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226 X. Die Außenländer seit 1870

Borchardt erkannte Grab des Königs Menes zutage, von späteren 29
Grabanlagen abweichend, aber für ihre Entstehung belehrend.
Wandmalereien in Kom-el-achmar (Hierakonpolis) machten eine 23
Kinderkunst, die Elfenbeinstatuette eines greisen Königs einen scharf
beobachtenden Naturalismus anschaulich. Die schwierige Frage
nach den Ursprüngen der ägyptischen Kunst, nach dem Alter
der festen Typik, die für die Kunst Ägyptens so charakteristisch
ist, wird, ebenso wie dies von den griechischen Kunstanfängen
gilt, neu angeregt und ihrer Lösung allmählich zugeführt.

Neben diesen Ausblicken in die Urzeit Ägyptens ist auch
die ptolemäisch- römische Periode nicht ganz leer ausgegangen.
Großes Aufsehen erregten die zuerst 1887 im Fajum zum Vor-
100 schein gekommenen Bildnisse, auf dünne Holzplatten gemalt, die vm
ursprünglich (gleich den mykenischen Goldmasken, S. 189) die
Gesichter der Mumien bedeckt hatten. Zuerst in die Ptolemäer-
zeit, ja sogar in die Nähe des Hofes versetzt, sind die hochinteres-
santen, wenn auch künstlerisch sehr verschieden zu bewertenden
Bildnisse bald als Erzeugnisse der römischen Zeit (vielleicht mit
einzelnen Ausnahmen) festgestellt worden. Außer ihrem Interesse
für die Kenntnis der Porträtkunst haben die Täfelchen auch über
die Technik der Temperamalerei und der Enkaustik und ihre
gelegentliche Verbindung Licht verbreitet. — Andere Bemühungen
richteten sich auf die Bereicherung unseres Materials für die
hellenistisch-alexandrinische Kunst, die sich namentlich Theodor
Schreiber hat angelegen sein lassen. Während die Ägyptologen
ausschließlich oder vorwiegend die älteren Zeiten des selbständigen
Ägyptens berücksichtigen, bleibt für die Kenntnis Alexandriens
als des Mittelpunktes des »alexandrinischen« Zeitalters noch so
sehr alles zu tun, daß noch vor einigen Jahrzehnten die Existenz
einer alexandrinischen Kunst ganz in Frage gestellt zu werden
pflegte. Leider haben Ausgrabungen, die 1899/1901 unter
Schreibers Leitung auf Kosten Ernst Sieglins in Alexandrien vor-
genommen worden sind, nicht ganz den gehofften Erfolg gehabt.
Der bedeutendste Fund war der eines griechisch-römischen Grabes
in Kom-esch-Schukäfa (1900) von sehr komplizierter mehrstöckiger
Anlage. Gegenüber der scharfen Trennung von einheimischen
 
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