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Meyer, Julius [Editor]; Nagler, Georg Kaspar [Oth.]
Allgemeines Künstler-Lexikon: unter Mitwirkung der namhaftesten Fachgelehrten des In- u. Auslandes (Band 2): Appiani - Domenico del Barbiere — Leipzig: Engelmann, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.49923#0209
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Apsel

Thomas van Apshoven.

197

1473 starb. Van Apsel war nach der Chronik
des Klosters zu Herinnes, die sein Zeitgenosse
Arnold Beeltsens geschrieben, ein Mann von
grossem Wissen und ein vortrefflicher Buch-
binder (vir magnae scientiae et egregius librorum
ligator); er arbeitete auch in Bronze und Holz
(atque operarius in aere etlignis). Ein anderer
Geschichtschreiber drückt sich über ihn aus:
Man erzält, dass er einer der geschicktesten
Handarbeiter gewesen sei und in der Kunst das
Eisen zu schmieden, sowie in allen Handfertig-
keiten sich ausgezeichnet habe (in exercitatione
corporali exquisitissimus operarius scribitur
extitisse, nempe in arte ligandi fabrilique supe-
rans universos, et quaecumque mittebat manum
excellens et industrius habebatur). Hierbei han-
delt cs sich also nicht von dem Holzschnitt und
dem Kupferstich, wie Hr. Goethals in seinen
Artikeln über W. van Apsel und Hendrik van
den Bogaerde, genannt de Pomerio, behauptet
hatte; er legte diesen Meistern die Komposition
des Speculum humanae salvationis etc. bei.
Nichts desto weniger verdient unser Mönch in
einem Künstlerlexikon einen Platz. Er hat auch
verschiedene prosaische und poetische Werke in
lateinischer Sprache hinterlassen.
Handschriftliche Quellen: Chronicon et
Menologium domus capelle beate Virginis Marie
ordinis carthusiensis juxta Angiam in Herne,
compillatum et inchoatum anno 1314 et per-
ductum ab Arnoldo Beeltsens ad annum 1489
(Manuscr. No. 13764 der burgundischen Bib-
liothek. Fol. 36). — G. de Wal, Collectaneuin
rerum gestarum et eventuum cartusiae Bruxel-
lensis. I. 97. (Manuscr. No. 7043 der bürg.
Bibi.)
s. Dorlandus, Chronicon carthusiense. Köln
1608. p. 445. — Sweertius, Athenae Belgi-
cae. Antwerpen 1628. p. 297. — Goethals,
Lectures relatives ä l’histoire des Sciences etc.
en Belgique. I. 23. II. 64. 65. — J. Renou-
vier, Histoire de l’Origine et des Progres de la
Gravüre dans les Pays-Bas et en Allemagne.
p: 82.
Alex. Pinchart.
Apshoven. Apshoven, Malerfamilie von
Antwerpen.
Ferdinand van Apshoven, Sohn eines
gleichnamigen Vaters, getauft zu Antwerpen
den 17. Mai 1576. Er trat im J. 1592—93 als
Schüler in das Atelier des Adam van Noort und
im J. 1596—97 als Freimeister in die St. Lukas-
gilde. Die Liggeren setzen für seinen Eintritt
das J. 1595—96 an; dies ist aber ein Irrthum
dadurch entstanden, dass man die Jahre 1592—
93 und 1593—94 als ein einziges behandelte.
Ferdinand war ohne Zweifel Historienmaler,
wie sein Lehrer. Dass er Bildnisse malte, er-
sah ich aus der Genealogie der Familie meines
Großvaters J. B. van der Straelen. Jan de
Maerschalk, Nägelhändler, zalte nämlich seinem
Oheim Ferdinand van Apshoven die Summe von
15 fl. 14 Stüber für das Bildniss von Thomas

Courtois mit Einrechnung des Stoffes, worauf
es gemalt war. Weder dies noch ein anderes
Werk des Künstlers lassen sich noch nachweisen.
Die Liggeren nennen 7 Schüler Apshoven’s:
I. Jan Michielsen 1597—98, 2. Alaert du Gau-
gier 1601—2, 3. Jacob Jacopsen und 4. Gaspar
Couvreur 1604—5, 5. Peeter Geerkens 1613—14,
6 Peeter Isak den 4. August 1617, 7. Hans van
Wolschaeten 1620—21. Von diesen wurden Jan
MichielsenMeister 1603—4, Couvreur 1609—1610
und van Wolschaeten 1632—33. Am 29. Aug.
1617 verheiratete sich Apshoven mit Eleonore
Wyns, aus welcher Ehe 8 Kinder entsprangen.
Eleonore Wyns starb zwischen dem 18. Sept. 1651
und dem 17. Sept. 1652, während die Gilderech-
nungen vom 18. Sept. 1654 bis zum 18. Sept. 1655
den Tod des Künstlers selbst vermelden.
Thomas (und nicht Theodor) van Aps-
hoven, Sohn des vorigen, getauft zu Antwer-
pen den 30. Nov. 1622. Er war Schüler von
D. Teniers d. J., doch steht er als solcher im
Liggere nicht verzeichnet, eine Auslassung, die
bei Meisterssöhnen häufig vorkommt. Im
J. 1645 — 46 wurde er als Weinmeister aufge-
nommen. Im J. 1650—51 nahm er in seine Werk-
stätte Hendrik van Voren oder Voor (nicht
Namen), der später nicht unter den Freimeistern
vorkommt, und 1651—52 Hendrik van Erp oder
Herp III. auf, der ein guter Interieurmaler
wurde, zwar sonderbarer Weise nicht unter den
Freimeistern eingeschrieben steht, aber doch
nach der Rechnung vom 18. Sept. 1656 bis
30. Sept. 1657 Ferdinand Cabes zum Schüler
hatte. Apshoven heiratete am 22. März 1645
Barbara Janssens, aus welcher Ehe vier Kinder
hervorgingen. Den 24. Febr. 1652 leistete er
den Eid als Fahnenträger der Bürgerwehr der
6. Abtheilung, und am 20. Dez. 1657 als Haupt-
mann der 8. Abtheilung. Der Tod des Künstlers
muss zwischen den 18. Sept. 1664 und den Mo-
nat Juli 1665 fallen. Denn die Liggeren ver-
zeichnen die Todtenschuld des Kapitäns van
Apshoven zwischen dem 18. Sept. 1664 und dem
18. Sept. 1665, und sein Nachfolger in jener
militärischen Würde, der Maler Jan van Kessel,
leistete den Eid am 24. Juli 1665. Jan van Kes-
sel war zugleich sein Schwager, indem er seine
Schwester Maria am 11. Juni 1647 geheiratet
hatte.
Thomas van Apshoven malte ganz in der
Weise des David Teniers, Bauern, Wachstuben,
Raucher, Trinker etc., auch leblose Gegenstände.
Nach Mündler's handschriftl. Nachricht sind
»seine Werke in den Niederlanden, Deutschland
und Frankreich nicht sehr selten und zeigen
unverkennbar einen Nachahmer von Teniers,
welcher freilich den Geist, die Schärfe der
Zeichnung und die Frische und Kraft der Fär-
bung desselben auch in seinen besten Bildern
nicht erreicht«. Er kopirte öfter mit vielem Ge-
schicke die Werke seines Vorbildes, indem er
 
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