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Liening, Simon; Universität zu Köln [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Das Gesandtschaftswesen der Stadt Straßburg zu Beginn des 15. Jahrhunderts — Mittelalter-Forschungen, Band 63: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.57729#0170
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IV. Symbolische Kommunikation und
Straßburger Gesandtschaften
Das Untersuchungsfeld „Symbolische Kommunikation"700 ist mittlerweile ein
fester Bestandteil innerhalb der Geschichtswissenschaft geworden und auch die
Mediävistik hat sich in den letzten Jahrzehnten intensiv mit dieser Thematik
befasst. Bemerkte Gerd Althoff noch 1993, dass Forschungen zum symbolischen
Handeln, zum Ritual und Zeremoniell701 gerade in der deutschsprachigen Me-
diävistik noch nicht etabliert seien,702 so hat sich dies im Verlauf der 1990er Jahre
auch durch seine eigenen Untersuchungen stark geändert.703 704 Forschungen zu
jenen und weiteren symbolischen Kommunikationsformen und den damit ver-
bundenen Fragen der Performanz haben insbesondere seit der Jahrtausend-
wende nicht nur in der deutschsprachigen Mittelalterforschung deutlich zuge-
704
nommen.

700 Zur Begriffsproblematik vgL etwa Stollberg-Rilinger, Symbolische Kommunikation, S. 496-500,
die auf den Umstand hinweist, dass in einem weiteren Sinne sämtliche Kommunikation sym-
bolisch ist. Stollberg-Rilinger liefert selbst eine Definition für symbolische Kommunikation,
Stollberg-Rilinger, Symbolische Kommunikation, S. 500: „Mit symbolischer Kommunikation ist
hier also Kommunikation mittels Symbolen in einem engeren Sinne gemeint; Symbole werden
verstanden als eine besondere Spezies von Zeichen verbaler, visueller, gegenständlicher oder
gestischer Art wie etwa sprachliche Metaphern, Bilder, Artefakte, Gebärden, komplexe Hand-
lungsfolgen wie Rituale und Zeremonien [...]".
701 Sowohl in der Alltagssprache als auch in der Wissenschaftssprache ist der Begriff „Ritual" nicht
eindeutig definiert. Insbesondere die Abgrenzung zu ähnlichen Phänomenen wie „Ritus" oder
„Zeremoniell" bereitet Schwierigkeiten. Auf einige Bestimmungsfaktoren, die in der histori-
schen Ritualforschung zur Gegenstandsuntersuchung verwendet werden, kann jedoch zu-
rückgegriffen werden, vgL hierzu exemplarisch Rexroth, Rituale, S. 393 f.; Stollberg-Rilinger,
Rituale, S. 7-17. Barbara Stollberg-Rilinger liefert in ihrem 2013 erschienenen Handbuch mit dem
Titel „Rituale" einen Definitionsvorschlag, Stollberg-Rilinger, Rituale, S. 9: „Als Ritual im en-
geren Sinne wird hier eine menschliche Handlungsabfolge bezeichnet, die durch Standardisie-
rung der äußeren Form, Wiederholung, Aufführungscharakter, Performativität und Symboli-
zität gekennzeichnet ist und eine elementare sozial strukturbildende Wirkung besitzt. Hingegen
wird von Ritualisierung im weiteren Sinne schon dann gesprochen, wenn sich ein bestimmtes
Verhalten in seiner äußeren Form regelmäßig wiederholt." Neben der hier bereits getroffenen
Unterscheidung zwischen „Ritual" und „Ritualisierung" wird weiterhin zwischen „Ritual" und
„Zeremoniell" differenziert. Demnach seien Rituale transformative und Zeremonien konfir-
mative Akte, da Rituale einen Status wechsel nach sich zögen, was die Zeremonie hingegen nicht
leiste. Vgl. hierzu ebenso mit weitestgehend ähnlichen Ansätzen Peltzer/Schwedler/Töbelmann,
Einleitung.
702 Althoff, Demonstration, S. 30 f.
703 Vgl. hierzu etwa den Forschungsüberblick bei Martschukat/Patzold, Einführung, S. 12-18, hier
12: „In der Mediävistik haben Gesten, Rituale und Inszenierungen spätestens seit den 1990er
Jahren Hochkonjunktur."
704 Hierzu haben in Deutschland - nicht nur auf dem Gebiet der Mediävistik - größere For-
schungsvorhaben etwa in Form von Sonderforschungsbereichen beigetragen, vgl. hierzu ex-
emplarisch: SFB 496 „Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme"
(Münster, 2000-2011), SFB 619 „Ritualdynamik" (Heidelberg, 2002-2013), SFB 584 „Das Politi-
 
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