198 VIII. Prähistorie und griechische Vorzeit
auch in einem Treppenhause, dessen Stufen noch heute beschreit- ist
bar sind. In einem Hauptzugange des Palastes ward der An-
kömmling längs der Wand von einer Reihe lebensgroßer gemalter
Diener und Dienerinnen, mit kostbaren Gefäßen in den Händen, 189
emporgeleitet. An einer anderen Wand sehen wir in flotter an-
deutender Miniaturmalerei eine dichtgedrängte Schar gespannt
zuschauender Männer und Frauen, letztere in der üblichen Ge- 190
wandung, die den Unterkörper mit einem ebenso besatzreichen 202
Rocke umhüllt, wie der Oberkörper mehr als dekolletiert erscheint.
Auch von Stuckreliefs haben sich erstaunlich vollendete Proben
erhalten. Badezimmer, ja sogar die scheinbar so modernen Aborte
mit Wasserspülung, fehlen nicht in dem Palaste. Den Reichtum
des Herrschers vergegenwärtigen endlich besonders eindringlich
die langen Galerien im Unterstock, in denen mächtige tönerne
Behälter sich aneinander reihen und im Fußboden selbst kunst-
reiche Gelasse für die sichere Unterbringung von Vorräten oder
Schätzen angebracht sind.
Dasselbe Bild im Kleinen, einfacher und deshalb klarer und
übersichtlicher, bieten die Paläste, welche die Italiener Federico
Halbherr, Luigi Pernier und Luigi Savignoni an der Südküste
in und bei dem schön gelegenen Phästos bloßgelegt haben.
In dem Hauptpalaste kehren alle Teile des knosischen Palastes iso
in bescheidenerem Umfange wieder; ein kleinerer Palast bei Hagfa
Triäda erweckte zuerst den Eindruck einer Sommervilla. Auch
hier spielten Malerei und Plastik ihre Rolle. Das Bruchstück
einer Wandmalerei zeigt mit meisterlicher Naturbeachtung eine
große Wildkatze, die im Dickicht (jede Pflanze ist genau charakteri-
siert) einen Fasan beschleicht; das Bruchstück eines Gefäßes von
Speckstein schildert in scharfem Flachrelief einen Zug ebenso
bestimmt gezeichneter Männer. Allüberall empfangen wir, mit
jedem neuen Funde sich steigernd, den Eindruck einer Kultur
von seltener Höhe, dazu einer Kunst, die es durch offenen Natur-
sinn und durch trefflich geschulten Künstlerblick, bei unverächt-
lichem technischen Können, dahin gebracht hat Menschen von
so lebendigem und individuellem Ausdruck zu schildern, wie das
die spätere hellenische Kunst erst fast tausend Jahre später, im
auch in einem Treppenhause, dessen Stufen noch heute beschreit- ist
bar sind. In einem Hauptzugange des Palastes ward der An-
kömmling längs der Wand von einer Reihe lebensgroßer gemalter
Diener und Dienerinnen, mit kostbaren Gefäßen in den Händen, 189
emporgeleitet. An einer anderen Wand sehen wir in flotter an-
deutender Miniaturmalerei eine dichtgedrängte Schar gespannt
zuschauender Männer und Frauen, letztere in der üblichen Ge- 190
wandung, die den Unterkörper mit einem ebenso besatzreichen 202
Rocke umhüllt, wie der Oberkörper mehr als dekolletiert erscheint.
Auch von Stuckreliefs haben sich erstaunlich vollendete Proben
erhalten. Badezimmer, ja sogar die scheinbar so modernen Aborte
mit Wasserspülung, fehlen nicht in dem Palaste. Den Reichtum
des Herrschers vergegenwärtigen endlich besonders eindringlich
die langen Galerien im Unterstock, in denen mächtige tönerne
Behälter sich aneinander reihen und im Fußboden selbst kunst-
reiche Gelasse für die sichere Unterbringung von Vorräten oder
Schätzen angebracht sind.
Dasselbe Bild im Kleinen, einfacher und deshalb klarer und
übersichtlicher, bieten die Paläste, welche die Italiener Federico
Halbherr, Luigi Pernier und Luigi Savignoni an der Südküste
in und bei dem schön gelegenen Phästos bloßgelegt haben.
In dem Hauptpalaste kehren alle Teile des knosischen Palastes iso
in bescheidenerem Umfange wieder; ein kleinerer Palast bei Hagfa
Triäda erweckte zuerst den Eindruck einer Sommervilla. Auch
hier spielten Malerei und Plastik ihre Rolle. Das Bruchstück
einer Wandmalerei zeigt mit meisterlicher Naturbeachtung eine
große Wildkatze, die im Dickicht (jede Pflanze ist genau charakteri-
siert) einen Fasan beschleicht; das Bruchstück eines Gefäßes von
Speckstein schildert in scharfem Flachrelief einen Zug ebenso
bestimmt gezeichneter Männer. Allüberall empfangen wir, mit
jedem neuen Funde sich steigernd, den Eindruck einer Kultur
von seltener Höhe, dazu einer Kunst, die es durch offenen Natur-
sinn und durch trefflich geschulten Künstlerblick, bei unverächt-
lichem technischen Können, dahin gebracht hat Menschen von
so lebendigem und individuellem Ausdruck zu schildern, wie das
die spätere hellenische Kunst erst fast tausend Jahre später, im