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24 II. Die napoleonische Zeit

vor allem Denons, zu brechen. Der Vatikan erhielt sein Eigen-
tum fast vollständig zurück; daß die Tiberstatue ihren alten Ge-
nossen, den Nil, allein an den Tiberstrand zurückwandern lassen wo
mußte, war ein kleinlicher Zug. Übrigens waren die Kosten
des Rücktransportes so groß, daß die päpstliche Regierung sie
nur mit einer kräftigen Beihilfe Englands erschwingen konnte.
Aus demselben Grunde begnügten sich die Erben Kardinal
Albanis, von den siebzig entführten Stücken nur vier zurückzu-
bringen, die übrigen wurden in Paris versteigert und kamen
meistens entweder in den Louvre zurück oder in die Münchener
Glyptothek. Im kapitolinischen Museum ward den heimgekehrten
Marmoren ein eigener Saal eingeräumt, wo sie sich um den
»sterbenden Fechter« scharten. Nur die Sammlung Borghese 604
blieb als käuflich erworbener Besitz in Paris zurück und bildete
den Kern des nunmehrigen Musee royal, dessen erster Katalog
im Jahre 1818 als letzte Arbeit Viscontis (er starb in jenem
Jahre) erschien.

Das Musee Napoleon ist das letzte großartige Beispiel eines
Museums römischen Stils. Es bezeichnet das Ende des ganzen
bisherigen Museumswesens. Auch die Philologie und die alte
Geschichte hatten jahrhundertelang Rom und die römische
Literatur einseitig gepflegt; eben jetzt erfuhr die Geschichte Roms
ihre großartige Erneuerung durch Barthold Georg Niebuhr. Aber
am Horizont zeigte sich schon das Wetterleuchten einer anderen
Zeit. Gleichzeitig mit dem römischen Musee Napoleon entwickelte
sich in London das Britische Museum zum vornehmsten Mittel-
punkte griechischer Kunst.
 
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