Klazomenä. Naukratis. Ionische Kunst 203
symmetrischem (»tektonischem«) Stil das Ornament, ferner die alt-
überlieferten Kampf- und Jagdszenen, ja anscheinend sogar Er-
innerungen an die verheerenden Raubzüge der Kimmerier in
Kleinasien zur Darstellung bringen, eine deutliche Parallele zu dem
ältesten ionischen Gemälde von dem uns literarische Kunde wird,
Bularchos Schlacht bei Magnesia.
Die andere Hilfe kam aus Ägypten, wo bald darauf (1884/86)
Flinders Petrie und Ernest A. Gardner Naukratis ausgruben,
die große Faktorei am Nil, an der eine Anzahl kleinasiatischer
Städte Anteil hatten. Hier kamen neben anderem (z. B. Teilen
eines altionischen Kapitells) auch eine Menge von Tonscherben
zum Vorschein, in denen es Georg Löschcke gelang drei Gruppen
zu unterscheiden und auf drei jener Städte, Milet Samos und
Mytilene, zu verteilen. Johannes Böhlaus 1894 angestellte Nach-
forschungen in ionischen Nekropolen, besonders in Samos, dienten
zur Bestätigung. Auch das ägyptische Daphnä (Defenneh) lieferte im
1888 eine neue Abart; ja die Kenntnis ionischen Stils erlaubte
es, auch die auf der dorischen Insel Rhodos, namentlich in den
sechziger Jahren von Salzmann in Kameiros gefundenen Vasen
(S. 85), wiederum eine Gattung für sich, den Ioniern zuzuweisen.
Infolge aller dieser Funde und Forschungen trat die ionische
Kunsttätigkeit in der Glanzzeit Ioniens, dem 6. Jahrhundert, in
ungeahntes Licht. Ein wichtiges, bisher leeres Blatt der Kunst-
geschichte hatte seinen Inhalt bekommen, und der Einfluß Ioniens
war überall spürbar. Um die gleiche Zeit sollte, wie wir sogleich
sehen werden, die altionische Plastik, von der die delischen
Ausgrabungen bereits stattliche Proben geliefert hatten (S. 103),
auf der athenischen Akropolis eine neue Auferstehung feiern.
Auch in Attika hatten die Vasenfunde und Vasenstudien nicht
geruht. Die Zwischenstufen zwischen dem Dipylonstil und dem
»altattischen« Stil der solonischen Zeit (S. 64) wurden nach und
nach ausgefüllt; Vasenfunde im benachbarten Böotien konnten
dienen, auch hier die Unterschiede und die Eigentümlichkeiten
der einzelnen Landschaften aufzuweisen.
symmetrischem (»tektonischem«) Stil das Ornament, ferner die alt-
überlieferten Kampf- und Jagdszenen, ja anscheinend sogar Er-
innerungen an die verheerenden Raubzüge der Kimmerier in
Kleinasien zur Darstellung bringen, eine deutliche Parallele zu dem
ältesten ionischen Gemälde von dem uns literarische Kunde wird,
Bularchos Schlacht bei Magnesia.
Die andere Hilfe kam aus Ägypten, wo bald darauf (1884/86)
Flinders Petrie und Ernest A. Gardner Naukratis ausgruben,
die große Faktorei am Nil, an der eine Anzahl kleinasiatischer
Städte Anteil hatten. Hier kamen neben anderem (z. B. Teilen
eines altionischen Kapitells) auch eine Menge von Tonscherben
zum Vorschein, in denen es Georg Löschcke gelang drei Gruppen
zu unterscheiden und auf drei jener Städte, Milet Samos und
Mytilene, zu verteilen. Johannes Böhlaus 1894 angestellte Nach-
forschungen in ionischen Nekropolen, besonders in Samos, dienten
zur Bestätigung. Auch das ägyptische Daphnä (Defenneh) lieferte im
1888 eine neue Abart; ja die Kenntnis ionischen Stils erlaubte
es, auch die auf der dorischen Insel Rhodos, namentlich in den
sechziger Jahren von Salzmann in Kameiros gefundenen Vasen
(S. 85), wiederum eine Gattung für sich, den Ioniern zuzuweisen.
Infolge aller dieser Funde und Forschungen trat die ionische
Kunsttätigkeit in der Glanzzeit Ioniens, dem 6. Jahrhundert, in
ungeahntes Licht. Ein wichtiges, bisher leeres Blatt der Kunst-
geschichte hatte seinen Inhalt bekommen, und der Einfluß Ioniens
war überall spürbar. Um die gleiche Zeit sollte, wie wir sogleich
sehen werden, die altionische Plastik, von der die delischen
Ausgrabungen bereits stattliche Proben geliefert hatten (S. 103),
auf der athenischen Akropolis eine neue Auferstehung feiern.
Auch in Attika hatten die Vasenfunde und Vasenstudien nicht
geruht. Die Zwischenstufen zwischen dem Dipylonstil und dem
»altattischen« Stil der solonischen Zeit (S. 64) wurden nach und
nach ausgefüllt; Vasenfunde im benachbarten Böotien konnten
dienen, auch hier die Unterschiede und die Eigentümlichkeiten
der einzelnen Landschaften aufzuweisen.