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Meyer, Julius [Editor]; Nagler, Georg Kaspar [Oth.]
Allgemeines Künstler-Lexikon: unter Mitwirkung der namhaftesten Fachgelehrten des In- u. Auslandes (Band 2): Appiani - Domenico del Barbiere — Leipzig: Engelmann, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.49923#0331
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Arzberger

Arzere.

319

Arzberger. Christop h Daniel Arzber-
ger, Kupferstecher, geb. zu Kreglingen 1753,
Schüler des W. Bock, arbeitete in Nürnberg, um
1793 aber zu Erlangen. Er stach Verschiedenes
für Buchhändler, auch Bildnisse, darunter sein
eigenes, das sein Lehrer gezeichnet hatte.
Bildniss des Künstlers, in Medaillon. C. W. Bock
del. 1781. 4.
I. Vor dem Geburtsjahre.
s. Füssli, Neue Zusätze.
W. Schmidt.
Arzere. Stefano dall’ Arzere, auch Ste-
fano da Padova genannt, Maler, im Anfänge des
16. Jahrh. geb., erhielt deu einen seiner Beina-
men nach seiner Heimatstadt, den anderen nach
der Via dell’ Arzere, in der er daselbst wohnte.
So erklärt es Moschini und bemerkt, dass Ste-
fanus ab Aggere bei Scardeonius nur ein Druck-
fehler ist. Bereits im J. 1540 malte Stefano He-
roen und historische Personen im Riesensaale
des Palazzo della ragione, wetteifernd mit
Gualtieri und mit Domenico Campagnola. Das
Vorbild für sie alle war Tizian, der dann später
auch an dieser Stelle in ihrer Mitte thätig war.
Die Bilder des Riesensaales erregten Lanzi’s Er-
staunen, weil sie noch nach zwei Jahrhunderten
von keinem Einfluss der Zeit berührt zu sein schie-
nen, und er lobte das schöne Helldunkel und das
blühende Kolorit. Die Zeichnung aber fand er
zum Theil schwerfällig. Mit Lanzi’s Urtheil
stimmt das von Zanotto überein. — Für die
«ehrwürdige Frazia de Mr. S. Jacomo e
Cristoforo da Ponte Molin« verfertigte
Stefano 1549 ein »anmutiges Gemälde« und erhielt
dafür nach Begutachtung der Maler Dom. Cam-
pagnola und Geronimo Cesaro 34 Goldscudi. —
Der Kirche des hl. Anto n io malte er 1552 für
48 Dukaten die Auferstehung Christi. — In der
Kirche d e g 1 i E r e m i t a n i führte er 1560, wie
die Unterschrift lehrt, die Fresken an der Seite
des Hauptaltares aus: oben Moses und Josua,
unten Petrus und Paulus, umrahmt von Orna-
menten. Mit diesem Werke, meinten 1623 Porte-
nari und 1648 Ridolfi, habe Stefano mehr als je
sein Vorbild Tizian erreicht. — Im J. 1568 legte
Arzere sein Amt als Verwalter der Malerinnung
nieder. Ein Porträt der Signora Maria Mussato,
gegenwärtig im Hause de’ Lazara, trägt die Jah-
reszahl 1573 und ist das letzte datirte Bild von
Stefano’s Hand. Nach den angegebenen Zahlen
werden wir auch die folgenden Malereien in
einen Zeitraum setzen müssen, der wenig vor
1540 beginnt und bald nach 1573 abschliesst.
Wir zählen dieselben in Kürze auf.
Fresken in der Vorhalle der Bethlehems-
kirche: Ueber dem Thore Gott Vater segnend
und an den Seiten der Engel der Verkündigung
und Maria, im Bogen der todte Christus von zwei
Engeln gehalten und die vier Evangelisten in
Halbfiguren. In Halbfigur war auch das Porträt
des Lorenzino de’ Medici angebracht, der 1537
den Herzog Alessandro de’ Medici ermordet hatte

und der Stifter der genannten Kirche geworden
war. Man sah die schwarzgekleidete magere Ge-
stalt im Profil mit der Adlernase und dem rothen
Haar. Die Zeit hat diese Malereien fast ganz zer-
stört.
Fresko in der S cuo 1 a di C o 1 ombi ni: Das
letzte Abendmahl Christi. Die Köpfe voll Natur-
wahrheit.
Altarbilder in der Kirche de r P P. S e r v i t i.
1) Maria mit dem Christkind und unten die hh.
Paulus, Augustin, Maria Magdalena, Katharina
u. a. 2) Maria mit dem Christkind und den hh.
Girolamo und Sebastiano, bezeichnet: Stefanus
Patavinus F.
Altarbild in S. Maria del parto: Maria mit
dem Christkind und den hh. Girolamo und Cri-
stoforo.
Mehrere Altarbilder in S. Bovo, unter ande-
rem eine Kreuztragung Christi.
Altarbild in S. Cristoforo a S. Croce:
Maria mit dem Christkind und den hh. Cristoforo
und Jacopo.
Fresko an der Decke der Sakristei von
Benedetto Novelle: Gott Vater in der En-
gelsglorie.
Altarbild in S. Sofia: Grablegung Christi.
Das verschiedene Interesse ist bei den verschie-
denen Personen lebendig ausgedrückt. Rossetti
schrieb das sehr durchdachte fleissige Bild fälsch-
lich dem Marco Basaiti zu.
Fresko in der Taufkapelle der abgetrage-
nen Kirche S. Michele : ein S. Girolamo in der
Wüste.
Altarbild in S. Giovanni di Versara:
Kreuzigung Christi, bezeichnet ste . p . f. Ge-
schickt erfunden, fleissig ausgeführt, offenbart
das Werk einen Adel, wie ihn Stefano sonst sel-
ten oder nie besitzt.
Altarbild in S. Niccolb: Martyrium des hl.
Lorenzo.
Fresken an der Fassade des Palazzo Papa-
f a v a: zwischen den Fenstern des ersten Stockes
die symbolischen Kolossalgestalten der Wissen-
schaften und im oberen Stock Legenden des
alten Testamentes. Unten sind Chiaroscuren.
Fresko an einem Hause nicht weit vom Hospi-
tal : eine Gruppe von 3 Figuren, angeblich nach
einer Rafaelischen Zeichnung.
Zugeschrieben werden dem Stefano das Altar-
bild in der Kapelle des Hospitals: Maria
mit dem Christkind und den hh. Antonio und
Bernardino, sowie das Altarbild der Kapelle
der Madonna de’ Ciechi in der Kathe-
drale: Maria, in halber Figur, mit dem Christ-
kinde. Beide Bilder geniessen als wunderthätig
die Verehrung der Gläubigen. Einen derartigen
Erfolg hat selten ein Maler mit seinen Werken
gehabt. Dem Stefano ist er erstaunlicher Weise
noch ein drittes Mal zu Theil geworden. Unweit
der Kirche del Carmine, die als Altarbild von
seiner Hand die Schutzheiligen der Stadt Pros-
decimo, Daniele und Antonio besass, und dicht
 
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