238 X. Die Außenländer seit 1870
Krupps die Nekropole der alten Hauptstadt Phrygiens, Gordion,
des Schauplatzes von Alexanders des Großen populärster Tat,
zum Ziel genommen und fünf ihrer Hügelgräber ausgegraben;
auf den größten Hügel, vermutlich das Grab des Königs Midas
(um 700), mußte verzichtet werden. Jene Hügel umspannen etwa
anderthalb Jahrhunderte (rund 700—550) und gewähren einen
belehrenden Einblick in die niedrige Kulturstufe des phrygischen
Bauern- und Hirtenvolkes, zu dessen beliebtesten Lebensmitteln
Bier und Butter gehörten, dessen einzige nachweisbare Kunstübung
in der Töpferei bestand. Die ältesten Spuren reichen allerdings
bis hoch ins 2. Jahrtausend hinauf; dann läßt sich kyprischer
Einfluß nachweisen, bis mit dem 6. Jahrhundert griechische Ware
ihren Einzug hält, nicht bloß von den benachbarten ionischen
Küstenstädten her, sondern sogar aus Korinth und Athen. Es
war keine geringe Überraschung, als eines der Hügelgräber eine
Schale aus derselben frühattischen Fabrik lieferte, aus der die
berühmte Francoisvase (S. 64) stammt; einige rotfigurige Scherben
lassen diesen Handelsverkehr sogar bis an das Ende des 6. Jahr-
hunderts verfolgen (vgl. S. 210). Auch von dem ziemlich be-
scheidenen Tempel, in dem einst Alexander den Knoten der
Wagenstränge zerhieb, haben sich Überbleibsel der Tonbekleidung
der Fassade gefunden. Diese sind in doppelter Weise wichtig,
indem sie einmal Alfred Körtes früher gegebenen Nachweis, daß
die ähnlich gestalteten und verzierten Felsfassaden Phrygiens nicht
Gräber sondern Heiligtümer seien, bestätigen und ferner die
zuerst von Ramsay gegebene Zurückführung dieser geometrischen
Musterung auf ursprünglichen Kachelbelag tatsächlich als richtig
Von den alten Nekropolen Lydiens und Phrygiens kehren
wir noch einmal nach Syrien zurück zu den letzten Jahrhun-
derten des Altertums. Während die hellenistische Zeit hier allzu
wenig Spuren hinterlassen hat und diese, wie z. B. in Antiocheia,
noch der Wünschelrute harren die sie wieder ans Tageslicht
zaubern soll, sind vielfache Denkmäler jener Blüte vorhanden, die
Krupps die Nekropole der alten Hauptstadt Phrygiens, Gordion,
des Schauplatzes von Alexanders des Großen populärster Tat,
zum Ziel genommen und fünf ihrer Hügelgräber ausgegraben;
auf den größten Hügel, vermutlich das Grab des Königs Midas
(um 700), mußte verzichtet werden. Jene Hügel umspannen etwa
anderthalb Jahrhunderte (rund 700—550) und gewähren einen
belehrenden Einblick in die niedrige Kulturstufe des phrygischen
Bauern- und Hirtenvolkes, zu dessen beliebtesten Lebensmitteln
Bier und Butter gehörten, dessen einzige nachweisbare Kunstübung
in der Töpferei bestand. Die ältesten Spuren reichen allerdings
bis hoch ins 2. Jahrtausend hinauf; dann läßt sich kyprischer
Einfluß nachweisen, bis mit dem 6. Jahrhundert griechische Ware
ihren Einzug hält, nicht bloß von den benachbarten ionischen
Küstenstädten her, sondern sogar aus Korinth und Athen. Es
war keine geringe Überraschung, als eines der Hügelgräber eine
Schale aus derselben frühattischen Fabrik lieferte, aus der die
berühmte Francoisvase (S. 64) stammt; einige rotfigurige Scherben
lassen diesen Handelsverkehr sogar bis an das Ende des 6. Jahr-
hunderts verfolgen (vgl. S. 210). Auch von dem ziemlich be-
scheidenen Tempel, in dem einst Alexander den Knoten der
Wagenstränge zerhieb, haben sich Überbleibsel der Tonbekleidung
der Fassade gefunden. Diese sind in doppelter Weise wichtig,
indem sie einmal Alfred Körtes früher gegebenen Nachweis, daß
die ähnlich gestalteten und verzierten Felsfassaden Phrygiens nicht
Gräber sondern Heiligtümer seien, bestätigen und ferner die
zuerst von Ramsay gegebene Zurückführung dieser geometrischen
Musterung auf ursprünglichen Kachelbelag tatsächlich als richtig
Von den alten Nekropolen Lydiens und Phrygiens kehren
wir noch einmal nach Syrien zurück zu den letzten Jahrhun-
derten des Altertums. Während die hellenistische Zeit hier allzu
wenig Spuren hinterlassen hat und diese, wie z. B. in Antiocheia,
noch der Wünschelrute harren die sie wieder ans Tageslicht
zaubern soll, sind vielfache Denkmäler jener Blüte vorhanden, die