26 III. Die Wiedergewinnung Griechenlands
des 18. Jahrhunderts mögen Richard Worsley und Edward Daniel
Clarke, beide zugleich Sammler, genannt werden; in der archäo-
logischen Literatur ward die gleiche Zeit in England durch das
Erscheinen des zweiten, Athen und die Akropolis behandelnden
Bandes der Antiquities of Athens (1790), des Museum Wors-
leianum (1794) und des Schlußbandes der Antiquities of Ionia
(1797) bezeichnet.
Auf dem Boden der so neu angeregten Interessen erwuchs
das Unternehmen, das dem Beginn des neuen Jahrhunderts seine
bedeutendste Signatur geben sollte. Im Jahre 1799 ward der erst
33 Jahre alte Lord Elgin, aus einer alten schottischen Familie,
als britischer Botschafter nach Konstantinopel entsandt. Der ihm
nahestehende Architekt Harrison, durch das Studium der obigen
Werke angeregt, bat den Lord für den Abguß eines ionischen
Eckkapitells (bekanntlich einer etwas irrationalen Bildung) und
einiger Skulpturen Sorge zu tragen. Bei dem jugendlichen Earl
fiel dies bescheidene Samenkorn auf einen fruchtbaren Boden und
reifte in ihm den Plan, durch Abgüsse und Zeichnungen in großem
Umfange der britischen Kunst einen Dienst zu leisten. Der Ver-
such dafür Staatsgelder flüssig zu machen scheiterte an Pitts
bei den kriegerischen Zeitverhältnissen begreiflicher Ablehnung.
Somit sah sich Lord Elgin auf sich selbst angewiesen. Durch
Vermittelung seines überaus tätigen Sekretärs W. R. Hamilton ge-
lang es, in Italien einen ganzen Stab von Künstlern zusammen-
zubringen, den Maler Lusieri, den Zeichner Fedor, einen Kal-
mücken, die Architekten Balestra und Ittar und zwei Oipsformer.
Im Mai 1800 trafen die Künstler, während der Botschafter gerades-
wegs nach Konstantinopel gegangen war, in Athen ein, wurden
aber durch allerlei Schwierigkeiten der türkischen Lokalbehörden
am Arbeiten gehindert. Bloß Zeichnen ward ihnen auf der Akro-
polis erlaubt, auch dies nur gegen ein tägliches Eintrittsgeld von
100 Mark; die Burg war ja damals noch eine Festung. So ver-
loren die Künstler volle neun Monate, bis die glücklichen Erfolge
der Engländer in Ägypten, der durch sie erzwungene Abzug der
Franzosen (S. 16), dem britischen Botschafter größeren Einfluß
auf die Hohe Pforte verstattete. Lord Elgin nutzte ihn zunächst
des 18. Jahrhunderts mögen Richard Worsley und Edward Daniel
Clarke, beide zugleich Sammler, genannt werden; in der archäo-
logischen Literatur ward die gleiche Zeit in England durch das
Erscheinen des zweiten, Athen und die Akropolis behandelnden
Bandes der Antiquities of Athens (1790), des Museum Wors-
leianum (1794) und des Schlußbandes der Antiquities of Ionia
(1797) bezeichnet.
Auf dem Boden der so neu angeregten Interessen erwuchs
das Unternehmen, das dem Beginn des neuen Jahrhunderts seine
bedeutendste Signatur geben sollte. Im Jahre 1799 ward der erst
33 Jahre alte Lord Elgin, aus einer alten schottischen Familie,
als britischer Botschafter nach Konstantinopel entsandt. Der ihm
nahestehende Architekt Harrison, durch das Studium der obigen
Werke angeregt, bat den Lord für den Abguß eines ionischen
Eckkapitells (bekanntlich einer etwas irrationalen Bildung) und
einiger Skulpturen Sorge zu tragen. Bei dem jugendlichen Earl
fiel dies bescheidene Samenkorn auf einen fruchtbaren Boden und
reifte in ihm den Plan, durch Abgüsse und Zeichnungen in großem
Umfange der britischen Kunst einen Dienst zu leisten. Der Ver-
such dafür Staatsgelder flüssig zu machen scheiterte an Pitts
bei den kriegerischen Zeitverhältnissen begreiflicher Ablehnung.
Somit sah sich Lord Elgin auf sich selbst angewiesen. Durch
Vermittelung seines überaus tätigen Sekretärs W. R. Hamilton ge-
lang es, in Italien einen ganzen Stab von Künstlern zusammen-
zubringen, den Maler Lusieri, den Zeichner Fedor, einen Kal-
mücken, die Architekten Balestra und Ittar und zwei Oipsformer.
Im Mai 1800 trafen die Künstler, während der Botschafter gerades-
wegs nach Konstantinopel gegangen war, in Athen ein, wurden
aber durch allerlei Schwierigkeiten der türkischen Lokalbehörden
am Arbeiten gehindert. Bloß Zeichnen ward ihnen auf der Akro-
polis erlaubt, auch dies nur gegen ein tägliches Eintrittsgeld von
100 Mark; die Burg war ja damals noch eine Festung. So ver-
loren die Künstler volle neun Monate, bis die glücklichen Erfolge
der Engländer in Ägypten, der durch sie erzwungene Abzug der
Franzosen (S. 16), dem britischen Botschafter größeren Einfluß
auf die Hohe Pforte verstattete. Lord Elgin nutzte ihn zunächst