teils ganz,
teils stückweise trocken stehen (die Karte hat sie schwach bezeichnet), und
fällt unterhalb des Vorgebirges Sigeion und des Grabmals des Achilleus
beim tnrkischen Dorfe Kun: Kaleh ins Meer.
Die Küste zwischen Sigeion und Rhoiteion hat sich seit den troja-
nischen Zeiten nicht wesentlich verändert: insbesondere giebt es für die
Annahme, daß früher hier sich ein tiefer eindringender Hafen befunden
hat, der im Laufe der Jahrhunderte ansgefüllt worden sei, durchaus keinen
wissenschaftlichen Anhalt. Noch wie im Altertum beträgt die Entfernung
des Hellespontes von Jlion 25 Stadien, d. i. cine gnte Stunde.
Diese durchmaß ich an jenem Nachmittag zu Fuß, allein, un-
bewasfnet. Nach 12 Minuten erreichte ich die erste Steinbrücke des
Skamander, die drei Bogen hat. Jch ließ sie zur Linken liegen und
schritt auf einem Fußpfad weiter zwischen niedrigem Gras und Binscn;
denn hier ist die Ebene wenig sruchtbar, da der Sumpf nahe herantritl,
den auch Homer kennt, vgl. Od. XIV, 474. Plötzlich zischte von
rechls eine fahle Schlange mit schwarzen Flecken mir in Brusthöhe ent-
gegen, hoch anf ihrem Schwanze aufgerichtet. Da ich nur einen Sonnen-
schirm bei mir trug, ergriff ich die Flucht; die Schlange verschwand im
Grase. Nach 20 Minuten traf ich auf eme Furt im Skamander,
dessen Wasserlanf durch Sandbänke mit üppigem Gestrüpp mehrfach
geteilt war. Sie führt nach Kum Kioi am linken Ufer und verbindet
Chiblak mit Kum Kaleh. Ob es noch die homerische Furt ist? Jch
blieb rechts vom Fluß, überschritt den Simoeis, bog dann dem Fluß-
lauf entsprechend links um, und kam zu einer andern Skamanderbrücke
nördlich von Kum Kioi. Westlich von dieser ist unser Bild Nr. 1
aufgenommen, das außer dem Blick auf Ilion uns auch die Beschaffen-
hcit des Fluffes und die einfache Bauweise der dort üblichen steinernen
Brücken zeigt. Es sind Steindämme mit gewölbten Öffnuugen für
den Durchfluß des Wassers. Jn dieser Gegend hat vielleicht einst der
Grabhügel des Jlos gestanden, den eine Säule krönte. Von