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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.3561#0017
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In rascher Folge inaugurirte die Gesellschaft
eine Reihe von Publicationen, indem sie Aufträge an
unsere vaterländischen Stecher ertheilte und vor
Allem neben dem Erscheinen eines höchst interessan-
ten Albums von Radirungen und kleineren Stichen
den grossen Stich nach Raffael von Jacoby, „Die
Schule von Athen", insofern förderte, als sie den
Künstler mit der Vollendung desselben direft beauf-
tragte. Der heute an der k. k. Akademie der bilden-
den Künste wirkende Professor der Kupferstecherei
J. Sonnenleiter wuchs, man kann wohl sagen, durch
die Auftrage, mit. welchen die Gesellschaft ihn be-
traute, Professor W. Unger wurde nach Wien berufen
und fand hier bei einem ungemein reichhaltigen
künstlerischen Schaffen seine bleibende Heimstätte,
die Stecher und Radirer Klaus, Hrncir, Michalek,
Ja/per u. A. fanden Anregung und Aufträge, ja selbst
die Malerradirer wurden nach und nach, namentlich
so lange das Album-Unternehmen anhielt, heran-
gezogen. Es ist eben nur eine kurze, durchaus nicht
auf Vollkommenheit Ausbruch machende Andeutung
über die umfangreiche, mit jedem Jahre wachsende
Thätigkeit des neuen Vereines, auf die hiemit hinge-
deutet sein soll, um darzulegen, wie, auf richtige Bahnen
gelenkt und wenn auch anfänglich nur mit beschei-
denen Kräften, die wirksamsten Resultate erzielt zu
werden vermögen. Wohl trugen hiezu mancherlei
glückliche Faftoren bei. So ward für die Gesellschaft
von höchst bedcutsamer und hilfreicher Einssuss-
nahme die Munificenz Seiner Majestät, unter dessen
Allerhöchster Sanftion jährliche, durch das k. k.
Oberstkämmereramt über Anregung des damaligen
Oberstkämmerers, Seiner Excellenz Grafen Folhot de
Crennevüle, geschaffene und heute durch Seine Excel-
lenz den Grafen Trauttmansdorff in dcmselben Sinne
fortgesetzte Subventionirungen bedeutsamer künstleri-
scher Arbeiten auf stecherischem Gebiete erfolgten.
Mit den Leistungen der Gesellschaft wuchsen
aber auch die Anforderungen. Um die ersteren immer
weiter zu gestalten, wurden Beziehungen mit aus-
ländischen Künstlern angeknüpft und mit denselben
Aufträge vereinbart. Mit der hiedurch auch im Aus-
lande wachsenden Theilnahme mussten folgerichtig
auch die Leistungen der Gesellschaft gleichen Schritt
halten, und so bildete sich durchaus organisch die
Gesellschaft zu ihrem heute bestehenden internatio-
nalen Charakter heraus, den, wie bereits oben ange-
deutet wurde, jetzt das Hinübergreifen auf das in

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Beziehung aus die graphische Kunst bisher noch ganz
und gar unbekannt gewesene Ausstellungsgebiet
vollends documentirt und gefertigt hat.
Die heutige Erste Internationale graphische
Jahresausstellung ist als eine Folge der grossen im
Jahre 1883 stattgehabten graphischen Ausstellung
zu betrachten. Es handelte sich darum, nach Ablaus
von einiger Zeit wieder ein Bild dessen zu zeigen,
was inzwischen auf graphischem Gebiete geschaffen
worden ist. Um dies fortlaufend zu ermöglichen,
ohne der Gesellschaft jedoch allzuschwere Lasten
aufzubürden, ging dieselbe einen Vertrag mit der
Wiener Kunstlergenossenschaft ein, der ihr von
Jahr zu Jahr gestatten solle, unentgeltlich die hiefür
pasfenden Localitäten des Kunstlerhauses für eine
zweimonatliche Dauer der Ausstellung in Anspruch
zu nehmen. Da es in den Intentionen der Gesellschaft
liegt, nicht nur Ausstellungen zu veranstalten, welche,
wie bereits bemerkt, dem Publicum den zeitweisen
Stand der graphischen Künste osfenbaren, sondern
auch die allgemeine Produstion aller Fächer und
Reproduftionsarten wesentlich fordern sollen, so lag
es auch in der Natur der Sache, auf diesen Aus-
stellungen durch verschiedenartige, dem Bedarf
anzupassende Auszeichnungen die vorzüglichsten
Schöpfungen zu prämiiren und somit ihren Werthen
in den weitesten Kreisen die vollgewichtige Aner-
kennung zu verschasfen. Zu diesem Behufe suchte die
Gesellschaft für vervielfältigende Kunst um die aller-
höchste Förderung durch das hohe k. k. Oberft-
kämmereramt Seiner Majestät an, welche ihr aller-
gnädigst gewährt wurde, sowie auch um den Schutz
und die Förderung der hohen k. k. Regierung, deren
die Gesellschaft ebenfalls theilhaftig wurde.
Die Ausstellung sollte einen durchaus inter-
nationalen Charakter tragen, so dass sich Künstler
und Verleger aller Staaten ohne Unterschied daran
betheiligen können, wobei dieselben selbstverständ-
licli den allgemeinen Vorschriften eines Ausstellungs-
Reglements hinsichtlich der Zulassung ihrer Arbeiten
unterliegen.
Es wurde ferner, wie bereits oben angedeutet,
die Bestimmung getroffen, hervorragende Leistungen
auf dem Gebiete der graphischen Künste, sowie her-
vorragende Leistungen auf dem Gebiete des Kunst-
verlages durchMedaillen und Diplome auszuzeichnen,
weiters für besonders hervorragende Leistungen von
Kunstanstaltcn und von Kunstverlegern denselben

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