Nemrud Dagh. Gräber bei Sardes 237
Jene fünf Götter, zum Teil Mischgötter wie der Zeus-Ormuzd
in der Mitte, lauter aus großen Blöcken aufgemauerte Kolossal-
gestalten, schlössen mit Adlern Löwen und großen Reliefplatten
den Altarplatz nach hinten ab. Jederseits dienten andere Relief- 690
platten mit den Ahnen des Königs als Umgrenzung, links mit
Alexander dem Großen, rechts mit Dareios beginnend. So prunkte
der halbbarbarische Kleinfürst mit zugleich griechischer und per-
sischer Abkunft, ein Zerrbild der hellenistischen Könige, großartig
in der prunkenden Anlage seines Grabes, aber barbarisch in der
künstlerischen Ausgestaltung, die keinen Hauch hellenischen Geistes
mehr verrät. Andere kommagenische Gräber, ebenfalls groß,
aber doch hinter dem Nemrud-Dagh zurückstehend, sind über
das Land zerstreut; auch sie wurden von Humann und Puchstein
untersucht.
Das späte Königsgrab in Kommagene ruft die alte lydische
Nekropole bei Sardes ins Gedächtnis. Wenn von dem unablässig
abbröckelnden Burgfelsen der Königsstadt des Krösos der Blick
nach Norden schweift, so gewahrt er jenseits des Flusses Hermos
und seiner fruchtbaren aber wenig angebauten Ebene eine lange
niedrige Erhebung mit »tausend Hügeln« (Bin-tepe), dahinter den
stillen See Koloe. Es ist ein ergreifender Anblick, wie die große
Stadt der Lebenden einst durch den breiten Fluß von der Stadt
der Toten am acherusischen See geschieden ward. Jene tausend
Hügel sind die aufgeschütteten Grabhügel der lydischen Könige
und Großen, an ihrem Ostende überragt von dem mächtigen
Grabhügel des Königs Alyattes, der noch jetzt 70 Meter hoch
ist. Wie viele Geheimnisse mögen jene Hügel noch bergen!
Allerdings die Nachgrabungen, die der preußische Generalkonsul
Spiegelthal 1854 in dem Hügel des Alyattes und 1882 der eng- 153
lische Konsul George Dennis in einem anderen Hügel angestellt
hat, sind nicht allzu lohnend gewesen, da die Gräber sich als
bereits ausgeraubt ergaben. Vielleicht würden unscheinbare Hügel
bessere Ausbeute gewähren.
Ähnliche Grabhügel sind weit über Lydien und Phrygien
verbreitet und mehrfach untersucht worden. Zuletzt haben 1900
die Brüder Gustav und Alfred Körte auf Kosten Friedrich Alfred
Jene fünf Götter, zum Teil Mischgötter wie der Zeus-Ormuzd
in der Mitte, lauter aus großen Blöcken aufgemauerte Kolossal-
gestalten, schlössen mit Adlern Löwen und großen Reliefplatten
den Altarplatz nach hinten ab. Jederseits dienten andere Relief- 690
platten mit den Ahnen des Königs als Umgrenzung, links mit
Alexander dem Großen, rechts mit Dareios beginnend. So prunkte
der halbbarbarische Kleinfürst mit zugleich griechischer und per-
sischer Abkunft, ein Zerrbild der hellenistischen Könige, großartig
in der prunkenden Anlage seines Grabes, aber barbarisch in der
künstlerischen Ausgestaltung, die keinen Hauch hellenischen Geistes
mehr verrät. Andere kommagenische Gräber, ebenfalls groß,
aber doch hinter dem Nemrud-Dagh zurückstehend, sind über
das Land zerstreut; auch sie wurden von Humann und Puchstein
untersucht.
Das späte Königsgrab in Kommagene ruft die alte lydische
Nekropole bei Sardes ins Gedächtnis. Wenn von dem unablässig
abbröckelnden Burgfelsen der Königsstadt des Krösos der Blick
nach Norden schweift, so gewahrt er jenseits des Flusses Hermos
und seiner fruchtbaren aber wenig angebauten Ebene eine lange
niedrige Erhebung mit »tausend Hügeln« (Bin-tepe), dahinter den
stillen See Koloe. Es ist ein ergreifender Anblick, wie die große
Stadt der Lebenden einst durch den breiten Fluß von der Stadt
der Toten am acherusischen See geschieden ward. Jene tausend
Hügel sind die aufgeschütteten Grabhügel der lydischen Könige
und Großen, an ihrem Ostende überragt von dem mächtigen
Grabhügel des Königs Alyattes, der noch jetzt 70 Meter hoch
ist. Wie viele Geheimnisse mögen jene Hügel noch bergen!
Allerdings die Nachgrabungen, die der preußische Generalkonsul
Spiegelthal 1854 in dem Hügel des Alyattes und 1882 der eng- 153
lische Konsul George Dennis in einem anderen Hügel angestellt
hat, sind nicht allzu lohnend gewesen, da die Gräber sich als
bereits ausgeraubt ergaben. Vielleicht würden unscheinbare Hügel
bessere Ausbeute gewähren.
Ähnliche Grabhügel sind weit über Lydien und Phrygien
verbreitet und mehrfach untersucht worden. Zuletzt haben 1900
die Brüder Gustav und Alfred Körte auf Kosten Friedrich Alfred