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Die Vasenklassen. Das pompejanische Alexandermosaik 63

dem die Volcenter Funde und was sich daran anschloß überall
in der archäologischen Welt begegneten. Aber bei alledem blieb
es doch nur Kunsthandwerk und konnte die Sehnsucht nach einer
Anschauung der großen griechischen Malerei nicht stillen. Auch
diesem Wunsche ward seine Befriedigung durch die Entdeckung
94 des großen Mosaiks der Alexanderschlacht in der casa del sos
Fauno (oder wie man damals sagte, der casa di Qoethe) in Pom-
peji. Die Aufdeckung fiel in das gleiche Jahr 1831, in dem Ger-:
hards Rapporte volcente erschien. Freilich war es kein eigent-
liches Gemälde, sondern nur die vermutlich alexandrinische Kopie
eines solchen in Mosaik, aber' die Komposition bot das Muster
eines Schlachtbildes dar, insofern nicht ein Überblick über die Be-
wegungen großer Massen (die niemals ein deutliches Bild ge-
währen können) angestrebt, sondern der entscheidende Moment
des Zusammenpralls zwischen Alexander und dem Großkönig ge-
wählt und zu deutlichstem Ausdruck gebracht worden ist; die
folgende Niederlage kann keinem Beschauer zweifelhaft sein. Es
ist ein Bild großen Stils, dessen Eindruck in Goethes Worten,
kurz vor seinem Tode niedergeschrieben, zu treffendem Ausdruck
kommt: »Mit- und Nachwelt werden nicht hinreichen solches
Wunder der Kunst richtig zu kommentieren, und wir; genötigt
sein, nach aufklärender Betrachtung und Untersuchung immer
wieder zur einfachen reinen Bewunderung zurückzukehren.«

Während um die Wende des 3. und des 4. Jahrzehnts Italien
der Archäologie so bedeutenden neuen Stoff bescherte, boten dort
die nächsten Jahrzehnte nur Einzelfunde. Zu den Männern,
die in Toscana seit lange mit dem größten Eifer und mit gün-
stigstem Erfolg Ausgrabungen betrieben, gehörte Alessandro Fran-
cpis (1796/1857). In zahlreichen Nekropolen Etruriens hatte
er seinen Spaten angesetzt, zehn Jahre lang untersuchte er für
Noel des Vergers, den Schwiegersohn des bedeutenden Pariser
Verlegers Firmin Didot, die alten Orte der Maremmenküste; mit
ungewöhnlichem Geschick und sicherer Methode wußte er die
richtigen Plätze zu bestimmen oder überhaupt zuerst die Lage der
 
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