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Etruskische Grabgemälde. Das Archäologische Institut 57

Vorbilder und griechische Anregungen zugrunde lagen. Diese
Erkenntnis war um so wichtiger, als uns von rein griechischen
Wandmalereien so gut wie nichts erhalten ist. Es eröffnete sich
also hier ein Einblick in die Entwickelung der griechischen
Malerei, wenn auch sozusagen in einem etruskischen Spiegel
gebrochen. Aber je mehr die Nachrichten über die griechische
Malerei erforscht, je mehr auch noch auf anderen Wegen eine
Anschauung ihrer Werke eröffnet ward, desto deutlicher stellte
sich heraus, daß die Hauptstadien ihrer Entwickelung während
ungefähr zwei Jahrhunderten sich in der Tat in jenem etrus-
kischen Seitenzweige wiederholten. So warfen die etruskischen
Gräber Licht in eine dunkle Partie der griechischen Kunst Das
Licht sollte bald noch heller leuchten.

Während die Erde sich den Römischen Hyperboreern günstig
erwies, plante Gerhard eine neue wissenschaftliche Organisation
im Einverständnis mit dem ebenso kunstsinnigen wie freigebigen
Herzog von Luynes, als dieser auf einer Reise (1825) jenem Kreise
näher getreten war. Es galt nichts geringeres, als einen Verein
aller Archäologen zu gründen, mit wissenschaftlicher Zeitschrift
und großer Veröffentlichung von Denkmälern. Paris sollte der
Mittelpunkt sein. Allein der Plan scheiterte an allerlei Hinder-
nissen und schien aufgegeben. Gerhard war jedoch nicht der
Mann, etwas als richtig und nützlich Erkanntes so leicht fallen
zu lassen. Allen Schwierigkeiten zum Trotz hielt er, der allein
mit Kestner von den alten Freunden in Rom zurückgeblieben
war, an dem Grundgedanken fest und wußte die italienische
Reise des Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen im Jahre 1828
dazu zu benutzen, daß unter dessen Protektorat und unter Bunsens
Mitwirkung an Winckelmanns Geburtstage 1828 in Rom die Grün-
dung des »Institutes für archäologische Korrespondenz«
beschlossen ward. Bunsen, Gerhard und Kestner, Carlo Fea, dessen
Jugend noch in Winckelmanns Zeit zurückreichte, und Thorvaldsen,
einst der Zögling Zoegas, waren die fünf Begründer, die am
21. April (dem »Geburtstage Roms«) 1829 die erste Sitzung des
 
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