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Meyer, Julius [Hrsg.]; Nagler, Georg Kaspar [Bearb.]
Allgemeines Künstler-Lexikon: unter Mitwirkung der namhaftesten Fachgelehrten des In- u. Auslandes (Band 2): Appiani - Domenico del Barbiere — Leipzig: Engelmann, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.49923#0515
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Baboecio od. Bamboecio

Baburen.

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laus von Ungarn in der Kapelle Sta Trinitä in
Sta Chiara daselbst. Die Inschrift an dem letz-
tem bezeichnet ihn als den Meister des Dompor-
tals , das laut Inschrift der Erzbischof und Kar-
dinal Arrigo Minutoli 1407 auffuhren liess (Ab-
bild. bei Schulz, Denkm. v. Unterit. in. 19.) Die-
sem ähnlich, aber noch mehr mit üppigem Deco-
rationswerk überladen, ist das Portal der kleinen
Kirche S. Giovanni dei Pappacoda von 1415,
wahrscheinlich ebenfalls sein Werk (Abbild,
ders. Taf. 75. Vergl. in. 97). Beiden verwandt ist
das Portal der Kathedrale von Messina (Ab-
bild. bei Hittorf et Zanth, Architecture moderne
de la Sicile ; Paris 1845, und Smyth, Memoir
descriptive of the resources etc. of Sicily and its
islands, London 1824.) Von Grabmälern hat er
in Salerno das der 1412 gestorbenen Margare-
tha von Durazzo, Gemalin des Königs Karl III.
von Neapel durch einen Alesius Duicus (Domi-
nions?) ausführen lassen, das aus dem Kloster
S. Francesco nach dessen Aufhebung in den dor-
tigen Dom versetzt ist. Cresconius und Domi-
nici (i. 90) haben es irrthümlich dem angeblichen
Ciccione zugeschrieben, dessen Schule sich B.
nach ihrer Meinung auch in seinen andern Denk-
mälern angeschlossen haben soll (vergl. Schulz 3,
86). Es istnoch wenig von der hergebrachten Form
abweichend, mit alterthümlicher starrer Strenge
behandelt, doch zeigt sich darin schon ein Stre-
ben, einen gewissen Ausdruck zu erreichen. Das
späteste von B. bekannte Werk ist das oben er-
wähnte Grabmal des Admirals Ludovicus Alde-
moriscus vom J. 1421 in S. Lorenzo zu Neapel
(Schulz ii. 295). Man schreibt ihm auch das
Grabmal des Kardinals Francesco Carbone in
der Kapelle der Familie Carbone neben der
Kathedrale daselbst zu, und dieses würde als
sein frühestes Werk zu betrachten sein, da der
Kardinal 1405 gestorben ist. Es zeigt kleine,
kurze Figuren mit harten, hässlichen Gesichtern
und geschmacklos durchgeführtes Ornament an
den Gewändern. Der Stil des Bambosius ist hier
noch nicht so entwickelt, wie an seinen spätem
durch Inschriften beglaubigten Werken (Schulz
in. 26. 40). Auch in der dortigen Kapelle der
Minutoli zeigen sich Anklänge an seinen Stil,
namentlich an dem Grabmale des Erzbischofs
und Kardinals Arrigo Minutolo (f 1412), wäh-
rend die Grabmäler der ein Jahrh. früher gestor-
benen Bischöfe Philipp und Orso einen alter-
thümlicheren Charakter haben (Schulz in. 28).
s. S chul z, Denkm. des Mittelalters in Süditalien.
— Schnaase, Kunstgesch. VII. 588ff. —
v. d. Hagen, Briefe in die Heimath 3, 150—
152. — Abbildungen, s. im Texte.
Fr. W. Unger.
Babouot. AntoineBabouot, französischer
Graveur und Elfenbeinschnitzer. In den Salons
1791 — 1822 waren von ihm verschiedene Arbei-
ten in Metall, Elfenbein und Wachs, großentheils
Porträts in Medaillonform, ausgestellt.
s. Belli er, Dict. * *


Baburen. Theodor van Baburen, hollän-
discher Maler, nach Bryan-Stanley (p. 41) 1570
geb., zu Utrecht ansässig, wo er 1624 gestorben
sein soll. Auf Grund von Houbraken’s Angabe
(i. 121), dass er Architekturstücke in der Art
des älteren P. Neefs gemalt habe, macht Bryan-
Stanley den Künstler zu einem Schüler des Pee-
ter Neefs; aber vermutlich mit Unrecht. Denn
es sind uns weder Bilder der Art erhalten, noch
finden wir Nachrichten darüber in den alten Kata-
logen. Baburen erscheint vielmehr als ein Nach-
folger des Michelangelo da Caravaggio, dem er sich
in ähnlicher Weise wie G. Honthorst anschliesst,
auch in der Wahl seiner Gegenstände, die aus
biblischen, mythologischen und genreartigen
Motiven bestehn. In seinem kräftigen, oft gar zu
derben Naturalismus, seiner sicheren Zeichnung
und breiten, selbst frechen Pinselführung steht
dieser seltene Künstler dem Honthorst, dem er
fast zum Verwechseln ähnlich ist, kaum etwas
nach. Er unterscheidet sich von ihm durch die
Wahl einer einfachen Tagesbeleuchtung in seinen
Bildern und einen derselben entsprechenden
klaren hellbraunen Fleischton, während dieser
bei Honthorst mehr gelb oder röthlich ist unter
der Einwirkung des von ihm beliebten Kerzen-
lichtes.
Nachzuweisen vermag ich nur zwei Gemälde
von seiner Hand: Zunächst sein Hauptwerk, eine
Grablegung Christi in 6 ganzen lebensgroßen
Figuren in einer Kapelle von S. Pietro in Mon-
torio zu Rom, welches zugleich den Beweis
für seinen Aufenthalt in Italien liefert, und durch
das neben dem Namen darauf befindliche Datum
(1617) auch die Zeit desselben bestimmt. (BeiGsell-
Fels, Rom und Mittelitalien, n. 824. wird die
irrige Vermutung ausgesprochen, dass das Bild
von Theodor Rombouts herrühre.) Dass es auch
der Künstler als sein Meisterwerk betrachtete,
scheint aus dem Umstande hervorzugehen, dass
er das Bild—und zwar nur dieses Bild — radirte,
mit geistreicher, breiter Nadel. (Notiz von Ph.
van der Kellen.)
Eines seiner Genrebilder, das derbe Bildniss
eines jungen Sängers mit halb entblösster Brust,
befindet sich auf Schloss Langenstein bei
Halberstadt. Es ist bezeichnet: (v. Baburen)
fecit An0. 1622. Ein ganz ähnliches Brustbild
eines Klarinetspielers befand sich in der Galerie
Schönborn zu Pommersfelden; es ist bezeichnet
T. Babü. f. A°. 1623. Doch weiss ich nichts über
den Verbleib des Bildes seit der Auktion der
Sammlung (Paris 1867). Parthey (deutscher
Bildersaal) erwähnt in der Sammlung Baumgärt-
ner zu Leipzig ein Konversationsstück (bez. T.
Baburen. 1623.)
Der Katalog von G. Hoet (i. 99) gibt zwei Ge-
mälde Baburen’s an und zwar Gegenstücke:
einen gefesselten Prometheus und Adam und
Eva in ganzen lebensgroßen Figuren, von wel-
chen im Kunstblatt (1820 p. 376) das erstere als
 
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