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206 IX. Die klassischen Länder seit 1870

Pausanias beim Erechtheion gesehen hatte und das schon früh
unterhalb desselben zum Vorschein gekommen war, den Sturm
der Zeiten überdauert Sonst war nur selten einmal bei einer
etwas tieferen Grabung ein »vorpersisches« Stück ans Licht ge-
kommen, wie das Relief eines jugendlichen Wagensiegers (sog. 319
35 wagenbesteigende Frau) oder die Statue eines sein Kalb auf den 289
Schultern tragenden Mannes. Noch deutlicher hatten schon in
den dreißiger Jahren Ausgrabungen an den mächtigen Fundamen-
ten des Parthenon die Ergiebigkeit dieser tiefen Schichten an
älteren Fundstücken erwiesen. Somit lag die Hoffnung nahe, bei
gründlicher Arbeit dem Boden ganz neue Aufschlüsse zu ent-
locken. Eine Versuchsgrabung freilich, die die französische Schule
1879 unter des Architekten Blondel Leitung westlich vom Erech-
theion vornehmen ließ, war so unfruchtbar ausgefallen, daß man
wohl schwankend werden konnte. Allein der bereits bei den
mykenischen Ausgrabungen bewährte (S. 186) nunmehrige General-
direktor Panagiötes Stamatakes ließ sich nicht abschrecken und
legte im Herbst 1884 Hand an den Plan, die ganze Fläche der
Burg aufzugraben und überall entweder bis auf den gewachsenen
Fels oder bis zu antiken Fundamenten und Bauresten vorzudringen.
Als Stamatakes kurz darauf starb, nahm sein Nachfolger Panagiötes
Kabbadias, der sich bereits um Epidauros große Verdienste er-
worben hatte (S. 117), den Plan mit voller Energie auf. Der
. architektonische Teil der Aufgabe lag in der Hand Georg Kaweraus;
seinen Rat spendete stets bereitwillig Dörpfeld. So ward die Burg-
fläche in den Jahren 1885/91 systematisch aufgedeckt; mit großer
Sorgfalt wurden Beschaffenheit und Fundumstände jedes einzelnen
Fundstückes gebucht. Von den Propyläen aus begann die Aufdeckung
längs der Nordseite, um im Kreise die ganze Burg zu umziehen.

Selten hat eine planmäßig begonnene und durchgeführte
Unternehmung so reiche Früchte getragen wie diese. Es sollen
hier nur ein paar Punkte hervorgehoben werden, die der Wissen-
schaft besonders wichtige Ergebnisse oder neue Probleme zu-
geführt haben.

Für die Kenntnis der Akropolis selbst und ihrer Geschichte
war sogleich die Auffindung der alten »pelasgischen« Burg-
 
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