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Überreste antiker Malerei. Die Römischen Hyperboreer 53

damals geltenden Vorliebe für Creuzersche Religionsmischerei und
pseudowissenschaftliche Romantik entsprachen.

Eine Änderung sollte von einer Seite kommen, von der man
sie am wenigsten erwarten konnte. Nicht auf griechischem, sondern
auf dem »barbarischen« Boden Etruriens sollte die griechische
Malerei ihre Auferstehung feiern, und Rom war der Ort, von wo
diese neue Wendung beobachtet werden sollte.

In Rom hatte sich 1816 Stackeiberg niedergelassen, um bei
reicheren Hilfsmitteln und in angeregter Umgebung sein Werk
über den Apollontempel von Bassä und andere Früchte seines
griechischen Aufenthaltes auszureifen. Bald schloß er innige Freund-
schaft mit seinem »Pylades« August Kestner, dem vierten Sohn
von »Goethes Lotte«, der in Rom als hannoverscher Diplomat
lebte und starke künstlerische Neigungen hatte, auch ein eifriger
Sammler war. Zu ihnen gesellte sich einige Jahre später der
bedeutend jüngere Eduard Gerhard aus Posen, ein tüchtiger
Schüler Böckhs, dabei von Creuzer beeinflußt. Ein Augenleiden
hatte ihn zuerst 1820 nach Italien geführt und ihm die brennende
Sehnsucht der Rückkehr hinterlassen. Diese fand 1822 statt
Damals war noch der Neubegründer der römischen Geschichte,
Niebuhr, preußischer Gesandter am päpstlichen Stuhle, der zweite
jener stattlichen Reihe (Humboldt, Niebuhr, Bunsen), durch die
nach einem geistreichen Worte Amperes nicht Preußen bei der
Kurie, sondern die Wissenschaft bei dem alten Rom vertreten
war. So ward denn auch Gerhard für die von Niebuhr ge-
plante »Beschreibung der Stadt Rom« gewonnen. Aber be-
deutendere Früchte sollte die Freundschaft Gerhards mit Stackel-
berg und Kestner zeitigen; sie ward durch Bröndsted, Stackeibergs
griechischen Genossen, vermittelt, der damals einige Jahre als
dänischer Geschäftsträger in Rom lebte. Als dann 1823 noch
der Schlesier Theodor Panofka, ein ebenso begabter und an-
regender wie methodeloser Gelehrter, hinzukam, schlössen sich
die vier Freunde bald zu einem Verein »Römischer Hyper-
boreer« zusammen, die gemeinsam bald Pausanias oder
Sophokles lasen, bald die weitzerstreuten Antiken Roms und der
Umgegend erforschten.
 
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