248 X. Die Außenländer seit 1870
mehr ist von Reichswegen eine Zentralstelle geschaffen worden, die
allen Vereinen von der niederländischen bis an die österreichische
Grenze mit Rat und, wo es erforderlich scheint, mit persönlicher
oder pekuniärer Hilfleistung beistehen soll; ohne die Selbständigkeit
der bestehenden Organisationen anzutasten, ist die Möglichkeit zu
gemeinsamer Wirksamkeit, zum vereinten Schlagen bei getrenntem
Marschieren, gegeben. In wissenschaftlichen Kreisen war man
sich darüber einig, daß ein solcher wissenschaftlicher Mittelpunkt
am besten mit dem Mainzer Zentralmuseum, dem das Reich eben--
falls erhebliche Mittel gewährt, vereinigt würde; auf diese Weise
hätte sich von selbst eine hohe Schule für Ausgrabungstechnik,
Museumsverwaltung, wissenschaftliche Untersuchung ergeben.
Leider haben Rücksichten anderer Ordnung die Vereinigung ver-
hindert, so daß nun die beiden Nachbarstädte Mainz und Frank-
furt sich in die Aufgabe teilen müssen.
In Österreich hat von jeher, trotz der Verschiedenheit der
Länder, eine größere Konzentration der archäologischen Studien
geherrscht Schon in der 1853 gegründeten »Zentralkommission
zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmäler« hatten diese
ein bescheidenes Plätzchen. 1876 schufen Alexander Conze und
Otto Hirschfeld in dem Archäologisch-epigraphischen Seminar
der Wiener Universität eine Schule, in deren »Mitteilungen« ein
Organ für die wissenschaftliche Erforschung der römischen Ver-.
gangenheit der österreichischen Lande gegeben ward. 1898 fand
diese Bewegung ihren Abschluß in der Gründung des Öster-
reichischen Archäologischen Instituts, das unter Otto Benndorfs ziel-
bewußter Leitung ebenso Reisen und Ausgrabungen (S. 164 ff.) wie
wissenschaftliche Verarbeitung des archäologischen Materials ins
Werk setzt Um nur zwei Beispiele der archäologischen Tätigkeit
zu nennen, so werden unweit Wiens seit 1877 höchst erfolgreiche
Ausgrabungen veranstaltet, um die alte Römerfeste Carnuntum
wiederzugewinnen; andererseits werden seit Jahren die weit zer-
streuten Überbleibsel der denkmälerreichen Kolonie Aquileja, der
wichtigsten Mittelstation für den Verkehr Italiens mit dem Nord-
osten, gesammelt und bearbeitet Museen bilden sich überall und
geben eine Anschauung des künstlerischen Charakters der einzelnen
mehr ist von Reichswegen eine Zentralstelle geschaffen worden, die
allen Vereinen von der niederländischen bis an die österreichische
Grenze mit Rat und, wo es erforderlich scheint, mit persönlicher
oder pekuniärer Hilfleistung beistehen soll; ohne die Selbständigkeit
der bestehenden Organisationen anzutasten, ist die Möglichkeit zu
gemeinsamer Wirksamkeit, zum vereinten Schlagen bei getrenntem
Marschieren, gegeben. In wissenschaftlichen Kreisen war man
sich darüber einig, daß ein solcher wissenschaftlicher Mittelpunkt
am besten mit dem Mainzer Zentralmuseum, dem das Reich eben--
falls erhebliche Mittel gewährt, vereinigt würde; auf diese Weise
hätte sich von selbst eine hohe Schule für Ausgrabungstechnik,
Museumsverwaltung, wissenschaftliche Untersuchung ergeben.
Leider haben Rücksichten anderer Ordnung die Vereinigung ver-
hindert, so daß nun die beiden Nachbarstädte Mainz und Frank-
furt sich in die Aufgabe teilen müssen.
In Österreich hat von jeher, trotz der Verschiedenheit der
Länder, eine größere Konzentration der archäologischen Studien
geherrscht Schon in der 1853 gegründeten »Zentralkommission
zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmäler« hatten diese
ein bescheidenes Plätzchen. 1876 schufen Alexander Conze und
Otto Hirschfeld in dem Archäologisch-epigraphischen Seminar
der Wiener Universität eine Schule, in deren »Mitteilungen« ein
Organ für die wissenschaftliche Erforschung der römischen Ver-.
gangenheit der österreichischen Lande gegeben ward. 1898 fand
diese Bewegung ihren Abschluß in der Gründung des Öster-
reichischen Archäologischen Instituts, das unter Otto Benndorfs ziel-
bewußter Leitung ebenso Reisen und Ausgrabungen (S. 164 ff.) wie
wissenschaftliche Verarbeitung des archäologischen Materials ins
Werk setzt Um nur zwei Beispiele der archäologischen Tätigkeit
zu nennen, so werden unweit Wiens seit 1877 höchst erfolgreiche
Ausgrabungen veranstaltet, um die alte Römerfeste Carnuntum
wiederzugewinnen; andererseits werden seit Jahren die weit zer-
streuten Überbleibsel der denkmälerreichen Kolonie Aquileja, der
wichtigsten Mittelstation für den Verkehr Italiens mit dem Nord-
osten, gesammelt und bearbeitet Museen bilden sich überall und
geben eine Anschauung des künstlerischen Charakters der einzelnen