Pietro Paolo Agabito
Veit Agabito.
113
Zwei seiner Bilder, von 1511 und 1518, befinden
sich nach Ricci noch in der Kirche S. Maria del
Piano zu Sassoferrato. Das erstere stellt die
thronende Jungfrau dar zwischen der hl. Katha-
rina und Johannes dem Täufer, und in der Pre-
delle Scenen aus der Leidensgeschichte Christi;
an dem Bilde sei mehr der Reiz des Kolorits zu
rühmen, als Zeichnung und Komposition. Na-
mentlich in der Färbung und in der aumuthigen
Bewegung des Christusknaben findet Ricci Ver-
wandtschaft mit Crivelli. Das Bild von 1518 ist
bezeichnet: petrus paulus agabiti di saxo-
ferrato mdxviii. Von einem andern Bilde in der
Kirche S. Agostino zu»Sassoferrato mit dem Da-
tum 1514, worin der Künstler ebenfalls Sassofer-
rato als sein Vaterland genannt hat, berichtet
Lanzi. Ricci erwähnt weiter noch ein Altarge-
mälde in S. Fortunato daselbst, das besonders
bemerkenswert)! ist durch die Darstellung der
Stadt Sassoferrato im Hintergründe; nach einer
Urkunde übernahm der Maler 1519 die Aus-
führung für 40 Goldgulden, doch wurde es erst
1521 vollendet. Endlicli findet sich noch zu Sas-
soferrato ein Altarbild vomJ. 1522 in der Kirche
S. Francesco di Corinaldo und eines in S. Croce
vom J. 1524, ein hl. Benedikt, der mit seinem
Mantel viele Mönche bedeckt. Letzteres ist wie-
der mit dem vollen Namen des Künstlers und der
Jahrzahl sowie mit dem Namen des Donators,
des Mönches Hieronymus, bezeichnet.
A. blieb bei seiner Darstellungsweise, die noch
Manches von der Gebundenheit der älterenKunst
hat, auch als er seinen Wohnsitz in Massaccio
genommen. Er hatte sich dort zuerst durch Sta-
tuen in Thon, die er nach 1516 für das sogen.
Convento dell’ Eremita gefertigt, bekannt ge-
macht. Doch ist von derartigen Arbeiten des
Meisters insbesondere der Altar hervorzuheben,
den er 1513 für die Kapuzinerkirche von Arce-
via (Diözes Sinigaglia) ausgeführt hat. Derselbe,
durch Kompositpilaster in drei Nischen getheilt,
zeigt in der mittleren die Jungfrau mit dem Kinde,
zu den Seiten den hl. Hieronymus und Johannes
den Täufer und in der Predelle zwischen Ara-
besken und Fruchtgehängen Scenen aus dem Le-
ben des hl. Abts Antonius. Das Werk, in glasir-
ter Terrakotta wie die Arbeiten Luca’s della
Robbia, kommt denselben sehr nahe, und fast
scheint es, wie wenn sich der Künstler auf solche
Plastik in Thon besser verstanden hätte, als auf
die Malerei.
Doch widmete er sich dieser Kunst vorzugs-
weise seit seinerUebersiedelungnachMassaccio.
In seinen letzten Jahren malte er dort nament-
lich für die Kirche und das Kloster dell’Eremita.
Ausserdem eines seiner Hauptbilder bezeichnet:
petrus pauluf
agabito pifit
das sich heute noch am Hochaltar der Kirche der
Padri Riformati,ausserhalb Jesi,befindet. Ineiner
reichen Marmorblende, die oben von einer grossen
Mayer, Künstler-Lexikon. I,
rothen Muschel abgeschlossen ist, sitzt die Jung-
frau, das Christuskind liebevoll an sich drückend,
Johannes der Täufer und der hl. Antonius zu
beiden Seiten, beide mit sprechender Bewegung
dem Beschauer zugewendet. Der Letztere hält
mit der Linken ein grosses rothes Buch und einen
Lilienzweig, die Rechte legt er an sein Herz.
Den Hintergrund bildet eine sehr reiche Land-
schaft, ein Hügelkranz mit Wasser, Gebäuden
u. s. f., wol der dortigen Gegend entnommen.
Ganz vorn rechts ist eine abgebrochene rothe
Marmortafel mit: »hoc opü f. f. iovannes ba-
tista franciolins. M. d. xxviii«; also der Name
des Bestellers. Auf dem unteren Marmorboden
des Thrones liegen zwei Aepfel, ein Granatapfel,
Gurken, eine Birne und ein Bündel grosser Kir-
schen; am Himmel zu beiden Seiten schwere
Wolkenmassen. Die unten angefügte Predelle
enthält vier Abtheilungen: 1) Der hl. Hierony-
mus in der Wüste, lesend auf einer Felsenbank,
vor ihm ein Crucifix an einem Baumstamm;
2) Madonna und Joseph das Kind im Stalle an-
betend , darüber zwei Engel schwebend; 3) Die
Anbetung der Könige, von denen ein Alter neben
Joseph knieet und die beiden Anderen ferner
stehen; 4) Der hl. Sebastian und der hl. Rochus,
der Erstere an einen Baum gebunden, der Letztere
sitzend und seine Beule betrachtend. Der Stil
dieses Bildes von 8' Höhe zeigt eine Mischung
von Lorenzo Lotto’s und von Marco Palmegiani’s
Einfluss; die Behandlung ist trocken, und in der
Nähe besehen namentlich Hände und Füsse von
schwacher Zeichnung. Die Predelle aber ist lie-
benswürdig, von frischem und glänzendem Ko-
lorit.
Noch ist in einem Oratorium neben S. Flo-
rian in Jesi von der Hand desselben Künstlers
ein lebensgrosser hl. Hieronymus mit Löwe,
Frosch, Schlange und allerlei Nebendingen; den
Hintergrund bildet eine Felsenhöhle. Mit dem
Namen bezeichnet, aber unleserlich.
Ricci berichtet auch, dass A. Architekt ge-
wesen ; nach seiner Zeichnung sollen die Loggien
im Hofe des ehemals den Saporiti angehörigen
Hauses gebaut sein, wovon indess gegenwärtig
nur noch einige Bogen vorhanden sind. Der Bau
ist, wie Ricci bemerkt, im Stile der besten Mei-
ster jener Zeit (Renaissance).
s. March. Am. Ricci, Memorie storiche etc. Ma-
cerata 1834. II. 19. 136—138. — Franc. Me-
nicucci, Storia degli Artefici del Masacclo di
Jesi in : Colucci, Antichitä Picene. IX. 170.
— Lanzi, Storia pittorica etc. Ed. quinta, Fi-
renze 1834. II. 35. — Vincenzo Lazari,
Notizia delle opere d’arte e d’antichitä della Rac-
colta Correr di Venezia. 8. (1859.) p. 43.
O. Mündler u. J. Meyer.
Agabito. Veit (Vitto) Agabito oder Aga-
pito, Maler, aus Istrien oder Dalmatien gebür-
tig, lebte um 1731—1740. In der Galerie des
Kardinals Fesch befand sich von ihm ein Gemälde,
15
Veit Agabito.
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Zwei seiner Bilder, von 1511 und 1518, befinden
sich nach Ricci noch in der Kirche S. Maria del
Piano zu Sassoferrato. Das erstere stellt die
thronende Jungfrau dar zwischen der hl. Katha-
rina und Johannes dem Täufer, und in der Pre-
delle Scenen aus der Leidensgeschichte Christi;
an dem Bilde sei mehr der Reiz des Kolorits zu
rühmen, als Zeichnung und Komposition. Na-
mentlich in der Färbung und in der aumuthigen
Bewegung des Christusknaben findet Ricci Ver-
wandtschaft mit Crivelli. Das Bild von 1518 ist
bezeichnet: petrus paulus agabiti di saxo-
ferrato mdxviii. Von einem andern Bilde in der
Kirche S. Agostino zu»Sassoferrato mit dem Da-
tum 1514, worin der Künstler ebenfalls Sassofer-
rato als sein Vaterland genannt hat, berichtet
Lanzi. Ricci erwähnt weiter noch ein Altarge-
mälde in S. Fortunato daselbst, das besonders
bemerkenswert)! ist durch die Darstellung der
Stadt Sassoferrato im Hintergründe; nach einer
Urkunde übernahm der Maler 1519 die Aus-
führung für 40 Goldgulden, doch wurde es erst
1521 vollendet. Endlicli findet sich noch zu Sas-
soferrato ein Altarbild vomJ. 1522 in der Kirche
S. Francesco di Corinaldo und eines in S. Croce
vom J. 1524, ein hl. Benedikt, der mit seinem
Mantel viele Mönche bedeckt. Letzteres ist wie-
der mit dem vollen Namen des Künstlers und der
Jahrzahl sowie mit dem Namen des Donators,
des Mönches Hieronymus, bezeichnet.
A. blieb bei seiner Darstellungsweise, die noch
Manches von der Gebundenheit der älterenKunst
hat, auch als er seinen Wohnsitz in Massaccio
genommen. Er hatte sich dort zuerst durch Sta-
tuen in Thon, die er nach 1516 für das sogen.
Convento dell’ Eremita gefertigt, bekannt ge-
macht. Doch ist von derartigen Arbeiten des
Meisters insbesondere der Altar hervorzuheben,
den er 1513 für die Kapuzinerkirche von Arce-
via (Diözes Sinigaglia) ausgeführt hat. Derselbe,
durch Kompositpilaster in drei Nischen getheilt,
zeigt in der mittleren die Jungfrau mit dem Kinde,
zu den Seiten den hl. Hieronymus und Johannes
den Täufer und in der Predelle zwischen Ara-
besken und Fruchtgehängen Scenen aus dem Le-
ben des hl. Abts Antonius. Das Werk, in glasir-
ter Terrakotta wie die Arbeiten Luca’s della
Robbia, kommt denselben sehr nahe, und fast
scheint es, wie wenn sich der Künstler auf solche
Plastik in Thon besser verstanden hätte, als auf
die Malerei.
Doch widmete er sich dieser Kunst vorzugs-
weise seit seinerUebersiedelungnachMassaccio.
In seinen letzten Jahren malte er dort nament-
lich für die Kirche und das Kloster dell’Eremita.
Ausserdem eines seiner Hauptbilder bezeichnet:
petrus pauluf
agabito pifit
das sich heute noch am Hochaltar der Kirche der
Padri Riformati,ausserhalb Jesi,befindet. Ineiner
reichen Marmorblende, die oben von einer grossen
Mayer, Künstler-Lexikon. I,
rothen Muschel abgeschlossen ist, sitzt die Jung-
frau, das Christuskind liebevoll an sich drückend,
Johannes der Täufer und der hl. Antonius zu
beiden Seiten, beide mit sprechender Bewegung
dem Beschauer zugewendet. Der Letztere hält
mit der Linken ein grosses rothes Buch und einen
Lilienzweig, die Rechte legt er an sein Herz.
Den Hintergrund bildet eine sehr reiche Land-
schaft, ein Hügelkranz mit Wasser, Gebäuden
u. s. f., wol der dortigen Gegend entnommen.
Ganz vorn rechts ist eine abgebrochene rothe
Marmortafel mit: »hoc opü f. f. iovannes ba-
tista franciolins. M. d. xxviii«; also der Name
des Bestellers. Auf dem unteren Marmorboden
des Thrones liegen zwei Aepfel, ein Granatapfel,
Gurken, eine Birne und ein Bündel grosser Kir-
schen; am Himmel zu beiden Seiten schwere
Wolkenmassen. Die unten angefügte Predelle
enthält vier Abtheilungen: 1) Der hl. Hierony-
mus in der Wüste, lesend auf einer Felsenbank,
vor ihm ein Crucifix an einem Baumstamm;
2) Madonna und Joseph das Kind im Stalle an-
betend , darüber zwei Engel schwebend; 3) Die
Anbetung der Könige, von denen ein Alter neben
Joseph knieet und die beiden Anderen ferner
stehen; 4) Der hl. Sebastian und der hl. Rochus,
der Erstere an einen Baum gebunden, der Letztere
sitzend und seine Beule betrachtend. Der Stil
dieses Bildes von 8' Höhe zeigt eine Mischung
von Lorenzo Lotto’s und von Marco Palmegiani’s
Einfluss; die Behandlung ist trocken, und in der
Nähe besehen namentlich Hände und Füsse von
schwacher Zeichnung. Die Predelle aber ist lie-
benswürdig, von frischem und glänzendem Ko-
lorit.
Noch ist in einem Oratorium neben S. Flo-
rian in Jesi von der Hand desselben Künstlers
ein lebensgrosser hl. Hieronymus mit Löwe,
Frosch, Schlange und allerlei Nebendingen; den
Hintergrund bildet eine Felsenhöhle. Mit dem
Namen bezeichnet, aber unleserlich.
Ricci berichtet auch, dass A. Architekt ge-
wesen ; nach seiner Zeichnung sollen die Loggien
im Hofe des ehemals den Saporiti angehörigen
Hauses gebaut sein, wovon indess gegenwärtig
nur noch einige Bogen vorhanden sind. Der Bau
ist, wie Ricci bemerkt, im Stile der besten Mei-
ster jener Zeit (Renaissance).
s. March. Am. Ricci, Memorie storiche etc. Ma-
cerata 1834. II. 19. 136—138. — Franc. Me-
nicucci, Storia degli Artefici del Masacclo di
Jesi in : Colucci, Antichitä Picene. IX. 170.
— Lanzi, Storia pittorica etc. Ed. quinta, Fi-
renze 1834. II. 35. — Vincenzo Lazari,
Notizia delle opere d’arte e d’antichitä della Rac-
colta Correr di Venezia. 8. (1859.) p. 43.
O. Mündler u. J. Meyer.
Agabito. Veit (Vitto) Agabito oder Aga-
pito, Maler, aus Istrien oder Dalmatien gebür-
tig, lebte um 1731—1740. In der Galerie des
Kardinals Fesch befand sich von ihm ein Gemälde,
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