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II. Organisation und Zuständigkeiten: Gesandtschaften und Außenpolitik
wichtigsten Ratsämter und der Entstehung sowie Bedeutung verschiedener
Ratsgremien in Straßburg von besonderer Relevanz.90
Es stellt sich für die Erforschung des städtischen Gesandtschaftswesens der
Stadt Straßburg die Frage, inwiefern sich jene Neuerungen der innenpolitischen
Machtverhältnisse des vorherigen Jahrhunderts auch in der Organisation und
Durchführung städtischer Gesandtschaftsmissionen zu Beginn des 15. Jahrhun-
derts widerspiegelten. Hatten sie einen Einfluss auf die Zuständigkeiten und
Kompetenzen im Gesandtschaftswesen der Stadt? Inwiefern lassen sich Zu-
ständigkeiten im Bereich der Straßburger Außenpolitik mit den vorhergegan-
genen Entwicklungen erklären?
Bevor jedoch die konkrete Teilhabe verschiedener Gruppen, Ämter und
Gremien der Stadt Straßburg bezüglich der städtischen Außenpolitik im Un-
tersuchungszeitraum genauer analysiert werden kann, müssen diese und ihre
jeweiligen Entstehungszusammenhänge genauer dargelegt und die bisherige
Forschung zur Bedeutung jener Gruppen, Ämter und Gremien für die Außen-
politik und die Gesandtschaften der Stadt zusammengefasst werden.91
Eine der wichtigsten Straßburger Verfassungsänderungen des späten Mittelal-
ters ereignete sich in den Jahren 1332 und 1333.92 Erstmalig wurden die Zünfte an
der Ratsherrschaft beteiligt. Auslöser für diese Umstrukturierung des Rates war
ein Konflikt zwischen den verfeindeten Adelsfamilien Zorn und Mülnheim im
Jahr 1332, der wiederum Kämpfe in der ganzen Stadt zur Folge hatte. Die in den
Quellen als „Geschölle" bezeichneten gewalttätigen Auseinandersetzungen
zogen die Absetzung des bisherigen Rates nach sich. Zuvor hatten die soge-
nannten Edlen, ein Teil des Straßburger Patriziats (Constofler), die alleinige
Ratsherrschaft inne.93 Neben den Zünften gelang es nun auch den Burgern, die
ebenfalls wie die Edlen zu den Constoflern gehörten, in diesem Jahr zum ersten
Mal in den Rat der Stadt einzuziehen.94 Im neu konstituierten Rat hatten die
90 Vgl. exemplarisch zur spätmittelalterlichen Stadtgeschichte Straßburgs allgemein sowie insbe-
sondere in Bezug auf die hier angesprochenen Veränderungen und Strukturen bzgL der
Stadtherrschaft: Chrisman, Strasbourg; Berthold, Auseinandersetzungen; Dollinger, L' emanci-
pation; Dollinger, La ville; Alioth, Gruppen; Egawa, Stadtherrschaft; von Heusinger, Zunft, be-
sonders Kapitel 1.4 sowie Kapitel 4; Gloor, Handeln, S. 278-294. Bezüglich der Verfassungs-
wechsel in Straßburg differenzierte Sabine von Heusinger ihre bisherigen Annahmen, vgl. von
Heusinger, Old Boys.
91 Die folgenden Ausführungen erheben in keiner Weise den Anspruch einer auf Vollständigkeit
beruhenden Darstellung der verfassungsgeschichtlichen Entwicklungen. Vielmehr geht es
darum, die grundlegenden Sachverhalte bezüglich der Gruppen, Ämtern und Gremien in
Straßburg darzulegen, die für die Fragestellung der vorliegenden Studien von Bedeutung sind.
Für einen umfassenden Überblick vgl. die oben angegebene Literatur.
92 Zur Entwicklung der Stadt und des Rates im mittelalterlichen Straßburg bis 1332 allgemein
Egawa, Stadtherrschaft. Zu den Entwicklungen unmittelbar vor 1332 von Heusinger, Old Boys,
S.153-156.
93 von Heusinger, Zunft, S. 39 f.
94 von Heusinger, Zunft, S. 172-175.
II. Organisation und Zuständigkeiten: Gesandtschaften und Außenpolitik
wichtigsten Ratsämter und der Entstehung sowie Bedeutung verschiedener
Ratsgremien in Straßburg von besonderer Relevanz.90
Es stellt sich für die Erforschung des städtischen Gesandtschaftswesens der
Stadt Straßburg die Frage, inwiefern sich jene Neuerungen der innenpolitischen
Machtverhältnisse des vorherigen Jahrhunderts auch in der Organisation und
Durchführung städtischer Gesandtschaftsmissionen zu Beginn des 15. Jahrhun-
derts widerspiegelten. Hatten sie einen Einfluss auf die Zuständigkeiten und
Kompetenzen im Gesandtschaftswesen der Stadt? Inwiefern lassen sich Zu-
ständigkeiten im Bereich der Straßburger Außenpolitik mit den vorhergegan-
genen Entwicklungen erklären?
Bevor jedoch die konkrete Teilhabe verschiedener Gruppen, Ämter und
Gremien der Stadt Straßburg bezüglich der städtischen Außenpolitik im Un-
tersuchungszeitraum genauer analysiert werden kann, müssen diese und ihre
jeweiligen Entstehungszusammenhänge genauer dargelegt und die bisherige
Forschung zur Bedeutung jener Gruppen, Ämter und Gremien für die Außen-
politik und die Gesandtschaften der Stadt zusammengefasst werden.91
Eine der wichtigsten Straßburger Verfassungsänderungen des späten Mittelal-
ters ereignete sich in den Jahren 1332 und 1333.92 Erstmalig wurden die Zünfte an
der Ratsherrschaft beteiligt. Auslöser für diese Umstrukturierung des Rates war
ein Konflikt zwischen den verfeindeten Adelsfamilien Zorn und Mülnheim im
Jahr 1332, der wiederum Kämpfe in der ganzen Stadt zur Folge hatte. Die in den
Quellen als „Geschölle" bezeichneten gewalttätigen Auseinandersetzungen
zogen die Absetzung des bisherigen Rates nach sich. Zuvor hatten die soge-
nannten Edlen, ein Teil des Straßburger Patriziats (Constofler), die alleinige
Ratsherrschaft inne.93 Neben den Zünften gelang es nun auch den Burgern, die
ebenfalls wie die Edlen zu den Constoflern gehörten, in diesem Jahr zum ersten
Mal in den Rat der Stadt einzuziehen.94 Im neu konstituierten Rat hatten die
90 Vgl. exemplarisch zur spätmittelalterlichen Stadtgeschichte Straßburgs allgemein sowie insbe-
sondere in Bezug auf die hier angesprochenen Veränderungen und Strukturen bzgL der
Stadtherrschaft: Chrisman, Strasbourg; Berthold, Auseinandersetzungen; Dollinger, L' emanci-
pation; Dollinger, La ville; Alioth, Gruppen; Egawa, Stadtherrschaft; von Heusinger, Zunft, be-
sonders Kapitel 1.4 sowie Kapitel 4; Gloor, Handeln, S. 278-294. Bezüglich der Verfassungs-
wechsel in Straßburg differenzierte Sabine von Heusinger ihre bisherigen Annahmen, vgl. von
Heusinger, Old Boys.
91 Die folgenden Ausführungen erheben in keiner Weise den Anspruch einer auf Vollständigkeit
beruhenden Darstellung der verfassungsgeschichtlichen Entwicklungen. Vielmehr geht es
darum, die grundlegenden Sachverhalte bezüglich der Gruppen, Ämtern und Gremien in
Straßburg darzulegen, die für die Fragestellung der vorliegenden Studien von Bedeutung sind.
Für einen umfassenden Überblick vgl. die oben angegebene Literatur.
92 Zur Entwicklung der Stadt und des Rates im mittelalterlichen Straßburg bis 1332 allgemein
Egawa, Stadtherrschaft. Zu den Entwicklungen unmittelbar vor 1332 von Heusinger, Old Boys,
S.153-156.
93 von Heusinger, Zunft, S. 39 f.
94 von Heusinger, Zunft, S. 172-175.