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Antonio Aquilio
Jacques Etienne Victor Arago.
sorgen und das Werk in 4 Monaten zu vollenden
versprechen; dafür sollte er 60 Goldducaten er-
halten. Es ist unbekannt, ob er je diesen Auf-
trag ausgeführt hat. Aus Vasari erfahren wir,
dass Antoniasso 1493 gemeinsam mit Lancislao
von Padua berufen war, um den Preis der Ge-
mälde zu begutachten, die Filippo Lippi in S.
Maria sopra Minerva ausgeführt hatte. — Der
Padre Casimiro bewunderte noch vor etwa 150
Jahren in der Franziskanerkirche S. Maria in
Campagnano die Frische und vortreffliche Er-
haltung einer Tafel, welche bezeichnet war An-
tonasius Romanns me pinxit MCCCC97. Sie
zeigte die thronende Madonna mit dem Christ-
kinde umgeben von vier Heiligen. Aber noch
bei Lebzeiten jenes Padre schlug der Blitz in
die Kirche und beschädigte das Bild, das dann
ein sogenannter Restaurator vollends verdarb.
Ein Zeitgenosse und, wie es scheint, ein Freund
Antonazo’s war der Maler Francesco Cajazza,
der 1486 wegen eines Mordes am kapitolinischen
Galgen erhängt wurde. Aus seinem Nachlasse
erhielt jener für eine Schuldforderung 5 Gold-
ducaten, 7 Karlen und 1 Groschen.
Antonazo war mit Paolina Vessecchia ver-
malt und hatte vier Söhne. Um das J. 1500
scheint er gestorben zu sein. In S. Luigi de’
Francesi liess der älteste Sohn Girolamo eine
Familiengruft errichten, in welcher beide Eltern
beigesetzt wurden. Man kennt jetzt nicht einmal
deren Stätte mehr, aber die Biblioteca Chigiana
bewahrt noch handschriftlich das folgende Epi-
taph :
Est Antonati manibus dum picta tabella
Quae spreto mortis viveret arbitrio
Invida mors dicens : nil est hac falce relictum
O scelus! egregium substulit atra virum.
Antonatio-Aquilio pictori incomparabili ac Pau-
linae Vessechiae uxori Hieronymus parentibus
benem . ac sibi suisque posuit.
Monographie: Santino Corvisieri, Antonazo
Aquilio in der Römischen Zeitschrift «II Buona-
rotti« Giugno e Luglio 1869. pp. 129—136 und
157 — 168. — Crowe and Cavalcaselle,
History of Painting in Italy. III. 167. 168. 360.
Ihre Notizen und jene Monographie entstanden
unabhängig von einander; sie ergänzen und be-
richtigen sich gegenseitig. — Vasari, ed. Le
Monnier. V. 249. — Reumont in den Jahrb.
für Kunstwissensch. V. 95.
Marco Aquilio, einer der Söhne des An-
tonio Aquilio, war gleichfalls Maler und verfer-
tigte 1511 eine Altartafel für Rieti. Sie befindet
sich noch dort im Refektorium des Klosters S.
Chiara und zeigt auf einem Streifen die Worte :
«Marcus Antonius Magii Antonatii Romanns de-
pinxit MDXI.« (heisst es vielleicht me pinxit?).
Dargestellt ist eine Auferstehung Christi zwi-
schen S. Stefano und S. Lorenzo; in der Lünette
Gott Vater zwischen S. Franciscus und S. An-
tonius; auf der Predella die Gefangennahme, die
Geisselung und die Kreuzigung Christi sowie
eine Pieta und die Grablegung. Der Christus im
Hauptbilde ist von schlechten Verhältnissen,
die schlafenden Soldaten sind schlecht gruppirt,
aber das Ganze zeigt einen Meister, der Perugi-
no’s Werke gesehen hat.
s. Crowe and C avalcasel 1 e , History of Paint-
ing in Italy. III. 168.
Jansen.
Arachequesne. Jean Louis PierreAra-
chequesne, Genremaler, geb. zu Compiegne
den 8. Juli 1793, f zu Paris im Mai 1867. Er-
lernte bei Guerin und Picot. Von 1853.—-1863
war er Maire seiner Vaterstadt. A. scheint die
Malerei in seinen älteren Jahren wenig mehr ge-
pflegt zu haben.
s. Belli er de la Chavignerie, Dict., wo das
Verzeichniss seiner von 1827—1836 ausgestell-
ten Werke.
W. Schmidt.
Aradi. SigmundAradi, ungarischer Bild-
hauer, geb. 1838 zu Arad. Er widmete sich An-
fangs dem technischen Studium, absoivirte das
Polytechnikum zuKarlsruhe (1857—61) und trieb
besonders Mechanik, worauf er ein Jahr lang in
Wien als Mechaniker in Verwendung stand.
Schon in Karlsruhe hatte er jedoch bei Schrö-
der zeichnen gelernt und sich viel mit ästheti-
schen und kunstgeschichtlichen Studien beschäf-
tigt, was er in Wien unter Joseph Gasser’s Lei-
tung und an der Akademie fortsetzte. Um 1863
ging er nach Mailand, wo er theils unter Tantar-
dini, theils selbständig arbeitete ; nach zweijäh-
rigem Aufenthalt zog er nach Rom. Hier wid-
mete er die nächsten zwei Jahre, zum Theil im
Genuss eines Stipendiums der k. ungarischen
Regierung, dem Studium der Antike und wollte
dann nach Ungarn zurückkehren. Auf dem Wege
jedoch fesselte ihn sein geliebtes Mailand wie-
der, welches er seitdem, zweimal mit erneuerten
Staatsstipendien unterstützt, nicht mehr verlas-
sen hat.
Äusser einigen kleineren, in seiner Vaterstadt
Arad ausgestellt gewesenen Werken trat er 1865
mit einer grossen Statue aus karrarischem Mar-
mor, der »trauernden Roma« auf, welche der
Pest er Kunstverein aussteilte und ankaufte.
Er bekam dann den Auftrag, das für Arad be-
stimmte Honveddenkmal auszuführen, welches
er 1869 beendigte. Dieses Werk besteht aus
der überlebensgrossen Personifikation der Stadt
Arad, welche das Honvedgrab bekränzt; die
Enthüllung desselben war auf den 9. Febr. 1870
angesetzt, ist aber seitdem mehrfach wieder ver-
schoben worden. Unter den letzten Arbeiten A.’s
ist namentlich die marmorne Kolossalbüste der
durch ihre Wolthätigkeit bekannten Gräfin Maria
Theresia Brunsvick (jetzt im Nationalmuseum
zu Pest) erwähnenswerth.
L. fdevesi.
Arago. Jacques E tienne Victor Arago
Zeichner, hauptsächlich aber bekannt als Rei-
sender und Schriftsteller, geb. im März 119o zu
Antonio Aquilio
Jacques Etienne Victor Arago.
sorgen und das Werk in 4 Monaten zu vollenden
versprechen; dafür sollte er 60 Goldducaten er-
halten. Es ist unbekannt, ob er je diesen Auf-
trag ausgeführt hat. Aus Vasari erfahren wir,
dass Antoniasso 1493 gemeinsam mit Lancislao
von Padua berufen war, um den Preis der Ge-
mälde zu begutachten, die Filippo Lippi in S.
Maria sopra Minerva ausgeführt hatte. — Der
Padre Casimiro bewunderte noch vor etwa 150
Jahren in der Franziskanerkirche S. Maria in
Campagnano die Frische und vortreffliche Er-
haltung einer Tafel, welche bezeichnet war An-
tonasius Romanns me pinxit MCCCC97. Sie
zeigte die thronende Madonna mit dem Christ-
kinde umgeben von vier Heiligen. Aber noch
bei Lebzeiten jenes Padre schlug der Blitz in
die Kirche und beschädigte das Bild, das dann
ein sogenannter Restaurator vollends verdarb.
Ein Zeitgenosse und, wie es scheint, ein Freund
Antonazo’s war der Maler Francesco Cajazza,
der 1486 wegen eines Mordes am kapitolinischen
Galgen erhängt wurde. Aus seinem Nachlasse
erhielt jener für eine Schuldforderung 5 Gold-
ducaten, 7 Karlen und 1 Groschen.
Antonazo war mit Paolina Vessecchia ver-
malt und hatte vier Söhne. Um das J. 1500
scheint er gestorben zu sein. In S. Luigi de’
Francesi liess der älteste Sohn Girolamo eine
Familiengruft errichten, in welcher beide Eltern
beigesetzt wurden. Man kennt jetzt nicht einmal
deren Stätte mehr, aber die Biblioteca Chigiana
bewahrt noch handschriftlich das folgende Epi-
taph :
Est Antonati manibus dum picta tabella
Quae spreto mortis viveret arbitrio
Invida mors dicens : nil est hac falce relictum
O scelus! egregium substulit atra virum.
Antonatio-Aquilio pictori incomparabili ac Pau-
linae Vessechiae uxori Hieronymus parentibus
benem . ac sibi suisque posuit.
Monographie: Santino Corvisieri, Antonazo
Aquilio in der Römischen Zeitschrift «II Buona-
rotti« Giugno e Luglio 1869. pp. 129—136 und
157 — 168. — Crowe and Cavalcaselle,
History of Painting in Italy. III. 167. 168. 360.
Ihre Notizen und jene Monographie entstanden
unabhängig von einander; sie ergänzen und be-
richtigen sich gegenseitig. — Vasari, ed. Le
Monnier. V. 249. — Reumont in den Jahrb.
für Kunstwissensch. V. 95.
Marco Aquilio, einer der Söhne des An-
tonio Aquilio, war gleichfalls Maler und verfer-
tigte 1511 eine Altartafel für Rieti. Sie befindet
sich noch dort im Refektorium des Klosters S.
Chiara und zeigt auf einem Streifen die Worte :
«Marcus Antonius Magii Antonatii Romanns de-
pinxit MDXI.« (heisst es vielleicht me pinxit?).
Dargestellt ist eine Auferstehung Christi zwi-
schen S. Stefano und S. Lorenzo; in der Lünette
Gott Vater zwischen S. Franciscus und S. An-
tonius; auf der Predella die Gefangennahme, die
Geisselung und die Kreuzigung Christi sowie
eine Pieta und die Grablegung. Der Christus im
Hauptbilde ist von schlechten Verhältnissen,
die schlafenden Soldaten sind schlecht gruppirt,
aber das Ganze zeigt einen Meister, der Perugi-
no’s Werke gesehen hat.
s. Crowe and C avalcasel 1 e , History of Paint-
ing in Italy. III. 168.
Jansen.
Arachequesne. Jean Louis PierreAra-
chequesne, Genremaler, geb. zu Compiegne
den 8. Juli 1793, f zu Paris im Mai 1867. Er-
lernte bei Guerin und Picot. Von 1853.—-1863
war er Maire seiner Vaterstadt. A. scheint die
Malerei in seinen älteren Jahren wenig mehr ge-
pflegt zu haben.
s. Belli er de la Chavignerie, Dict., wo das
Verzeichniss seiner von 1827—1836 ausgestell-
ten Werke.
W. Schmidt.
Aradi. SigmundAradi, ungarischer Bild-
hauer, geb. 1838 zu Arad. Er widmete sich An-
fangs dem technischen Studium, absoivirte das
Polytechnikum zuKarlsruhe (1857—61) und trieb
besonders Mechanik, worauf er ein Jahr lang in
Wien als Mechaniker in Verwendung stand.
Schon in Karlsruhe hatte er jedoch bei Schrö-
der zeichnen gelernt und sich viel mit ästheti-
schen und kunstgeschichtlichen Studien beschäf-
tigt, was er in Wien unter Joseph Gasser’s Lei-
tung und an der Akademie fortsetzte. Um 1863
ging er nach Mailand, wo er theils unter Tantar-
dini, theils selbständig arbeitete ; nach zweijäh-
rigem Aufenthalt zog er nach Rom. Hier wid-
mete er die nächsten zwei Jahre, zum Theil im
Genuss eines Stipendiums der k. ungarischen
Regierung, dem Studium der Antike und wollte
dann nach Ungarn zurückkehren. Auf dem Wege
jedoch fesselte ihn sein geliebtes Mailand wie-
der, welches er seitdem, zweimal mit erneuerten
Staatsstipendien unterstützt, nicht mehr verlas-
sen hat.
Äusser einigen kleineren, in seiner Vaterstadt
Arad ausgestellt gewesenen Werken trat er 1865
mit einer grossen Statue aus karrarischem Mar-
mor, der »trauernden Roma« auf, welche der
Pest er Kunstverein aussteilte und ankaufte.
Er bekam dann den Auftrag, das für Arad be-
stimmte Honveddenkmal auszuführen, welches
er 1869 beendigte. Dieses Werk besteht aus
der überlebensgrossen Personifikation der Stadt
Arad, welche das Honvedgrab bekränzt; die
Enthüllung desselben war auf den 9. Febr. 1870
angesetzt, ist aber seitdem mehrfach wieder ver-
schoben worden. Unter den letzten Arbeiten A.’s
ist namentlich die marmorne Kolossalbüste der
durch ihre Wolthätigkeit bekannten Gräfin Maria
Theresia Brunsvick (jetzt im Nationalmuseum
zu Pest) erwähnenswerth.
L. fdevesi.
Arago. Jacques E tienne Victor Arago
Zeichner, hauptsächlich aber bekannt als Rei-
sender und Schriftsteller, geb. im März 119o zu