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54 IV: Die Grabstätten Etruriens und die antike Malerei

, Die vier Hyperboreer waren gar ungleiche Genossen. Kestner
stand den wissenschaftlichen Studien am fernsten, ließ sich aber
gern für alles Schöne und Erhabene begeistern. Stackeiberg war
die künstlerischste Natur, mit einem starken Zusätze grübelnder
Mystik, ein feiner, fast zu eleganter Zeichner. Panofka wußte
durch die Lebhaftigkeit seiner Einfälle anzuregen und gewann
leicht Einfluß auf weitere Kreise, namentlich auf Franzosen, die
an seinen jeux d'esprit Gefallen fanden. Die gründlichste wissen-
schaftliche Kraft unter den Vieren war Gerhard. Mochte auch
die Unbefangenheit seiner wissenschaftlichen Forschung durch
ein frühzeitig festgestelltes System beeinträchtigt werden: was ihm
seine große Bedeutung gab, war die klare Einsicht in die Be-
dürfnisse der Wissenschaft und das mit zäher Energie gepaarte
Organisationsgeschick, mit dem er Personen und Mittel für seine
Ziele zu gewinnen und zu verwenden verstand. Gerhard war
es vor allen, der mit Staunen den ungeheuren Reichtum noch
vorhandener bildlicher Zeugnisse des Altertums warnahm, die vor
ihm vielleicht nur Zoega allseitig erkundet hatte; vollends als zu
den römischen Antiken bald die nur erst so wenig bekannten
Schätze Neapels, Großgn'echenlands, Siciliens traten. Was wollten
dieser Fülle gegenüber die wenigen Denkmäler bedeuten, die
entweder in den populären Bilderbüchern Millins und Hirts oder
selbst in der noch leicht übersehbaren wissenschaftlichen Literatur,
zuletzt den Werken Viscontis und Zoegas, abgebildet vorlagen!
So gestaltete sich die neugewonnene Einsicht in »die grenzenlose
Erweiterungsfähigkeit des archäologischen Materials« nach Gerhards
Weise zu dem Spruche: monumentorum artis qui unum vidit
nulluni vidit, qui milia vidit unum vidit. Hier galt es vor allem
Abhilfe zu schaffen.

Dies geschah in zwiefacher Weise. Einmal kam es darauf
an, den Antikenbesitz der Museen durch zuverlässige und sach-
kundige Kataloge festzustellen, eine Aufgabe, deren sich Gerhard
allein für den Vatikan, zusammen mit Panofka für das wenig be-
kannte Neapler Museum unterzog. Die zweite und, weil sie
zeichnerischer Kräfte bedurfte, schwierigere Aufgabe bestand im
Zusammenbringen und Veröffentlichen von Abbildungen, die den
 
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