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Meyer, Julius [Hrsg.]; Nagler, Georg Kaspar [Bearb.]
Allgemeines Künstler-Lexikon: unter Mitwirkung der namhaftesten Fachgelehrten des In- u. Auslandes (1): Aa - Andreani — Leipzig: Engelmann, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.49957#0146
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112_ Beruh.. Afinger
Sinnes mit klassischer Haltung und Durchbil-
dung des Körpers zu verbinden. Doch fehltauch
hier die volle Unbefangenheit der Empfindung.
In den J. 1855 und 1856 erhielt der Künstler
endlich Auftrag zu einem grösseren, monumen-
talen Werke: zu einem Denkmale für die Uni-
versität Greifswalde. An den Eckpfeilern des
gothischen Monumentes hatte er die vier Fakul-
täten in vier bedeutenden Vertretern, sitzenden
lebensgrossen Figuren, darzustellen: die Theo-
logie veranschaulicht durch Johannes Bugen-
hagen, die Jurisprudenz durch Mevius, die Me-
dizin durch Berndt und die Philosophie durch
E. M. Arndt. Die Arbeit, wieder ansprechend
durch die lebendige Individualisirung, ist hier
indessen etwas flüchtig und die plastische Er-
scheinung der Figuren nicht bedeutend genug,
um für die architektonische Masse des Denkmals
das rechte Gegengewicht zu bilden. Noch ist
hier seiner beiden Statuen der Wissenschaften
zu gedenken, die er an der Königsberger Uni-
versität ausführte, einiger Reliefdarstellungen
aus dem J. 1856 für den Brunnen auf dem Wer-
der’schen Markte zu Berlin und vor allem des
neuerdings vollendeten Kolossalstandbildes von
Ernst Moritz Arndt in Erz zu Bonn. Darin ver-
bindet sich mit dem Charakteristischen der Per-
sönlichkeit doch auch der ideale Ausdruck ihrer
Bedeutung.
Neben diesen grösseren Werken modellirte A.
noch eine Anzahl von Bildnissbüsten, die sämmt-
lich jene Eigenschaften seines tüchtig gebildeten
Talentes zeigen; dann eine Reihe von Statuetten,
in leichter Ausführung, für eine Thonwaaren-
fabrik in Neuhaldensieben (insbesondere histo-
rische Figuren, wie Luther, Melanchthon u. s. ij,
darunter Washington, namentlich für den Ver-
kauf in Amerika bestimmt. Es ist das allerdings
mehr Waare für den Handel, doch bekundete sich
auch hierin die charakterisirende Kraft des
Künstlers. Und so liegt überhaupt in der indi-
viduellen Durchbildung der Menschengestalt, ins-
besondere der Gesichtszüge, das Eigenthümliche
seiner Begabung, während sie zu monumentalen
Darstellungen von idealer Art nicht ausreicht.
a) Von ihm gestochen:
Sein eigenes Bildniss. Büste. Gez. u. rad. B.
Afinger den 1/3. 1841. Berlin. 4.
b) Nach ihm gestochen:
Medaillonporträt. Nach dem Leben modellirt von
Ohr. Rauch. Rad. von Fr. Wagner jun. Haut-
reliefstich. In: Kunstblatt, herausgeg. von Fr.
Eggers, 1855. gr. 4.
s. Ku n s tblat t, Stuttgart 1848. — Kunstblatt,
herausgeg. von Fr. Eggers, 1851, 1857; insbes.
noch J855, p. 112, u. 1858, p. 181 f.
J. Meyer.
Afinger. Nikolaus Afinger, Kupferste-
cher, Bruder des Vorigen, geb. zu Nürnberg am
20. Dez. 1818, f am io. Okt. 1852 vonVerwandten-
hand ermordet. Er hatte eigentlich die Weberei

- Pietro Paolo Agabito.
erlernt, musste aber, weil er auf der Wander-
schaft einen lahmen Fuss bekam, davon abstehen
und wandte sich der Kupferstecherkunst zu. Als
Stecher lieferte er in der letzten Zeit besonders
Bll. für Volkskalender und andere illustrirte
Schriften. Sie sind ohne jede Bedeutung.
1) J. L. Schönlein, Arzt. 4.
I. Vor der Sehr.
2} Borsig, Fabrikbesitzer in Berlin. Brustb. 4.
3) Robert Blum. 8.
4) Graf Waldek. 8.
I. Vor der Sehr.
5) Madonna di Tempi in der Pinakothek von Mün-
chen. Nach Rafael. Oval. 8.
s. N. Nekrolog der Deutschen, XXX. No. 223.
W. Schmidt.
Afflitti. Nunzio Ferrajuoli degli
Afflitti, s. Ferrajuoli.
AffTy. Louis-Auguste-Augustin, Graf
d’Affry, französischer Generallieutenant und
Gesandter bei den niederl. Generalstaaten, geb.
zu Freiburg in der Schweiz 1713, j- zu Versailles
1793. Von ihm eine Liebhaber-Radirung:
Landschaft mit einer Rotunde links im Vorgrunde
und einer Kirche im Hintergründe, kl. qu. 8.
s. Heineken, Dict. I. 51. — Le Blanc, Ma-
nuel.
A. Andresen.
Afonassjew. Larion (Larka) Afonass-
j ew, von Geburt ein Schwede, wurde im J. 1662
zu dem Filigran-Arbeiter Wassili Iwanowitsch
in die Lehre gegeben. Bereits 1664 war er Mei-
ster. Er verfertigte in den J. 1680—88 verschie-
dene Bekleidungen von goldenem Filigran für
Heiligenbilder, darunter für eines der Ssmolens-
kischen Muttergottes im »Neuen Frauenkloster«.
s. 3a6ijjiuH'b, 0 MeTaa.i. npoii3B. B'b Pocciu,
bi? sau. Hmh. apxeoa. o6ig. (Sabelin, Heber
die Metallarbeiten in Russland, in denMem. der
Kais. Archäol. Ges.), 1853. V. 34, 112. —
Desselben IIct. 0603p. 11 1eH-
4'h.ia bi? Poccin (Geschieht!. Uebersicht der
Email-Arbeiten in Russl.) Ebencl. 1853. VI. 288.
Ed. JDobbert.
Agabito. Pietro Paolo Agabito, Maler,
Bildhauer und Architekt, aus Sassoferrato in
der Mark Ankona, malte von 1511 — 1531. Er
galt früher für gebürtig aus Massaccio, südwest-
lich von Jesi, insbesondere weil man für ihn
auch den Beinamen Massaccio findet; doch nahm
dort seine Familie nur ihren Wohnsitz. Dass er
in Sassoferrato geb., geht unzweifelhaft aus Ur-
kunden im dortigen Archiv hervor. In dem Te-
stamente, darin sein Vater ihn, den Pietro Paolo,
von den Söhnen zum Universalerben einsetzt,
erklärt derselbe von der »unteren Vorstadt« von
Sassoferrato zu sein.
Marchese Ricci, der über den wenig gekannten
Meister einige Nachrichten beibringt, sieht in
ihm einen Nachfolger des Carlo Crivelli; in der
That zeigt A. deutlich die Einwirkung der vene-
tianischen Schule, indessen mehr den Einfluss
des Lorenzo Lotto als jenes älteren Meisters.
 
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