Tanagra. Athenische Ausgrabungen 205
20 deckung des dionysischen Theaters (das Odeion des Herodes
Atticus war schon früher ausgegraben worden) enthüllte jene
stattliche Reihe von Ehrensitzen, auf denen einst die athenischen
Priester und höchsten Staatsbeamten, um den reliefgeschmückten
Lehnsessel des Dionysospriesters geschart, den Aufführungen zu-
geschaut haben. Eine weitere Untersuchung, besonders des Bühnen-
gebäudes, nahm erst in den Jahren 1886/95 Dörpfeld vor. Von
dem Friedhof am Dipylon und vom Asklepiosheiligtum am süd-
lichen Burgabhange war schon die Rede (S. 173. 114). Unterhalb
des letzteren ward in einer großen zweischiff igen, 1887/8 bloßge-
legten Halle 1892 die zum Nutzen der athenischen Theaterbesucher
erbaute Wandelhalle des pergamenischen Königs Eumenes IL
erkannt, wie schon früher (1859/62) am Markte die stattliche
19 doppelschiffige und doppelstöckige, mit Läden versehene Halle 540
König Attalos IL aufgedeckt worden war, ein Musterbeispiel
pergamenischer Architektur, noch ehe in Pergamon selbst gegraben
und die ähnliche Halle Eumenes IL aufgefunden worden war (S. 145).
Aber diese und andere Einzelgrabungen traten völlig in den
Schatten gegenüber dem was auf der Akropolis geschah.
In dem früheren Bilde der Akropolis bildete einen charak-
teristischen Zug ein hoher plumper Turm, der im Mittelalter über
dem Südflügel der Propyläen errichtet worden war. 1876 ge-
währte Schliemann die Mittel um den Turm abzutragen; Auf-
schlüsse über den Bau der Propyläen und des davor liegenden
Niketempels waren der Lohn (vgl. Kap. XI). Der gute Erfolg
ließ den oft lautgewordenen Wunsch, die ganze Burg einer neuen
gründlichen Durchforschung zu unterziehen, von neuem aufleben.
Bekanntlich ward die Akropolis bei der persischen Eroberung
von 480 gründlich verwüstet und durch Brand zerstört. Ober
dieser Schuttmasse hatte das perikleische Zeitalter jene herrlichen
Bauten, Parthenon Propyläen Niketempel Erechtheion, errichtet, 362f.
die seinen Ruhm ausmachten und deren bedeutende Überreste
auf uns gekommen sind. Damit waren fast alle Spuren des
älteren, vorpersischen Zustandes unter die perikleische Schuttdecke
— man gewöhnte sich bald sie den »Perserschutt« zu nennen —■
35 geraten. Vielleicht hatte nur das eine Sitzbild Athenas, das schon
20 deckung des dionysischen Theaters (das Odeion des Herodes
Atticus war schon früher ausgegraben worden) enthüllte jene
stattliche Reihe von Ehrensitzen, auf denen einst die athenischen
Priester und höchsten Staatsbeamten, um den reliefgeschmückten
Lehnsessel des Dionysospriesters geschart, den Aufführungen zu-
geschaut haben. Eine weitere Untersuchung, besonders des Bühnen-
gebäudes, nahm erst in den Jahren 1886/95 Dörpfeld vor. Von
dem Friedhof am Dipylon und vom Asklepiosheiligtum am süd-
lichen Burgabhange war schon die Rede (S. 173. 114). Unterhalb
des letzteren ward in einer großen zweischiff igen, 1887/8 bloßge-
legten Halle 1892 die zum Nutzen der athenischen Theaterbesucher
erbaute Wandelhalle des pergamenischen Königs Eumenes IL
erkannt, wie schon früher (1859/62) am Markte die stattliche
19 doppelschiffige und doppelstöckige, mit Läden versehene Halle 540
König Attalos IL aufgedeckt worden war, ein Musterbeispiel
pergamenischer Architektur, noch ehe in Pergamon selbst gegraben
und die ähnliche Halle Eumenes IL aufgefunden worden war (S. 145).
Aber diese und andere Einzelgrabungen traten völlig in den
Schatten gegenüber dem was auf der Akropolis geschah.
In dem früheren Bilde der Akropolis bildete einen charak-
teristischen Zug ein hoher plumper Turm, der im Mittelalter über
dem Südflügel der Propyläen errichtet worden war. 1876 ge-
währte Schliemann die Mittel um den Turm abzutragen; Auf-
schlüsse über den Bau der Propyläen und des davor liegenden
Niketempels waren der Lohn (vgl. Kap. XI). Der gute Erfolg
ließ den oft lautgewordenen Wunsch, die ganze Burg einer neuen
gründlichen Durchforschung zu unterziehen, von neuem aufleben.
Bekanntlich ward die Akropolis bei der persischen Eroberung
von 480 gründlich verwüstet und durch Brand zerstört. Ober
dieser Schuttmasse hatte das perikleische Zeitalter jene herrlichen
Bauten, Parthenon Propyläen Niketempel Erechtheion, errichtet, 362f.
die seinen Ruhm ausmachten und deren bedeutende Überreste
auf uns gekommen sind. Damit waren fast alle Spuren des
älteren, vorpersischen Zustandes unter die perikleische Schuttdecke
— man gewöhnte sich bald sie den »Perserschutt« zu nennen —■
35 geraten. Vielleicht hatte nur das eine Sitzbild Athenas, das schon