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Olympia. Die Akropolis. Die Archäologische Gesellschaft 49

16 kleinen Tempels der Athena Nike herausgeschält und daraus 334
der Tempel auf seiner turmartigen Warte über dem Burgeingange
neuaufgebaut (1835). Auch sonst brachten die Aufräumungen
viel Verborgenes zutage, zahlreiche Inschriftblöcke, die die Kunst-
geschichte bereicherten und berichtigten, und viele Fragmente von
Skulpturen, besonders vom Friese des Parthenon, darunter nament-

46 lieh ein ungewöhnlich gut erhaltenes Stück aus der Göttergruppe 372
des Ostfrieses.

Zum Schaden der archäologischen Interessen sah sich Roß
schon im Jahre 1836 genötigt seine Stelle niederzulegen. Sie
ging auf Kyriakös Pittäkes über, einen fleißigen und wachsamen,
aber ungebildeten und kleinlichen Hüter der ihm anvertrauten
Schätze. Er setzte die Aufräumung der Burg fort und barg die
Funde übereinandergehäuft in den türkischen Zisternen; aus den
zerstreuten Blöcken des Erechtheion richtete er dessen Mauern
wieder auf und stellte die Korenhalle wieder her; unterhalb der
Propyläen sorgte er für eine plumpe Aufgangstreppe. Im übrigen
erschöpfte sich sein Interesse in der Herausgabe neugefundener
Inschriften. Die epigraphischen Interessen standen zunächst auch
ganz im Vordergrunde für die Archäologische Gesellschaft,
die im April 1837, fast gleichzeitig mit der Gründung der Uni-
versität, im Parthenon eröffnet ward; fast drei Jahrzehnte dauerte
es, ehe sie archäologische Aufgaben in Angriff nahm. So ward
der bemerkenswerteste Skulpturfund dieser Zeit (1846) dem Zu-
fall verdankt, und seine Ausbeute, der hocharchaische sogenannte

38 Apollon von Tenea, gelangte in den Besitz des österreichischen 23«
Gesandten Prokesch von Osten, der die Statue sieben Jahre später
der Münchener Glyptothek überließ. Inzwischen waren es eben-
falls Fremde, die sich archäologischen Arbeiten widmeten. Der
englische Architekt F. C. Penrose nahm 1846/47 in Verbindung
mit Knowles mit unübertrefflicher Genauigkeit den Parthenon
und die Propyläen auf; besonderes Aufsehen erregte Penroses
minutiöse Feststellung der Horizontalkurven am Parthenon, die
sein Landsmann Pennethorne 1837 zuerst bemerkt hatte. Unge-
fähr zu gleicher Zeit war der französische Architekt Paccard mit
einer Restauration des Parthenon beschäftigt, die dem groß an-

Michaelis, Die archäologischen Entdeckungen. 4
 
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