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Lord Elgins Unternehmungen in Athen 27

dahin aus, daß er im Mai 1801 seinen Leuten freien Eintritt in
die Burg und die Erlaubnis Gerüste zu errichten und Abgüsse
zu nehmen verschaffte. Aber die Plackereien der geldgierigen
Türken hörten deshalb nicht auf. Elgin überzeugte sich selbst
hiervon bei einem Besuche Athens und lernte zugleich sowohl
die hohe Schönheit der Denkmäler wie die Gefahren kennen, die
ihnen durch mutwillige Zerstörung, durch Zerstreuung, durch
Verschleuderung an Fremde beständig drohten. Beim Niederreißen
zweier Häuser am Parthenon, die Lord Elgin gekauft hatte, er-
gab sich bei dem einen reiche Ausbeute von Fragmenten der
Giebelfiguren, bei dem anderen nichts, weil alles, was dort einst
gelegen hatte, in den Kalkofen gewandert war. Diese Erfahrungen
und die ähnlichen Beobachtungen des Gesandtschaftspredigers
Hunt, der sich mehr in Athen als in Konstantinopel aufhielt, ver-
anlaßten Lord Elgin, sich einen neuen Firman zu verschaffen, der
seinen Leuten außer Gerüsten und Abformungen auch Messungen
und Graben nach Fundamenten und Inschriften gestattete; ferner
»solle niemand sie hindern, wenn sie einige Steinblöcke mit In-
schriften oder Figuren darauf wegzunehmen wünschten«.

Die letztere Bestimmung war es, die den Unternehmungen
eine neue Wendung gab. Hunt verstand sich darauf in diese
Worte den gehörigen Sinn hineinzuinterpretieren; mit Hilfe
eines Bakschisch in Gestalt von englischen Waren erlangte er vom
Gouverneur die Erlaubnis eine Metope vom Parthenon herab-
zuholen, eine Erlaubnis, die übrigens vor mehr als zehn Jahren
schon einmal zugunsten des französischen Botschafters, des Grafen
Choiseul-Gouffier, mit Bezug auf eine Platte des Frieses erteilt
worden war. Hunts Erfolg bewog Lord Elgin, den früheren
Firman noch erweitern zu lassen durch die Erlaubnis noch andere
Skulpturen vom Tempel herabzunehmen. Nun begann jene viel-
berufene Tätigkeit auf der Burg, wo 3—400 Arbeiter etwa ein
Jahr lang beschäftigt waren, den bildlichen Schmuck des Parthenon
fortzuschaffen. Ein Dutzend Giebelfiguren, 15Metopen, 56 Fries-
platten waren die Beute. Die letzteren wurden zum größten Teil
rings um den Tempel auf dem Boden oder unter Häusern auf-
gesammelt, die Statuen aus den Giebelfeldern herabgeholt, ohne
 
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